Die Tischtennisfrauen des TTC Eastside haben in dieser Saison große Ziele: Die Berlinerinnen wollen erneut das Triple aus Champions League, Meisterschaft und Pokal gewinnen. Dafür hat der Club noch einmal aufgerüstet und unter anderem Europas Nummer eins verpflichtet.
Mit einem „Triple-Wochenende" starten die Tischtennisfrauen des TTC Eastside vom 13. bis zum 15. September in die neue Saison. Binnen drei Tagen geht es dann gleich in drei Wettbewerben rund.
Am Freitag kommen zunächst die Spanierinnen von Girbau Vic TT zum Champions-League-Auftakt nach Berlin. Tags darauf wird zum ersten Bundesligaspiel der TTK Anröchte in eigener Halle empfangen. Und sonntags treffen sich die gesamte Liga sowie drei Zweitligisten und ein Drittligist zum porta Final 4 Pokal-Qualifier in der Hauptstadt. Aus insgesamt vier Gruppen qualifiziert sich jeweils der Sieger für das Pokal-Finalturnier Anfang Januar in Pforzheim. Und der Auftakt soll gleich den Ton für die gesamte Saison vorgeben. „Vielleicht ist das ja ein gutes Omen. Wir haben das Triple im Visier und werden alles daransetzen, dieses Ziel zu erreichen", kommentiert Berlins Trainerin Irina Palina die ungewöhnliche Spielplan-Kon-stellation. In der Saison 2013/2014 hatte Eastside als erste deutsche Frauenmannschaft schon einmal das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League gewonnen. 2015/16 und 2016/17 wiederholte der Club das Kunststück und blieb dabei im ersten Jahr sogar in allen 32 Saisonspielen ungeschlagen. Irina Palina war auch schon bei diesen Erfolgen als Trainerin in Berlin tätig gewesen. Die Spielerinnen Shan Xiaona und Georgina Póta waren bislang ebenfalls bei jedem Triple-Gewinn dabei und sind auch in dieser Saison wieder mit von der Partie.
Die Chancen stehen nicht schlecht, dass die beiden Urgesteine des TTC Eastside am Ende dieser Spielzeit erneut dreifach jubeln dürfen. In der Setzliste der Champions League, die sich aus den addierten Weltranglistenplatzierungen der einzelnen Spielerinnen jeder Mannschaft ergibt, stehen die Berlinerinnen mit Abstand auf Platz eins: Gleich fünf Spielerinnen von Eastside sind unter den ersten 50 in der Welt platziert. Beim österreichischen Vertreter Linz AG Froschberg, an Nummer zwei gesetzt und damit der vermeintlich stärkste Rivale im Titelkampf, sind es nur zwei.
Die Gruppenphase mit Spielen gegen Girbau sowie CP Lyssois Lille aus Frankreich ist da bloß eine Pflichtaufgabe, zumal von den drei Clubs die ersten beiden in die nächste Runde einziehen. Erst in der K.o.-Runde warten dann schwerere Gegner wie Linz oder Titelverteidiger KTS Tarnobrzeg aus Polen. Offen ist, wer aus dem Aufgebot der Berliner überhaupt zum Einsatz kommt. Trainerin Irina Palina hat die Qual der Wahl. Ein oder zwei Asse finden sich in vielen Mannschaften, doch der TTC Eastside ist auch im zweiten Paarkreuz und sogar darüber hinaus noch enorm stark besetzt. Manager Andreas Hain meinte im „Tagesspiegel" sogar: „Das ist der beste Kader, den wir je hatten."
