Es gibt keine Probleme, es gibt nur Herausforderungen. Es gibt auch kaum Sprüche, die so inflationär daherkommen, dass sie sich selbst überflüssig machen. Das Managersprech wurde wohl erfunden in der Hoffnung, in schwierigen Situationen nicht vor Verzweiflung den Lemmingen nachzueifern, sondern Lösungen zu kreieren. Was im Grunde ein sinnvolles Ansinnen ist. Anke Rehlinger hat ihr Konzept „Aufbruch Saarland" unter Verzicht auf die abgedroschene Plattitüde vorgestellt. Wohl auch, weil die Situation des Landes ziemlich klar ist. Im Kern geht es ihr um Schwerpunkte, kein Verzetteln im Klein-Klein. Was plausibel ist, aber auch zwei Nebensätze erfordert.
Schwerpunkte setzen heißt im Umkehrschluss, dass anderes in der Prioritätenliste zurückstehen muss. Was unweigerlich Diskussionsstoff ergibt. Und zweitens sind Schwerpunktsetzungen immer auch eine Wette auf die Zukunft. Bislang ist die bei jedem Strukturwandel im Saarland ganz ordentlich ausgegangen. Eine Gewähr, dass das in Zukunft auch so geht, gibt es heute aber weniger denn je. Erst recht, weil es diesmal um erheblich mehr geht als „nur" einen wirtschaftlichen Strukturwandel.
Da macht sich eine kleine Vision ganz gut: das Saarland mit einer Million Einwohnern. Die Vorstellung, wieder zu den (Einwohner-) Millionären zu gehören, klingt reizvoll, wirkt aber auch irgendwie unrealistisch. Zumindest dann, wenn man die regelmäßigen Demografie-Berichte für unabänderliches Schicksal hält. Manch einer mag daraus schon den Wahlspruch, wonach Großes immer im Kleinen entsteht, dahin entwickelt haben, dass alles noch größer werden könnte, wenn es aus einem noch Kleineren entstünde. Man kann zu der Millionärsidee stehen, wie man will.
Der Kern dahinter ist allerdings ernst. Es geht durchaus um einen Überlebenskampf. Ist das Land nicht in allen Facetten attraktiv, werden wir über andere Zahlen reden müssen.
Die angekündigte Herbstklausur wird kaum ohne intensive, strittige Diskussionen abgehen. Die müssen auch angesichts der Probleme und Herausforderungen geführt werden. Schließlich ist die erste Million bekanntlich die schwerste.