Mit seinen rund 26 Kilo präsentiert sich das E-Bike Hercules unter den Falträdern als ein richtig dicker Brummer. Dafür überzeugt der Flitzer von Bosch mit einer aufgeräumten Optik, Stabilität und Sicherheit. Gelegenheiten neue Leute kennenzulernen, gibt es bei dem Falter übrigens gratis dazu.
Plötzlich geht nichts mehr. Das Faltrad bleibt einfach stecken, mitten auf der Rückbank meines Autos. „So ein Mist", rufe ich Wolfgang genervt zu. „Einer der Lenkergriffe hat sich gerade in der Kopfstütze des Beifahrersitzes verfangen. Wir müssen das Rad anheben." Mein Helfer seufzt müde auf. „Okay", höre ich ihn durch die aufgerissene Autotür. „Sollen wir vorher noch eine kleine Raucherpause einlegen?" Ich schüttele den Kopf und greife zur Lenkradstange. Noch vor wenigen Minuten waren wir uns völlig fremd. Nun folgt der hilfsbereite Passant gehorsam meinen Befehlen. „Okay", wiederholt der Mann und packt mit voller Kraft an die Räder. Mit vereinten Kräften heben wir das Fahrrad an, lösen den Lenkergriff von der Kopfhalterung und schieben das E-Bike aus dem Auto. Sobald die dicken Reifen die Straße berühren, atmen wir erleichtert aus. Ich lächle ihn an, er lächelt zurück. Es fühlt sich an, als hätte uns diese kraftraubende Erfahrung zu Freunden gemacht. Während ich das Rad aufklappe, greift Wolfgang zum ersehnten Zigarrenpäckchen. „Wofür brauchst du überhaupt das Monstrum?", fragt der 50-Jährige etwas skeptisch. „Für mehr Bequemlichkeit", feuere ich leicht ironisch zurück. „Du weißt doch, E-Bikes sind praktisch, klein und einfach in der Handhabung. Du brauchst keine Kette oder Schloss, um sie zu sichern. Klapp’ sie einfach zusammen und trage sie mit dir mit, wohin auch immer du willst. Fun-Faktor garantiert." Wolfgang schaut mich total verdutzt an. „Was, sagtest du, wiegt dieses Ding noch mal?"
Platzsparender Begleiter für Camping-Fans
Zugegeben, auch mir gab das Gewicht meines elektrischen Gefährten zu denken. Ganze 23,9 Kilogramm bringt das Modell Hercules Rob Fold F8 auf die Waage. Mit der Elektrobatterie wiegt mein Bike sogar stolze 26,3 Kilogramm. Im Vergleich dazu ist ein Fahrrad ohne E-Antrieb mit 15 Kilogramm ein echtes Leichtgewicht. Manche Modelle schaffen es sogar unter 10 Kilogramm. „Dann ist das Modell aber ziemlich unpraktisch", meckere ich schon im Fahrradladen. „Nicht unbedingt", kontert Bike-Experte Willi Bok von „bikes+ebikes by.schulz", der mir das Fahrrad für den Selbstversuch zur Verfügung stellt. Seit 25 Jahren ist der eingefleischte Rennradfahrer in der Bike-Branche aktiv und weiß um die Vor- und Nachteile der vielfältigen Modelle. „Hercules gehört zu den beliebtesten E-Bikes mit Falt-Funktion", lasse ich mir von Bok erzählen. Vor allem für Camper und Outdoor-Fans sei das Faltrad die beste Wahl. Das liege an seiner Handlichkeit, sagt er. Der Faltvorgang ist tatsächlich vergleichsweise einfach: Man klappt die Pedale ein, löst die Sicherung am Rahmen und dreht das Vorderrad nach hinten, wo es mit einer Magnethalterung am Hinterrad fixiert wird. Anschließend dreht man den Lenker zur Seite und fertig ist der platzsparende Falter. „Dann können sie das Rad einfach im Kofferraum verstauen, oder auf der Rückbank, oder in Ihrem Keller oder auf Ihrem Boot, falls Sie eins haben", erzählt Bok mit einem Augenzwinkern, während er den Falter vor meinen Augen auf- und zuklappt. Zweimal schaue ich genau hin, beim dritten Mal habe ich den Dreh raus. Was die Verfügbarkeit angeht, punktet Hercules mit seiner Omnipräsenz. Zu kaufen gibt es das Falt-Wunder überall: online und bei dem Händler um die Ecke. Und dies in unterschiedlichen Ausführungen für Damen und Herren.
