Nein, Uli Hoeneß kann es nicht lassen. Als wären seine Entgleisungen gegen den Weltklasse-Torhüter Marc-André ter Stegen nicht schon peinlich genug gewesen, musste der Bayern-Präsident kürzlich noch einmal nachlegen. Unverhohlen spielte Hoeneß mit dem Gedanken, dass der FC Bayern auch mal die Abstellung von Nationalspielern verweigern könnte, sollten die Verantwortlichen der Nationalmannschaft in der Causa Manuel Neuer nicht eindeutig Partei ergreifen. Der alternde Funktionär, der im Spätherbst sein Amt abgeben wird, ist dabei, Porzellan zu zerschlagen und sein eigenes Lebenswerk zu beschädigen. Hoeneß war ein Klassefußballer, wurde Weltmeister und schaffte, nachdem eine Verletzung seine Karriere viel zu früh beendete, fließend den Übergang auf den Manager-Stuhl. Und er hat beachtliche Comeback-Qualitäten. Dass er nach seiner Inhaftierung aufgrund eines Steuervergehens wieder an die Bayern-Spitze zurückkehren konnte, hatten ihm nur wenige zugetraut. Die Hoffnung, er würde nach dem Verbüßen seiner Haftstrafe altersmilde und ausgleichend wirken, hat er allerdings enttäuscht. Hoeneß, der den FC Bayern zu einer Weltmarke formte und der sich stets für gefallene Weggefährten einsetzte, wirkt auf den letzten Metern seiner Funktionärslaufbahn verbittert, streitsüchtig und unsouverän. Seine Aussage, er werde sich auch als einfaches Mitglied zu Wort melden, muss dabei als Drohung verstanden werden.
Dass der FC Bayern bis heute keinen starken Nachfolger für den Manager Hoeneß hat, ist auch dem Umstand geschuldet, dass der Ehrenamtspräsident die Finger nicht vom Tagesgeschäft lassen kann. Darunter hatte Christian Nerlinger zu leiden und das macht auch Hasan Salihamidzic das Leben schwer. Hoeneß wirkt wie ein alternder Familienpatriarch, über den die Nachkommen verschämt die Augen rollen. Es spricht auch nicht für die Struktur des Millionen-Unternehmens von der Säbener Straße, dass sich niemand findet, der mäßigend auf ihn einwirkt. Uli Hoeneß hat für den FC Bayern unglaublich viel geleistet. Den Zeitpunkt und die Art des richtigen Abgangs hat er allerdings verpasst.