In „Everest – Ein Yeti will hoch hinaus" fahndet ein liebenswürdiges Knuddelmonster nach verlorener Familie. Dabei muss er vom City-Moloch Shanghai mit quirligen Kids einen abenteuerlichen Trip durch das Reich der Mitte absolvieren.
Teeny Yi (Nilam Farooq) traut ihren Augen nicht. Auf dem Dach ihrer kleinen Kemenate in Shanghai hockt ein junger Yeti. Dem muss geholfen werden, koste es, was es wolle. Denn flugs wird klar: Der zottelige Kuschelkumpel muss schnellstens in den heimischen Schoß der Familie zurückgebracht werden.
Und zwar zum ungemütlichsten Ort der Welt, den ewig eisigen Höhen der Himalaya-Giganten. Allmählich gewinnt sie sein Vertrauen und schenkt ihrem neuen Mitbewohner den Namen des mit 8.848 Metern höchsten Berges der Erde: Mount Everest. Nur gemeinsam sind Yi und Everest mit ihren Freunden Jin (Julien Bam) und Peng (Moritz Hübscher) stark genug, einen derartigen, mit allen Tücken und Fallen gespickten Wanderwahnsinn zu bewältigen. Dagegen ist der längste Jakobsweg eine lächerliche Kurzstrecke. Also begibt sich die Truppe auf den supertollen Trip quer durch das riesige Reich der Mitte, um Everest wieder glücklich zu machen.
Fantastische Fähigkeiten
Auf die sympathische Outdoor-Truppe warten jedoch zahlreiche Unwägbarkeiten. Auch finanzieller Natur. Sie müssen sich nicht nur des vermögenden Laborchefs Burnish (Bodo Wolf) und der gnadenlosen Zoologin Dr. Zara (Anna Carlsson) erwehren, die es auf das Fabelwesen abgesehen haben, um dessen fantastische Fähigkeiten, die Natur zu beeinflussen, für ihre eigenen Zwecke schändlich zu missbrauchen. Nein, die Teenager kämpfen auch tapfer gegen die wahnsinnigen Widrigkeiten ungewohnter Lebenswelten und den infamen Egoismus rücksichtloser Zeitgenossen. Rücksichtslos witzig hat abermals die Animations-Kunstschmiede Dreamworks, die mit ihrer „Shrek"-Reihe zeitlose Leinwand-Klassiker kreiert haben, mit ihrer zuckersüßen Story und forsch-frechen Zitaten, einen Film geschaffen, der akute Weltprobleme wie Naturschutz, Diskriminierung, Ressentiments, Umwelt, Vorurteile zeitgemäß fokussiert. Herrlich hingebungsvoll von „Jagdfieber"-Inszenator Jill Colton umgesetzt.
Keine Frage, Yetis haben seit jeher in sämtlichen Variationen Kinofantasien beflügelt, in jedem Genre, in jeder Ab- und Unart. Im englischen Original heißt dieses Highlight mit Titel „Abominable", als Abkürzung des Begriffs „Abominable Snowman" – wie der Yeti auch im Englischen bezeichnet wird. Hier aber findet der Betrachter nach Klassikern wie „Die Monster AG" (2001) von Pete Docter, „Smallfoot" (2018) von Karey Kirkpatrick, „Bigfoot und die Hendersons" (1987) von William Dear oder „Mister Link – Ein fellig verrücktes Abenteuer" (2019) von Chris Butler ein erfrischendes Komödienpendant. Nicht als „fellig verrücktes Abenteuer" in sogenannter Stop-Motion-Technik inszeniert, wobei Bewegung vorgetäuscht wird, indem Einzelbilder von ruhenden Motiven gefilmt und aneinandergereiht wurden. Nein, das aktuelle Popcorngewitter wurde aufwendig nach allen Regeln US-amerikanischer Animationskunst auf Erfolgskurs getrimmt.
Beflügelte Kinofantasien
Die Mythen- und Legendenbildung endet wahrscheinlich nie. Wie in Loch Ness nach Nessie, suchen Wissbegierige und Wissenschaftler nach dem mysteriösen, auch als Menschenfresser zu Ehren gekommenen Schneemenschen.
Ende 2017 präsentierten hartnäckige Wissenschaftler Beweisstücke aus Fell, in dem Erbgut vom Yeti existent sei, der in China und Tibet zumeist als ein „Bärenmensch" charakterisiert wird. Dabei soll es sich um Überbleibsel des gigantische Mischwesens handeln, das sich am wohlsten in den tief verschneiten Regionen des Himalaja fühlt und vor allem eines sein soll: gigantisch, gemein, gefräßig und gefährlich.
Nun wird allmählich entwarnt: Alles deutet auf eine seltene Tierart hin, etwa Languren-Affen, oder eben um einen schlechtgelaunten Bären. Das aber ist in diesem Kinohit ausgeschlossen. Große und kleine Filmfans verlassen das Kino mit viel bester Laune und einem Lächeln auf dem Gesicht. Versprochen.