Geländecoupés gehören zum guten Ton bei Autoherstellern, die etwas auf sich halten. So hat auch Audi eines im Programm, den Audi Q8. Er ist eine faszinierende Mischung aus kolossalem Auftritt und Leichtigkeit. FORUM hat den Audi Q8 50 TDI quatro aus der Sicht des Beifahrers getestet.
Der Audi Q8 ist imposant. Mit einem riesigen Kühlergrill, einer hohen Motorhaube und unglaublichen 21-Zoll-Felgen auf Niederquerschnittreifen steht er da und strotzt nur so vor Selbstbewusstsein. Und er ist lang, sehr lang. Wie lang wird mir erst so richtig klar, als er auf einem Parkplatz neben einem VW Bully steht, den er überragt. Auch in der Höhe schafft er es fast so hoch wie der Bully neben uns. Dennoch haben die Designer von Audi es geschafft, dem Q8 eine gewisse optische Leichtigkeit zu geben.
Das coupéhaft abgeschrägte Heck und die rahmenlosen Fenster der vier Türen tragen dazu bei. Unterstützt wird dieser Eindruck in der geschwungenen Seitenlinie der Silhouette und dem bei Audi aktuell durchgehenden Leuchtenband am Heck. Die Heckklappe lässt sich sowohl manuell als auch per Fernbedienung öffnen und gibt den Blick auf ein gigantisches Gepäckabteil frei, dessen Abdeckung automatisch nach hinten fährt, sobald die Heckklappe sich öffnet. Hier finden mindestens vier große Reisekoffer Platz. Genug Raum also, um mit der ganzen Familie einen längeren Urlaub anzutreten. Ein Tribut an die Bauform des Autos ist allerdings die hohe Ladekante, was uns im Alltag aber nie gestört hat. Beim Ausladen ist es sogar eher angenehm, sich nicht so tief bücken zu müssen, um den Kofferraum zu leeren.
Selbst von hinten betrachtet, ist die Perspektive auf den Q8 beeindruckend. Er wirkt nicht wirklich wuchtig, aber er fällt durch seine Breite und die hohe Fensterkante auf. Auch die Seitenfenster sind hoch angesetzt und verleihen dem Audi Q8 die Optik eines nach vorne stürmenden Kraftpakets. Wer den Q8 im Rückspiegel sieht, macht lieber Platz, denn der riesige Kühlergrill in Kombination mit den flachen LED-Matrixscheinwerfern empfiehlt jedem, sich mit diesem Gegner nicht anzulegen.
Reichlich Platz für vier Reisekoffer
Die 286 PS des Drei-Liter-Diesels mit sechs Zylindern tun das ihrige, um diesen Eindruck zu untermauern. Sie beschleunigen den Audi so, dass es uns regelmäßig in die Sitze drückt und Überholvorgänge nie ein Problem sind. Seine Höchstgeschwindigkeit von 245 km/h haben wir allerdings nie ausprobiert. Stattdessen gleiten wir entspannt durch die Lande, was sich überaus positiv im Verbrauch bemerkbar macht. Sechs Liter Diesel auf 100 Kilometer sind angesichts der Ausmaße des Q8 ein beeindruckender Wert.
Die wahre Faszination dieses Autos liegt für mich als Beifahrer jedoch im Inneren. Der ganze Innenraum wirkt einerseits dezent und doch hochmodern und luxuriös. Für angenehmen Fahrkomfort sorgen die Sessel in der ersten Reihe genauso wie die Rücksitze, deren Rückenneigung variabel ist. Die Vorder-, als auch die Rücksitze verfügen über eine Sitzheizung, die vorderen Sitze haben zudem eine Sitzkühlung. Auf den Rücksitzen reise ich bequem und dank Vier-Zonen-Klimaautomatik angenehm klimatisiert, was bei den vorherrschenden sommerlichen Temperaturen ausgesprochen wohltuend ist. Beinfreiheit ist in der zweiten Reihe kein Thema, selbst große Menschen haben reichlich davon. Bei Bedarf können hier auch drei Fahrgäste bequem Platz nehmen. Die Vordersitze sind mehr Sessel als herkömmliche Autositze – sehr breit und überaus gemütlich. Sie lassen sich vielfältig elektrisch einstellen und bieten sowohl für den Fahrer als auch für den Beifahrer eine Massagefunktion. Selbst bei meiner Körpergröße von 183 Zentimetern habe ich ausreichend Kopffreiheit, wenn ich den Sitz in seine höchste Position fahre. So ist der Neigungswinkel meiner Beine fast so, als säße ich auf einem Stuhl.
