Am 21. September startet die Frauenbasketball-Bundesliga in die neue Saison. Mit Meister Herne, Vorjahressieger Keltern, Ex-Champion Wasserburg sowie dem eingespielten Marburger Team machen sich gleich vier Clubs Hoffnungen auf den Finaleinzug.
Mit einigem Stolz gab die Damen Basketball Bundesliga (DBBL) im August bekannt, dass ihre Partien ab dieser Saison komplett auf dem Online-Portal „Sporttotal.tv" übertragen werden. „Zusammen mit Sporttotal wird sich der Basketballsport künftig innovativer präsentieren. Die Medialisierung bietet unserem Sport die Möglichkeit, wahrgenommen zu werden", sagte der DBBL-Vorsitzende Andreas Wagner. Und weiter: „Basketball zählt weltweit zu den populärsten Ballsportarten. Wir laden jeden ein, den Basketballsport mit seinen Spielerinnen in Zukunft für sich zu entdecken. Und das machen wir mit Sporttotal so attraktiv und bequem wie möglich." Der Streamingdienst wird dafür die Wettkampfstätten der zwölf Bundesligisten mit seiner vollautomatisierten Kameratechnologie ausstatten und in den kommenden zehn Jahren exklusiv alle Spiele übertragen.
Zugegeben: Es waren nicht ARD und ZDF oder einer der anderen etablierten Sportsender im deutschen Fernsehen. Man sollte den Deal also auch nicht überbewerten. Natürlich wird die Frauenbasketball-Bundesliga auch weiterhin im Schatten des Männerspielbetriebs stehen. Der Frauensport hat es hierzulande schwer, das ist im Basketball nicht anders als in anderen Sportarten. Doch vielleicht führt die neue Partnerschaft dazu, dass ein paar Menschen mehr auch jenseits der Spielorte mitbekommen, welch guter Sport in der DBBL geboten wird.
Herne will auch im Eurocup eine gute Rolle spielen
Denn die Liga hätte es durchaus verdient, künftig stärker wahrgenommen zu werden. Über mangelnde Spannung können sich die Fans jedenfalls nicht beklagen. In der vergangenen Saison lieferten sich Herne, Keltern, Wasserburg und Marburg einen Vierkampf an der Spitze. Vorbei sind die Zeiten, in denen in den 90er-Jahren erst Wuppertal und seit 2004 der TSV 1880 Wasserburg regelmäßig die Meisterschaft abgeräumt hatten. 2018 waren es die Rutronik Stars Keltern gewesen, die erstmals den Titel holten, 2019 dann der Herner TC, der sich ebenfalls zum ersten Mal die nationale Krone aufsetzen konnte. In einer packenden Finalserie bezwang der HTC den Titelverteidiger aus Keltern mit 3:2 Siegen. Weil Herne zudem auch im Pokalwettbewerb triumphierte, gelang dem Ruhrpottclub in der bislang erfolgreichsten Saison der Vereinsgeschichte am Ende sogar das Double.
„Herne hat in den vergangenen Jahren eine ziemliche Entwicklung gemacht. Nicht nur sportlich, sondern vor allem auch, was die Medienpräsenz und die Stellung in der Stadt angeht. Es interessieren sich heute viel mehr Menschen für Frauenbasketball. Und auch Sponsoren, die sich früher nur beim Fußball engagiert haben, zeigen auf einmal Interesse", berichtete die frühere HTC-Kapitänin Emina Karic nach dem Finalerfolg im „BIG-Basketballmagazin". Im Sommer hat Karic ihre Karriere beendet, doch eines gab sie ihrem früheren Club noch auf den Weg: „Ich kann mir schon vorstellen, dass die Ära Herne gerade erst beginnt."
Tatsächlich zählen die Westfalen auch in dieser Saison wieder zu den Favoriten. Herne hat sich auf allen Positionen gezielt verstärkt: Unter anderem wechselte mit Flügelspielerin Adelina Abaiburova erstmals eine Spielerin aus der finanzstarken russischen Liga in die DBBL – eine deutliche Ansage an die Konkurrenz. Damit peilt Herne nicht nur in der Bundesliga erneut den Titel an, sondern will auch im Eurocup eine gute Rolle spielen.
Drei Clubs mit neuem Trainer
Zum ersten Mal geht Herne im Europapokal an den Start und trifft dort in der Vorrunde ausgerechnet auf den Club, der sich auch national als Stolperstein auf dem Weg zur Titelverteidigung erweisen könnte: die Rutronik Stars Keltern. Zumindest auf dem Papier sind die Sterne sogar noch ein bisschen besser aufgestellt als der HTC. Nach der letztjährigen Finalniederlage wurde beinahe der gesamte Kader ausgetauscht, lediglich drei Spielerinnen durften bleiben. Und die Neuen können sich sehen lassen: Die nach einem Jahr zurückgekehrte Amber Orrange war schon beim Titelgewinn 2018 die überragende Spielerin; die Lettin Ilze Jakobsone, aus Freiburg gekommen, war im vergangenen Jahr die beste Dreierschützin der Liga.