Fünf Spielerinnen unter den ersten 50 der Welt
Sämtliche Meisterspielerinnen aus der Vorsaison sind geblieben: die beiden deutschen Nationalspielerinnen Shan Xiaona und Nina Mittelham, die Ungarin Georgina Póta, Matilda Ekholm aus Schweden, Kathrin Mühlbach sowie Irina Palina, die in einigen Partien selbst noch hinter der Platte steht. Hinzu kommen drei Verstärkungen: Fu Yu, die erfahrene Portugiesin mit chinesischen Wurzeln, deren Stil für viele Gegnerinnen äußerst unangenehm zu spielen ist; Archana Kamath, ein Talent aus Indien, die 2024 für ihr Land bei Olympia eine Medaille gewinnen soll, sowie als Königstransfer die Rumänin Bernadette Szöcs – als 14. der Weltrangliste momentan die am besten platzierte Spielerin in ganz Europa.
Der Wechsel von Szöcs kam dabei sehr kurzfristig zustande. Ende Mai, am letzten Tag der Wechselfrist, waren die Spielerin und Eastside-Manager Andreas Hain am Rande der China Open ins Gespräch gekommen. Ursprünglich hatte Szöcs nach Japan wechseln wollen, doch das Engagement hatte sich zerschlagen, sodass sie nun händeringend nach einem Club suchte, bei dem sie auf Spitzenniveau Tischtennis spielen konnte. Man einigte sich, und am Ende profitierten beide Seiten: Szöcs kann spielen, und Eastside verpflichtete sie vergleichsweise günstig. Dass sie aufgrund des späten Wechsels in dieser Saison nur in der Champions League zum Einsatz kommt und nicht in den beiden nationalen Wettbewerben, nahm der Club dabei in Kauf. Vereinspräsident Alexander Teichmann hat aber bereits durchblicken lassen, dass man für die Zukunft durchaus an einer Ausweitung des Engagements interessiert sei: „Wenn es gut läuft und wir merken, dass sie gut in die Mannschaft und zu Berlin passt, ist sie sicherlich eine heiße Kandidatin, um dann in der darauffolgenden Saison in allen drei Wettbewerben fest zum Team zu gehören."
Dass der TTC Eastside sich für diese Saison so breit aufgestellt hat, hat einen einfachen Grund: Aufgrund der laufenden Olympiaqualifikation werden etliche Topspielerinnen immer wieder fehlen, weil sie bei einem der großen Turniere um wichtige Weltranglistenpunkte kämpfen, um dann bei den Olympischen Spielen 2020 im japanischen Tokio dabei zu sein. Aus deutscher Sicht haben Shan Xiaona und Nina Mittelham gute Chancen, den Sprung ins DTB-Aufgebot zu schaffen. Das Team ist durch den Erfolg bei den European Games in Minsk (Weißrussland) bereits für Olympia qualifiziert – die genaue Besetzung steht aber noch nicht fest, die Konkurrenz ist groß.
„Da muss man dann auch nachsichtig sein"
Aber auch die ausländischen Spielerinnen des TTC Eastside hegen ihren Olympiatraum. Präsident Teichmann hat deshalb Verständnis, wenn die eine oder andere gerade in der Bundesliga oder im Pokal gelegentlich fehlen wird. „Die Olympischen Spiele sind für jeden Sportler etwas ganz Besonderes. Da muss man dann auch nachsichtig sein", sagt er. Gleichwohl dürfen die Berliner die nationale Liga auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Nach einer Modusänderung gibt es jetzt keine Play-offs mehr, der Sieger der Punkterunde wird am Ende auch deutscher Meister. „Da darf man sich keine Ausrutscher leisten. Wir müssen jedes Spiel ernst nehmen und möglichst hoch gewinnen, weil am Ende womöglich das Satzverhältnis über die Meisterschaft entscheidet", sagt Teichmann. Der größte Konkurrent dürfte wieder der SV DJK Kolbermoor sein. 2018 hatten die Oberbayern den TTC Eastside als Titelträger entthront. In der vergangenen Saison holten sich die Berlinerinnen die Meisterschaft zurück, im Pokal mussten sie Kolbermoor den Vortritt lassen. Das soll dieses Mal anders ausgehen. „Es ist ganz klar unser Anspruch, in allen drei Wettbewerben als Erster durchs Ziel zu gehen", sagt Alexander Teichmann.