Doch wie sieht es mit der Sicherheit und der Praxistauglichkeit des Fahrzeugs aus? Um das zu testen, nehme ich die Hercules mit in die Innenstadt. Bis zu einer Geschwindigkeit von 25 Stundenkilometern unterstützt der Antrieb seinen Fahrer beim Flitzen. Ab dieser Geschwindigkeitsgrenze muss der Radfahrer entweder selbst weiter beschleunigen oder das Bike ausrollen lassen. Das liegt an der deutschen Gesetzgebung. Jedes Fahrzeug, das schneller fahren würde, wäre versicherungspflichtig. Mein Hercules dagegen nicht. Ich kann sofort losradeln. Natürlich, nachdem ich mich mit einem herzlichen „vielen Dank" von Wolfgang verabschiedet habe.
Das Rad entpuppt sich als echter Blickfang
Für mich wird diese Fahrt zu einer Premiere. Ich war nämlich bis dato noch nie mit einem E-Bike unterwegs, geschweige denn mit einer in das Rad integrierten Falt-Funktion. Diese ist übrigens bei der Fahrt gar nicht mehr präsent. Die breiten Reifen geben mir eine solide Haftung auf der Straße, der stabile Rahmen mit einem bequemen Sitz sorgt für den Rest. Was die Sicherheit auf der Straße angeht, leistet das Modell alles, was ein Fahrrad zu leisten vermag. Die kleinen federleichten City-Flitzer, die ich ab und zu auf den Straßen von Saarbrücken sehe, kommen mir vergleichsweise wackelig vor. Mein Hercules nicht. Nomen est omen, wie es so schön heißt. Auch als ich auf die Wilhelm-Heinrich-Brücke zusteuere und anschließend auf dem rot markierten Fahrradweg zwischen den Autos düse, habe ich keine Bedenken. Das Rad zeigt sich stabil und gut sichtbar. Ich fahre über die viel befahrene Brücke ohne Zwischenfälle. Auch eine holprige Landstraße oder ein Serpentinenweg in den Bergen wäre für eine solche Maschine kein Problem, denke ich, während ich die Kreuzung passiere.
Bei der Praxistauglichkeit schneidet das Hercules dagegen nur mäßig ab, zumindest für mich. Ein schneller Sprint zum Bus – mit dem Falter auf dem Rücken – wäre für mich aufgrund des Gewichts schlichtweg unmöglich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich schon beim Ausladen des Fahrzeugs solche Schwierigkeiten hatte. Allerdings steckt in jedem Nachteil auch etwas Positives. Das Gewicht verleiht dem E-Bike mit seiner Acht-Gang-Schaltung Stabilität. Die aufgeräumte, harmonische Optik macht gleich Lust auf eine Probefahrt und sorgt noch dazu für neugierige Blicke bei den Passanten. Vor allem im gefalteten Zustand. „Kann ich dir helfen?", höre ich eine Stimme, als ich mein Rad nach einem gemütlichen Mittagessen in der Bahnhofstraße wieder aufklappen möchte. „Nein, passt schon", bedanke ich mich bei einer jungen unbekannten Dame. Sie bleibt trotzdem stehen und mustert neugierig mein Fahrzeug. Nach wenigen Minuten Gespräch ist klar: Wir machen eine Fahrradtour. „Ich werde noch ein paar Freundinnen fragen, dann lernst du sie auch kennen", verspricht mir meine neue Bekanntschaft.