Deutsche Spielerinnen sucht man in Kelterns Kader übrigens vergeblich, nachdem mit Emma Stach und Linn Schüler die beiden letzten Einheimischen den Club verlassen haben. Zwar haben sich die DBBL-Clubs darauf verständigt, dass ab dieser Saison mindestens drei Spielerinnen auf dem Spielberichtsbogen Deutsch sein müssen – bis 2022/23 soll diese Zahl sogar schrittweise bis auf sechs Spielerinnen steigen –, doch diese Abmachung ist lediglich freiwillig.
Andere Bundesligisten handhaben es anders. Beim BC Pharmaserv Marburg etwa stehen in dieser Saison mit Alexandra Wilke, Marie Bertholdt, Finja Schaake, Stephanie Wagner und Theresa Simon gleich fünf Nationalspielerinnen im Kader; hinzu kommt Trainer Patrick Unger, der nebenbei noch als Bundestrainer tätig ist. Auch in Wasserburg sind mit Svenja Brunckhorst, Laura Hebecker, Leonie Fiebich und Svenja Greunke vier Nationalspielerinnen versammelt, wenngleich Fiebich aufgrund eines Kreuzbandrisses bei der U19-WM erst einmal für die nächsten Monate ausfällt. Trotzdem zählen die Oberbayern ebenso wie Marburg erneut zu den ersten Anwärtern auf einen Platz in der Vorschlussrunde und könnten sogar den Sprung ins Finale schaffen, falls eines der beiden Topteams unerwartet schwächelt.
Gleich drei Clubs gehen mit jeweils neuem Trainer in die Saison. Bei den XCYDE Angels Nördlingen hat Ajtony Imreh das Amt von Patrick Bär übernommen, der sich eine Auszeit vom professionellen Basketball gönnt. Auch bei den Flippo Baskets BG 74 Göttingen mit Goran Lojo sowie beim TK Hannover mit Tatiana Gallova stehen neue Verantwortliche an der Seitenlinie. Seine erste Bewährungsprobe erlebt das Trio am 21. September beim Season Opening in Hannover. Bei dem Saisoneröffnungsturnier sind alle zwölf DBBL-Vereine an einem Ort versammelt, wobei die Veranstaltung erstmals an nur einem Tag ausgetragen wird, dafür aber in zwei verschiedenen Sporthallen. Ein Shuttle-Service wird eingerichtet. „Als Ein-Tages-Event lässt sich das Season Opening deutlich besser vermarkten", begründet Dorothea Richter vom TK Hannover die Formatänderung.
Royals mit prominentem Fan
In diesem Jahr sind beim Season Opening gleich drei Vereine vertreten, die in der vergangenen Saison noch nicht erstklassig spielten. Neben den beiden sportlichen Aufsteigern aus der Zweiten Liga, den Giro-Live Panthers Osnabrück und den SNP Bas-Cats USC Heidelberg betrifft das auch die GISA Lions SV Halle. Die Löwen hatten den sofortigen Wiederaufstieg eigentlich verpasst, bekamen nachträglich aber den Platz der Chem-Cats Chemnitz zugeteilt, die sich aus der DBBL zurückgezogen haben und ihr Spielrecht an die Hallenserinnen übertrugen. Zuvor hatte bereits Eintracht Braunschweig „aus konzeptionellen Gründen" seinen Rückzug aus Liga eins verkündet. Davon wiederum profitierten die Inexio Royals Saarlouis. Eigentlich wären die Saarländer abgestiegen. Denn die Liga erkannte der Mannschaft am grünen Tisch drei Punkte ab, weil das Team eine Spielerin eingesetzt haben soll, die über keine Spielerlaubnis verfügte. Das bestreitet der Verein allerdings. Zwischenzeitig drohte eine juristische Auseinandersetzung zwischen den Royals und der DBBL. Doch mit dem Braunschweiger Rückzug löste sich das Problem quasi von selbst. Saarlouis bleibt der Liga erhalten und hofft nun mit neuem Namenssponsor auf bessere Zeiten. „Es war ein turbulentes Jahr für die Royals. Aber jetzt geht der Weg wieder in die richtige Richtung. Der Verein hat einen Neuaufbau eingeleitet und startet mit einer frischen Mannschaft in die neue Saison. Ich habe jedenfalls keine Lust auf Abstiegskampf. Ich will unbedingt in die Play-offs und im Pokalwettbewerb ins Top Four", sagte Neuzugang Levke Brodersen im „BIG-Basketballmagazin". Der Auftakt war schon einmal vielversprechend: Im Testspiel wurde die belgische Spitzenmannschaft Spirou Ladies Charleroi deutlich mit 81:53 bezwungen. Unter den Gästen in der Stadtgartenhalle war auch Bundesaußenminister Heiko Maas, ein bekennender Royals-Fan.