Am Wochenende startet die Ringer-Bundesliga in die neue Saison. Die Voraussetzungen der vier Saar-Teilnehmer sind dabei höchst unterschiedlich.
Er kann es kaum erwarten: „Es wird Zeit, dass es losgeht", sagt Thomas Geid, der Mannschaftsverantwortliche des KSV Köllerbach, vor der am Samstag beginnenden neuen Saison in der Ringer-Bundesliga: „Die Jungs haben sich seit Wochen vorbereitet und wollen endlich starten." Wegen der Weltmeisterschaften in Nur Sultan (Kasachstan) hat man den Liga-Beginn auf diesen späten Termin gelegt, wollte damit verhindern, dass viele Spitzenathleten von ihren Verbänden keine Liga-Freigabe bekommen. Schließlich war die WM auch die erste Chance, sich für die Olympischen Spiele 2020 zu qualifizieren.
Die dreigeteilte Bundesliga geht in dieser Form in ihre dritte Saison. Nachdem im ersten Jahr insgesamt mehr Zuschauer in die Hallen kamen, meldeten zuletzt vor allem einige große Clubs stagnierende oder gar rückläufige Zahlen. „Die unterschiedlichen wirtschaftlichen Verhältnisse haben zu einem erheblichen sportlichen Gefälle in den Staffeln geführt", sagt der KSV-Vorsitzende Hilmar Rehlinger, „der Wunsch nach einer regional gestaffelten 2. Bundesliga ist unüberhörbar. Die Unterschiede zwischen Bundesliga und Regionalliga sind einfach zu hoch." Dafür fehlt aber (noch) ein tragfähiges Konzept.
So bleibt es dabei, dass die finanzkräftigsten Clubs auch diesmal wieder die großen Favoriten auf die Meisterschaft sind. Titelverteidiger Wacker Burghausen und der TuS Adelhausen stehen da ganz oben auf der Liste. Köllerbach will mit weniger Geld, aber kluger Personalpolitik dagegenhalten. „Das Losglück war da auch nicht auf unserer Seite. Wacker Burghausen hat danach ja auch relativ ungefährdet den Titel eingefahren", blickt Geid zurück, „gegen viele andere Teams hätten wir sicher gute Chancen auf das Erreichen des Halbfinales gehabt." Das soll nun mit vier Neuzugängen erreicht werden.
Erhebliches Gefälle in den drei Bundesliga-Staffeln
Für die Klasse bis 86 Kilo Freistil wurde der Rumäne Piotr Ianulov, immerhin Zweiter der Europameisterschaften 2017, vom ASV Nendingen geholt. In der Klasse bis 98 Kilo Freistil soll Nicolai Ceban (ebenfalls Nendingen) die Lücke schließen, die der Weggang von Gennadji Cudinovic (nach Heusweiler) hinterlassen hat.
Ebenfalls Freistiler ist Mikyay Nahim. Der Bulgare, der bislang beim Meister Burghausen unter Vertrag stand, soll in den Klassen bis 61 und 66 Kilo eingesetzt werden. Für die 86 und 98 Kilo im klassischen Stil wurde Tarek Mohammed Abdelslam Sheble Mohamed verpflichtet, ein gebürtiger Ägypter mit bulgarischem Pass. 2013 war er Juniorenweltmeister, 2015 Zweiter Afrikameister und 2017 Europameister.
Der KSV ist eine harte Nuss, die am ersten Kampftag der AC Heusweiler knacken soll. Dort herrscht nach der Verpflichtung der Köllerbacher Cudinovic und Nico Zarcone (61, 65 Kilo Freistil) spürbar Euphorie. „Sowas kann aber ganz schnell ins Gegenteil umschlagen", warnt Trainer Cacan Cakmak vor zu hohen Erwartungen: „Alle Mannschaften haben sich verstärkt. Da frage ich mich auch, warum manche Vereine immer wieder jammern." Platz fünf wie im Vorjahr hält Cakmak für ein realistisches Ziel, doch so mancher in Heusweiler träumt vom Erreichen des Viertelfinales. Dabei soll Romas Fridrikas einen gewichtigen Anteil leisten. In den Klassen bis 98 und 130 Kilo greco ersetzt er Peter Himbert, der aus beruflichen Gründen kürzer treten muss. Seine ersten Schritte in der Bundesliga soll das 16-jährige Talent Daniel Uffelmann machen. Der Ex-Pirmasenser soll das Team in den Klassen 57 und 61 gr.-röm. ergänzen.
Riegelsberg will sich besser aufstellen
Ganz anders sieht die Zielsetzung beim KV Riegelsberg aus. Nach nur einem Sieg im Vorjahr will man in dieser Saison näher dran sein am Rest der Liga. „Wir haben versucht, uns nach unseren Möglichkeiten besser aufzustellen", sagt Edgar Paulus, der sportliche Leiter beim KVR, der im vorigen Jahr auch eine selten dagewesene Verletzungsmisere verkraften musste, „sollten wir davon verschont bleiben, erwarten wir viele spannende Kämpfe auf Augenhöhe." Vom AC Heusweiler kam Motaleb Giesen für die Klasse bis 57 Kilo griechisch-römisch. Kai Stein (bislang KV Merken) soll in den Klassen 75/80 Kilo eine Alternative zum Franzosen Anthony Tantini werden. Der 29-jährige Bulgare Konstantin Stas ist für die Klassen bis 71 und 75 Kilo gr.-röm. vorgesehen. Er war von seinem Verband erst kurz vor den Titelkämpfen in Kasachstan doch noch gestrichen worden. Eine „Wundertüte" dürfte der Russe Asadula Ibragimov werden. „Wir mussten reagieren, weil Vyacheslav Sugako aus persönlichen Gründen nicht immer zur Verfügung steht", sagt Paulus, zur „Last Minute-Verpflichtung" des Freistilers in den Klassen 98 und 130 Kilo. Daneben wolle man die „Vereinsphilosophie fortsetzen und auch in Zukunft immer wieder Talente aus dem eigenen Nachwuchs an den Spitzensport heranführen."
Eine Vereinspolitik der ruhigen Hand betreibt seit Jahren der ASV Hüttigweiler. Gute Nachwuchsarbeit, verlässliche Sportler aus dem Ausland und ein akribisch arbeitendes Trainerteam um Christoph Gall und Kim Horras sorgen mit Vereinsboss Frank Reinshagen für Kontinuität. So wurden im funktionierenden Team diesmal nur die Abgänge von Mihai Bradu und Mihai Esanu durch den Polen Roman Pacucowski (75 Kilo Greco) sowie den Ex-Köllerbacher Andrei Dukov (61/66 Kilo Freistil) ersetzt. „Während die anderen Sportler dazubekommen haben, haben wir eigentlich nur ergänzt", sagt Gall, „darum dürfte die Saison nicht leicht werden."