Der Innenraum ist mit Leder und Alcantara ausgekleidet und duftet herrlich, wenn ich die Tür öffne und einsteige. Das Armaturenbrett ist aufgeräumt und besticht mit seinen digitalen Instrumenten, die den Eindruck technischen Fortschritts vermitteln. In der Mittelkonsole sind untereinander zwei große berührungsempfindliche Displays angebracht. Das obere gehört zu einem Multifunktionsgerät für Navi und DAB+-Radio. Das untere steht für individuelle Einstellungen zum Wohlfühlen der Fahrgäste zur Verfügung. Es schließt sich ein breiter waagerechter Teil an, in dem zwei verdeckte Getränkehalter und einige Bedienknöpfe neben dem Schalthebel für die Automatik liegen. Den Abschluss bildet eine bequeme Armlehne, unter der wir zusätzlichen Stauraum finden. Nicht dass der nicht ohnehin reichlich vorhanden wäre.
Mit Head-up-Display immer alles im Blick
Die doppelt verglasten Fenster halten sowohl Wärme als auch Straßenlärm von den Fahrgästen fern. Selbst nachdem unser Testwagen bei Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke stundenlang in der Sonne gestanden hat, schafft die Klimaautomatik es nach knapp 200 Metern gefahrener Strecke, die Raumtemperatur auf ein angenehmes Niveau zu senken. Das ist etwas, auf das ich bei einem neuen Auto auf keinen Fall verzichten wollen würde.
Meine Pilotin ist vor allem vom Head-up-Display begeistert, das alle wichtigen Informationen auf die Windschutzscheibe projiziert. So hat sie nicht nur jederzeit alle Informationen – etwa erlaubte und aktuelle Geschwindigkeit –, sondern auch immer die Straße im Blick. Die entsprechende Verkehrszeichenerkennung liefert Daten übrigens nicht nur ans Head-up-Display, sondern schickt auch Impulse in Form eines leichten Stupser des Gaspedals an den Fuß. Faszinierend!
Ohnehin ist der Audi Q8 mit unzähligen Hilfs- und Assistenzsystemen ausgestattet, die ganz unauffällig und im Hintergrund ihren Dienst tun. Etwa eine Kombination aus Geschwindigkeits- und Abstandsautomatik. Vor Jahrzehnten war ein Tempomat eine beeindruckende Sache. Der Fahrer fuhr eine bestimmte Geschwindigkeit und stellte diese fest ein. Der Wagen behielt sie bei – auch wenn Hindernisse in den Weg kamen. Unser Testwagen macht es viel besser, denn er erkennt automatisch langsamer vorausfahrende Fahrzeuge, bremst den Q8 ab und beschleunigt erst wieder auf die eingestellte Geschwindigkeit, wenn der Weg frei ist. Das kann sein, wenn das Fahrzeug vor einem abgebogen ist, aber er beschleunigt eben auch, wenn der Q8 auf die linke Spur ausweicht und somit wieder freie Fahrt hat.
Ebenfalls ein hilfreiches Feature: Die vorderen Sitze fahren ein Stück nach hinten, sobald jemand die Tür öffnet. Das erleichtert den Ein- und Ausstieg und ist angenehm, wenngleich ich ohnehin reichlich Platz für meine Beine habe. Beeindruckt bin ich auch vom Türgriff. Eine Kleinigkeit nur, aber sie weist in die Zukunft. Bei den meisten Autos habe ich das Gefühl, dass ich einen mechanischen Hebel bediene, wenn ich am Türgriff ziehe, um die Tür zu öffnen. Nicht so beim Q8. Hier habe ich den Eindruck, dass ich einen Schalter bediene, der dafür sorgt, dass die Tür sich öffnet. Sensorik scheint auch in der Bedienung der Fenster Einzug gehalten zu haben. Sie senken sich ein wenig ab, bevor die Türen sich ganz schließen. Dadurch vermeidet Audi, dass im Inneren ein unangenehmer Überdruck entsteht.
Intelligente Seitenfenster mindern Innendruck
Ohnehin hat Audi darauf geachtet, auch kleinste Geräusche zu vermeiden, um die Fahrgäste nicht zu stören. Wenn die Seitenfenster in einem Zug auf- oder zufahren, bremst eine Automatik sie kurz vor dem Absetzen oder Schließen leicht ab und führt die Bewegung dann ganz sanft zu Ende. Dadurch entstehen keine mehr oder weniger störenden dumpfen Geräusche, wenn das Fenster den Boden der Tür erreicht oder am Dach anschließt.
Ansonsten ist der Q8 ein typischer Audi. Er bietet eine sehr hohe Verarbeitungsqualität, hochwertige Materialien und ein umfassendes Wohlfühlgefühl. Das alles hat natürlich seinen Preis. Wer ihn sich leisten kann, sollte sich glücklich schätzen. Wir haben die Zeit mit ihm sehr genossen.