In der Fortsetzung zum Horrorhit „Es“ kriecht der gruselige Clown Pennywise zurück ans Tageslicht. Er will Rache nehmen an jener Freundesclique, die ihn 27 Jahre zuvor besiegt hat.
In den 1980er-Jahren hat Stephen King seinem Namen alle Ehre gemacht. Der US-Schriftsteller war König der Horror-Literatur. Als Schnellschreiber warf er in kurzer Zeit erfolgreiche Bücher auf den Markt und lehrte mit „Carrie“, „Shining“ und „Friedhof der Kuscheltiere“ vielen Jugendlichen das Fürchten. Mit seinem weit mehr als 1.000 Seiten starken „Es“ ließ Stephen King den eigentlich zur Unterhaltung dienenden Clown zur Angstfigur werden – auch im Kino, denn „Es“ wurde bereits 1990 zum Film umgearbeitet. Hollywood nahm sich den Stoff vor drei Jahren erneut vor und brachte Clown Pennywise digital mächtig aufgedonnert noch einmal ins Kino – und mit einem verblüffend großen Erfolg. „Es“ soll weltweit mehr als 700 Millionen Dollar eingespielt haben und gilt nun als erfolgreichster Horrorfilm überhaupt.
Das Besondere an „Es“ 2017 war, dass der Film nur die Hälfte der Story erzählt. Im Gegensatz zum Buch und zum Film von 1990 hat Regisseur Muschietti die Geschichte inhaltlich in zwei Teile aufgespalten. So spielt der erste Teil während der späten 1980er-Jahre und erzählt von einer Gruppe Jugendlicher, die sich einem Monster der Unterwelt stellen. Das Wesen lockt mit roter Clownsnase, weiß geschminktem Gesicht und einem breiten Lächeln arglose Kinder in sein Verließ – leicht zu erraten, dass „Es“ mit den Kindern nicht nur Ballspielen möchte. Aber die Jugend-Gang hat es geschafft, Pennywise in einem furiosen Kampf zu besiegen. Was die Gang nicht weiß (der Zuschauer aber schon): Pennywise ist nicht tot, sondern hat sich schwer verletzt in die Tiefe zurückgezogen.
27 Jahre später setzt die Handlung von „Es – Kapitel 2“ ein. In der Kleinstadt Derry mehren sich erneut blutige Zwischenfälle – von einem Liebespaar zum Beispiel werden nur noch Fetzen gefunden. Die ehemals Jugendlichen von einst bekommen davon jedoch nichts mit, denn sie sind in alle Windrichtungen zerstreut. Einzig Mike (Isaiah Mustafa) ist in Derry geblieben. Nun gerät er in Panik und ruft die Gruppe wieder zusammen.
Die Rückkehr zu den Erinnerungen ist schmerzhaft
Da ist Beverly (Jessica Chastain), die inzwischen eine Modefirma leitet. Der stotternde Bill Denbrough (James McAvoy) hat es zum erfolgreichen Schriftsteller gebracht, der ehemals übergewichtige Ben Hanscom (Jay Ryan) ist ein ausgebuchter Star-Architekt, während Plappermaul Richie Tozier (Bill Hader) Karriere als Radiomoderator gemacht hat. Auch Eddie (James Ransone) und Stan (Andy Bean) kann Mike überreden, wieder nach Derry zu kommen und sich zu erinnern. Denn die Ereignisse von einst scheinen ausgelöscht und vergessen – nur mühsam und mit vielen Schockeffekten können sich die Erwachsenen aufraffen, den Kampf mit Pennywise erneut aufzunehmen, um dem bunten Monster endgültig den Garaus zu machen.
Nicht nur die Akteure in „Es – Kapitel 2“ sind erwachsen geworden. Während der erste Teil vor drei Jahren sich zuweilen in künstlicher Nostalgie der 80er-Jahre verlor, ist „Es 2“ nun ein moderner Horrorfilm. Er kann ohne Weiteres in Erfolge wie „Get out“ (2017), „Ma“ (2019) oder den „Conjuring“ und den „Insidious“-Filmen eingereiht werden. Regisseur Andrés Muschietti hat eine perfekte Entscheidung getroffen, die eigentliche Geschichte der Vorlage inhaltlich in zwei Teile aufzuspalten. Im Buch nämlich ließ Stephen King die Handlung auf zwei Zeitebenen spielen, was die Geschichte zuweilen etwas mühsam zu lesen machte. „Es – Kapitel 2“ präsentiert den Horror deutlich strukturierter, mit erheblich mehr Tempo und einigen Schockeffekten, die manchen Zuschauer gewaltig in den Kinosessel drücken wird. Und doch hätte Muschietti die Handlung noch etwas straffen können. Immerhin hat der Film eine Laufzeit von fast drei Stunden. Manche Szene scheint nur der Effekthascherei zu dienen, statt wichtig für die Handlung zu sein. Wenn Pennywise am Ende des (etwas kuriosen) Finales endgültig besiegt ist (und damit ist nicht zu viel verraten), dürfte „Es – Kapitel 2“ bald auch ein weiterer Sieg zu Buche stehen. Denn es gilt als sicher, dass der zweite den ersten Teil bei den weltweiten Einspielergebnissen überrunden wird.
