Die Klimakatastrophe ist kein Problem, für dessen Lösung noch viel Zeit wäre
Tausende Schülerinnen und Schüler haben intuitiv etwas verstanden, woran viele Erwachsene scheitern. Sie gehen freitags auf die Straße, um für ihre Zukunft zu demonstrieren. Eine https://magazin-forum.de/de/node/add/artikelZukunft, die in Gefahr ist. Wir Erwachsene scheinen gleichzeitig in unseren Hamsterrädern gefangen, laufen immer schneller und schneller und erkennen dabei nicht, wie sich die Welt um uns herum verändert.
Die Permafrostwälder in Sibirien brennen in bisher unbekanntem Ausmaß. Das setzt CO2 frei, was den Treibhauseffekt beschleunigt, was zu vermehrten Bränden führt, was mehr CO2 freisetzt.
Das Nordpolarmeer bleibt immer länger im Jahr eisfrei. Statt eines weißen Eisschildes, das die Sonnenwärme reflektiert, ist die dunkle Fläche des Ozeans zu sehen, die die Sonnenwärme aufnimmt. Die Erwärmung vermindert Eisbildung, wodurch weniger Wärme zurück ins Weltall reflektiert wird.
Wenn solche Effekte so stark werden, dass sie auch ohne Zutun von Menschen und unseren künstlichen CO2-Emissionen einen sich selbst verstärkenden Kreislauf bilden, spricht man von einem Tipping Point, einem Umschwingen des komplexen Systems Klima in einen neuen Zustand. Es darf niemanden überraschen, dass dies ein für die Menschheit eher ungünstiger Zustand sein wird.
Wir unterschätzen, wie eng der klimatische Bereich ist, in dem wir derzeit so komfortabel leben. Mit all unseren „Kornkammern", „Gemüsegärten" und Plantagen.
Wir brauchen für den Erhalt unserer Zivilisation, die im Moment 7,8 Milliarden Menschen sattkriegen muss, ein ziemlich stabiles und vorhersagbares Wettergeschehen. Es wäre absolut vernünftig, sich möglichst weit von diesen Tipping Points zu bewegen, also den Ausstoß an klimaschädlichen Gasen schnell und massiv zu begrenzen. Leider ist das Gegenteil der Fall: Noch immer steigen die CO2-Emissionen jedes Jahr weiter an, statt zurückzugehen. Politik und Wirtschaft schlafwandeln die Menschheit immer schneller in eine irreversible Klimakatastrophe hinein.
Welch furchtbarer Mangel an Vorstellungskraft hat uns befallen, dass wir das tägliche Essen von Rindfleisch, das Umrunden der halben Welt für ein zweitägiges Meeting oder die Lieferung von Waren aus China innerhalb weniger Tage über die Rettung unserer Zivilisation stellen?
Die Politik ist in Angst vor der Unpopularität dringend notwendiger Regulierungen, die Wirtschaft in Panik vor schlechteren Zahlen als die Konkurrenz erstarrt.
Das ist umso tragischer, da wir uns nicht wirklich aussuchen können, ob wir etwas gegen die immer stärker wirkende Klimakatastrophe tun wollen oder nicht. Je gravierender die Auswirkungen werden, desto größer wird der Druck auf die Politik werden zu handeln. Und diese wird den Druck sehr schnell an die Wirtschaft weitergeben, nicht nur in unserem Land, sondern global. Heute könnten wir etwa die deutsche Autoindustrie durch eine enge Regulierung zum schnellen Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor zwingen, ohne dass es zu existenziellen Verwerfungen in der Industrie kommen würde. Morgen werden notgedrungen zahlreiche Staaten den Import von Verbrennern verbieten und unsere Industrie wird nicht bereit sein. Das Geschäft wird nach China gehen, wo die Regierung bereits heute die notwendigen Veränderungen forciert.
Ein banales Beispiel verglichen mit den Millionen von Menschen, die wir in unserer heute noch gemäßigten Klimazone aufnehmen müssen, weil deutlich größere auch sehr bevölkerungsreiche Regionen auf unserem Planeten schlicht nicht mehr bewohnbar sein werden. Hoffentlich müssen wir nicht herausfinden, wie viele Menschen wir bereit sind, an unseren Grenzen sterben zu lassen, bevor unsere freie Gesellschaft daran zerbricht.
Die Einsätze sind hoch, die Schritte die getan werden müssten sind heute noch überschaubar, aber nicht mehr lange. Eigentlich zählt jeder Tag.