Nach dem Coup gegen Borussia Dortmund wartet auf Union Berlin bei Werder Bremen eine auf dem Papier leichtere Aufgabe – doch genau darin liegt die große Schwierigkeit.
Normalerweise rollt an jedem zweiten Wochenende der Ball in der Alten Försterei. Auch am spielfreien Samstag (7. September) waren die Tore des Stadions geöffnet, doch Fußball wurde nicht gespielt. Stattdessen zog Union Berlin mit 400 Freiwilligen eine Evakuierungsübung durch.
„Safety First" – mit diesem Motto geht der Bundesliga-Aufsteiger auch ins Heimspiel am Sonnabend, 14. September, gegen Werder Bremen. Die Köpenicker wollen gegen die konterstarken Norddeutschen nicht in ihr Verderben rennen, obwohl sie nach dem völlig überraschenden 3:1-Coup gegen den bis dahin ungeschlagenen Titelkandidaten Borussia Dortmund vor Selbstvertrauen nur so strotzen. Ein schwieriger Spagat zwischen Euphorie und Vorsicht. „Es hat uns gutgetan, das waren wichtige drei Punkte gegen einen großen Gegner", sagte Innenverteidiger Marvin Friedrich über den ersten Bundesligasieg überhaupt in der Clubgeschichte. Doch nun zu glauben, es laufe gegen die im Vergleich zum BVB schwächer eingeschätzten Bremer deutlich einfacher, wäre ein fataler Trugschluss, sagt Friedrich: „Ich denke, wir sollten den Sieg nicht an die große Glocke hängen. Dass wir gegen Dortmund zu Hause gewonnen haben, interessiert nächste Wochen keinen mehr."
Fischer hat keinen Grund, etwas zu ändern
Dann wird über das Ergebnis gegen Werder diskutiert. Die Bremer, die durch den 3:2-Heimsieg vor der Länderspielpause gegen den FC Augsburg ihr erstes Erfolgserlebnis in der neuen Saison gefeiert haben, sind durch den erschreckend schwachen Auftritt der Dortmunder bei Union gewarnt. Das Team von Trainer Florian Kohfeldt dürfte weder das Berliner Team noch das heißblütige Publikum unterschätzen. Auch gegen Bremen setzt Union auf den „zwölften Mann". „Wir Spieler wissen, dass unsere Art, Fußball zu spielen, genauso sein muss wie die der Fans: alles reinhauen, alles geben, volle Leidenschaft zeigen", sagte Mittelfeldspieler Felix Kroos. „Das werden wir auch gegen Werder wieder so machen."
Für ihn selbst ist das Spiel etwas ganz Besonderes, schließlich bestritt der Bruder Toni Kroos zwischen 2010 und 2016 insgesamt 70 Pflichtspiele für die Grün-Weißen, ehe Felix zu Union wechselte und dort zum Aufstiegshelden wurde. „Der Verein bedeutet mir immer noch sehr viel", gibt Felix Kroos zu. Er sei dort „erwachsen geworden" und verfolge „noch immer sehr intensiv" den Club. „Ich bin eigentlich jemand, der zu Hause nicht viel Fußball guckt", sagte er der „Bild". „Das Einzige, was ich schaue, sind Spiele von Werder und natürlich meinem Bruder." Gegen seinen Ex-Verein dürfte Kroos wohl erneut nur die Bankrolle einnehmen, auch wenn er bei seiner Einwechslung gegen Dortmund in der zweiten Halbzeit Pluspunkte sammelte. Zweikampfstark und mit Übersicht half der 28-Jährige mit, das Ergebnis über die Runden zu bringen. „Klar will ich spielen", sagt Kroos. „Ich will die Chance nutzen, wenn ich sie bekomme."
Dies hat gegen den BVB vor allem das Innenverteidiger-Duo Marvin Friedrich und Neven Subotic getan, das auch gegen Bremen von Beginn an starten dürfte. Trainer Urs Fischer hat keinen Grund, an seiner Erfolgself etwas zu ändern. Allerdings lässt der XXL-Kader viele Möglichkeiten zu. Frisch dürften alle sein, denn in der Länderspielpause gab der Schweizer seinen Spielern drei freie Tage. Die Trainingsleistung und der Auftritt beim 3:1 im Testspiel gegen den Drittligisten Chemnitzer FC hatten ihm so gut gefallen, dass sich Fischer spendabel zeigte.