Nach der Niederlage in Mainz und dem Sturz ans Tabellenende steht Hertha BSC im Heimspiel gegen Paderborn mächtig unter Druck.
Am Ende reichte es nicht einmal aus, dass der Torfluch in Mainz gebrochen werden konnte: Nach über acht Stunden ohne ein Erfolgserlebnis in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt köpfte Marko Grujic die Flanke des eingewechselten Javairô Dilrosun zum 1:1-Ausgleich für Hertha BSC ins Netz. Da waren noch sieben Minuten zu spielen, und die Hoffnung wenigstens auf das Minimalziel eines Punktgewinns wieder intakt. Gerade in der zweiten Halbzeit hatte die Mannschaft von Ante Čović mit beinahe schon wütenden Angriffen auf den 1:0-Pausenrückstand reagiert. Spät schien der Bann dann gebrochen, doch es sollte anders kommen: Bei einer Ecke der Mainzer zwei Minuten vor dem Ende war Jerry St. Juste zur Stelle und köpfte sein Team zum ersten Saisonsieg. Dadurch übernahm Hertha BSC die rote Laterne von den 05ern – ein Punkt aus vier Partien, das ist zweifellos eine Bilanz, die man an der Spree alles andere als erwartet hatte. Und es ist eine Situation, in der man gleichzeitig die Ruhe bewahren muss – gleich zu Beginn seiner Tätigkeit also eine Herkulesaufgabe für den „Novizen" Čović.
Der Trainer tauschte sein Personal auf gleich fünf Positionen
Mehr Kompaktheit, mehr Laufbereitschaft, mehr Abschlüsse – das waren die Vorgaben vor der Partie in Mainz. Der neue Coach änderte seine Formation in ein 3-5-2-System und tauschte sein Personal dafür auf gleich fünf Positionen gegenüber dem Schalke-Spiel 14 Tage zuvor aus. Die Dreierkette bildete Čović dabei neben Niklas Stark – der bislang auch noch nicht zu überzeugen wusste, aber vom Hertha-Trainer in der Ligapause demonstrativ den Rücken gestärkt bekam – aus zwei Spielern, die in der Bundesliga 2019/20 noch gar nicht zum Zug gekommen waren: Dedryck Boyata und Jordan Torunarigha. Im zentralen defensiven Mittelfeld sollte dazu Per Skjelbred seine Zweikampfstärke ins Spiel bringen – eine Formation, die insgesamt zwar zu mehr Kompaktheit im Abwehrbereich führte, aber die Niederlage am Ende trotzdem nicht verhindern konnte. Auch Last-Minute-Zugang Marius Wolf fand sich – nur wenig überraschend – auf der rechten Seite in der Startelf, ebenso wie Davie Selke im Angriff. Die Verlierer dieses Paradigmenwechsels waren Lukas Klünter, Karim Rekik und Vladimir Darida im Defensivbereich, sowie Maximilian Mittelstädt (linke Seite) beziehungsweise Kapitän Vedad Ibisevic im Sturm. Nicht nur, dass sie auf die Bank mussten, sie alle brummten dort auch die kompletten 90 Minuten ab.
Schon im nächsten Spiel, am Samstag, 21. September, 15.30 Uhr, im Olympiastadion gegen den SC Paderborn, könnte die Aufstellung aber schon wieder eine ganz andere sein. Im gewissermaßen nächsten Krisengipfel der bislang einzigen beiden sieglosen Teams muss sich Ante Čović zwischen Anspruch und Realität entscheiden: Will man den absoluten Underdog der Liga primär mit spielerischen Mitteln bezwingen, oder geht es mehr über harte Arbeit? In jedem Fall würde alles andere als ein Dreier die vor der Saison entfachte Euphorie in Berlin auf einen absoluten Tiefpunkt stürzen lassen. Immerhin: In allen drei Heimspielen gegen Paderborn in Erster und Zweiter Liga erzielte Hertha BSC bislang stets zwei Treffer.