Die Lösung eines volkswirtschaftlichen Problems liegt nicht nur auf der Hand
Das Geld wird abgeschafft! Mit dieser Aussage versucht einer unserer Bekannten schon seit Jahren, seine Mitmenschen zu verwirren. Seine stets nachgeschobene Erklärung, „Viele Leute haben schon keins mehr", erscheint aber wohl nur plausibel, wenn man sie aufs Bargeld bezieht. Schließlich gibt es ja ernsthafte Bemühungen, die unhygienischen Scheinchen und Münzen abzuschaffen und den Zahlungsverkehr ausschließlich bargeldlos abzuwickeln. Zwar macht es einen nicht reicher, wenn man beim Einkaufen die Kreditkarte zückt oder cool per Handy bezahlt. Aber es ist durchaus angenehm, nicht bei jedem Blick in den leeren Geldbeutel anschaulich mitzubekommen, wie blank man in Wirklichkeit ist!
Selbst wenn brave Bürger privat rote Zahlen möglichst meiden, sind sie alle öffentliche Schuldenbuckel: Auf jedem Deutschen – vom zahnlosen Säugling bis zum ebensolchen Greis – lastet in diesem Jahr laut Statistischem Bundesamt eine Schuldenlast von 23.980 Euro. Ganz schön happig!
Da hilft es auch kaum, wenn die Politiker uns gelegentlich mit einer angeblich etwas sinkenden Schuldensumme von der Richtigkeit ihres halböffentlichen Bemühens überzeugen wollen. Die dabei angewandten Rechentricks durchschauen wir selbst als Mathe-Schwachmatiker recht schnell und lassen uns daher von politisch motivierten Zahlenspielereien nicht sonderlich beeindrucken.
Hohe öffentliche Schulden halten uns ohnehin nicht davon ab, immer neue Ansprüche ans Gemeinwesen zu stellen. Schließlich ist unser Staat für uns da und nicht wir für ihn, auch wenn der gute John F. Kennedy uns früher in dieser Hinsicht umerziehen wollte. Also möchten wir Bürger nicht behelligt werden mit Rechnereien, die nicht nur die Köpfe der Finanzstrategen, sondern auch unsere eigenen – bildlich gesprochen – belasten.
Dass wir als Deutscher fast 24. 000 Euro öffentlichen Schuldenanteil tragen, juckt uns nicht die Bohne! Auch nicht, dass dazu ja noch Schulden von 13.692 Euro pro saarländischem oder sogar gut 15.000 Euro pro Berliner Kopf kommen und jeder von uns zusätzlich noch ein paar Tausender für seine Wohngemeinde zu tragen hat. Als Saarbrücker schleppen wir etwa zusätzliche 8.800 Euro mit uns rum. Für jeden saarländischen Deutschen mit Saarbrücker Wohnsitz summiert sich das dann schon auf gut 46.000 Euro. Ob die Pro-Kopf-Verschuldung dann von einem Jahr aufs nächste um zwei-, dreitausend Euro sinkt oder steigt: So was lässt uns ziemlich kalt. Unsere kreditfinanzierte Karibik-Kreuzfahrt und die Abzahlung unseres schnittigen SUV bereiten uns ja auch kaum Sorgen und hindern uns nicht am aufrechten Gang – in den nächsten Konsumtempel.
Von Haushaltsexperten gibt es ja nun die tollsten Vorschläge, wie man die öffentliche Pro-Kopf-Schuldenlast senken könnte. Aber irgendwie tun uns diese Vorschläge immer irgendwo weh und haben daher natürlich in einem demokratischen Willensbildungsprozess keine Chance.
Nach dem Durchforsten sämtlicher verfügbarer Statistiken und Datenbänken sehen wir nur eine einzige erfolgversprechende Lösung, die auch die staatsbürgerliche Leidensfähigkeit berücksichtigt: Nicht die insgesamt zu hohe Staatsverschuldung ist das eigentliche Problem, sondern die zu niedrige Anzahl der Köpfe! Es gibt schlichtweg zu wenige Deutsche, zu wenige Mitbürger in unserer Heimatgemeinde, auf die wir die Staatsschulden verteilen können. Hier müsste der Hebel endlich angesetzt werden, damit die Last für jeden Einzelnen sinkt.
Hören wir also auf mit der alljährlichen Schuldenrechnerei! Packen wir das Übel an seiner Wurzel: Ziehen wir uns mit unserer Partnerin oder unserem Partner – bei der Auswahl sollte man immer das volkswirtschaftliche Ziel im Auge haben – ins stille Kämmerlein zurück und beginnen in produktiver Zweisamkeit endlich damit, etwas wirklich Sinnvolles und zudem Schmerzfreies gegen die hohe Pro-Kopf-Verschuldung zu tun. Unser Schicksal liegt nämlich nicht nur in unserer Hand.