Kaviar Gauche ist das deutsche Label für moderne Bridal Couture und luxuriöse Anlassmode. Alle Kleider und Schleier werden im Berliner Atelier von Hand gefertigt. Im Interview sprechen Johanna Kühl und Alexandra Roehler über ihre Anfänge und neue Brautmoden-Trends.
Frau Roehler, Frau Kühl, wie sahen Ihre ersten Schritte als Designer aus, und wie haben Sie das Thema Brautmode für sich entdeckt?
Gegründet haben wir Kaviar Gauche etwa sechs Monate nach Abschluss unseres gemeinsamen Studiums an der internationalen Modeschule Esmod in Berlin. Zuvor haben wir diverse Assistenzen im Design- und Stylingbereich absolviert. Alexandra als Stylistin in Berlin und Johanna in Stockholm, London und Paris. 2004 starteten wir mit einer Guerilla-Modenschau vor dem Pariser Conceptstore Colette.
Insbesondere unsere Abendkleider und Red Carpet Looks waren sehr erfolgreich. Wir bekamen mehrfach äußerst insistierende Anfragen, ob diese Kleider auch in Weiß erhältlich seien, um sie zur Hochzeit tragen zu können. Uns wurde klar, dass wir eine Marktlücke in dem völlig übersättigten Markt gefunden hatten. Es war definitiv die richtige Entscheidung und wir sind sehr glücklich, diesen Schritt gegangen zu sein.
Wie kamen Sie auf den Namen „Kaviar Gauche" und was bedeutet er?
Kaviar Gauche steht für modernen Luxus, genau das impliziert der Begriff „Gauche Caviar", wenn man ihn frei übersetzt.
Wie viele Leute arbeiten mit Ihnen in Ihrem Atelier und wie sieht die Aufgabenverteilung aus?
Wir beschäftigen zirka sechs Designer und vier Assistenten. In der Produktion, dem Accounting und dem Marketing arbeiten sechs weitere Personen. Zusätzlich beschäftigen wir fünf bis sechs Schneider und Schneiderinnen in einer ausgelagerten Schneiderei in Berlin.
Können Sie sich noch an das erste Stück erinnern, das Sie geschneidert haben?
Ja, das war ein asymmetrischer Overall in goldener Seide, den man auf viele Weisen drapieren konnte.
Welches Stück aus Ihren Kollektionen ist bis heute Ihr Favorit?
Unsere absoluten Favoriten sind das Trompette Dress und das Sans Souci Plissee Dress aus der Sans-Souci-Kollektion. Beide Kleider sind keine Topseller, aber wunderschöne Teile, die durch ihre Materialkomposition und die fließende Leichtigkeit bestechen.
Welche Materialien verwenden Sie am liebsten? Und woher beziehen Sie diese?
Wir verwenden für unsere Kleider fast ausschließlich hochwertigste Seide und Spitze. Die Seide beziehen wir aus Italien und die Spitze aus Frankreich, Italien und der Schweiz. Zukünftig werden wir in einer Capsule Collection Abend- und Partykleider auch in Viskose und Triacetat anfertigen, sodass wir auch ein paar preiswertere Modelle anbieten können.
Wo liegen Kaviar-Gauche-Kleider preislich?
Unsere Ready-To-Marry-Dresses und Overalls liegen bei circa 1.000 Euro, einzelne Oberteile bei etwa 800 Euro. Die langen Kleider liegen bei 2.500 Euro bis 10.000 Euro. Im Durchschnitt bezahlt eine Kundin bei uns 3.500 Euro für ihr Kleid. In unserer Bridal-Budget- Boutique können Kundinnen mit geringerem Budget tolle Einzelteile finden. Dort werden Anprobemodelle der Stores, Showpieces und Sondermodelle in günstigeren Materialien zu vorteilhaften Preisen angeboten.
Welche Schnitte, Stoffe und Besonderheiten – wie Stickereien oder Spitze – werden 2020 bei Brautmode besonders angesagt sein?
Metallic-Effekte und fließende, sinnliche Silhouetten werden die kommende Kollektion dominieren. Unsere Braut wird strahlen und die Liebe und das Leben zelebrieren.
Welche Accessoires wird man dazu tragen?
Unsere Accessoires für die neue Kollektion 2020 sind noch in Entwicklung, jedoch arbeiten wir an einer spannenden Kooperation mit einer Schmuckdesignerin, die Stofflichkeiten in Metallic-Effekte übersetzt. Großzügige Statement-Ohrringe und lange Ketten werden sinnliche Dekolletés schmücken.
Zurzeit sorgen Blumenkränze und Kronen auf dem Kopf für Hingucker – trägt man das auch noch kommende Saison?
Dieser Trend wird sich als Klassiker etablieren. Wir planen, unserer Braut eine moderne Interpretation des Schleiers zu kreieren.
Manche Bräute mögen es ganz schlicht und entscheiden sich für ein einfaches, weißes und kurzes Kleid. Zählt das als richtiges Brautkleid? Was muss ein Brautkleid Ihrer Meinung nach unbedingt haben?
Die Braut muss sich selbst wiedererkennen. Sie muss sich wohlfühlen und das Gefühl haben, die beste Version ihrer selbst in diesem Kleid zu sein. Anything goes. Die Hauptsache ist, dass sie strahlt und den Tag genießt.
Wie findet frau das perfekte Brautkleid?
Zunächst einmal sollten die Location und der Rahmen definiert sein. Danach rät es sich, nach Inspirationen zu suchen und gegebenenfalls gezielt ein Geschäft zu suchen, das den eigenen Vorstellungen gerecht wird. Wir empfehlen, sich etwa sechs Monate vor der Hochzeit für ein Kleid zu entscheiden.
Was kann man tun, wenn einem ein Kleid gut gefällt, das aber nicht zur Figur passt?
Unsere Bridal Manager können individuelle Kompositionen zusammenstellen, wie einen anderen Rockteil zu kombinieren, ein Material zu wählen oder Details wie Längen und Volumen zu ändern.
Inzwischen verschicken auch viele Brauthäuser Kleider online. Kann man auch so das perfekte Kleid finden?
Natürlich ist das möglich. Insbesondere im günstigeren Segment. In unserem Preissegment ziehen die Kundinnen es vor, verschiedene Kleider anzuprobieren und ihre Freunde und Familie dabei zu haben. Es ist ein freudiges Happening und wird dementsprechend zelebriert. Kurze Kleider oder Partykleider wiederum werden sehr gerne auch online bestellt.
Einige Paare heiraten im Winter. Was gilt hier bezüglich des Kleides und der Accessoires zu beachten?
Ein sommerlicher Look ist natürlich nicht sehr passend. Wir raten zu etwas festeren Materialien, figurbetonten und weniger transparenten Looks.
Haben Sie beide selbst schon geheiratet? Wenn ja: Für welches Kleid und welche Accessoires hatten Sie sich entschieden?
Alexandra hat bereits vor 20 Jahren in einem selbst kreierten Kleid geheiratet. Johannas Hochzeit steht noch im kommenden Jahr aus. Nach sechs Jahren Verlobung und einem vierjährigen Kind ist es endlich soweit.
Womit sind Sie aktuell beschäftigt?
Aktuell sind wir mit der Kreation und Planung unserer Show während der Pariser Fashion Week Ende September beschäftigt. Alles läuft momentan parallel. Eine sehr schöne und abwechslungsreiche Zeit.
Weitere Informationen zum Label: www.kaviargauche.com