Der Saisonstart des 1. FC Kaiserslautern ist missglückt, der Aufstieg in weite Ferne gerückt. Doch um Sport geht es auf dem Betzenberg schon lange nicht mehr.
Pressemitteilungen des 1. FC Kaiserslautern mit personellem Inhalt haben ihren Reiz mittlerweile verloren. Viel zu oft flatterte eine solche Mail in den vergangenen Monaten in die Redaktionen, das Personal-Wirrwarr ist kaum noch zu überblicken. In den verschiedenen Gremien von Verein und ausgegliederter Kapitalgesellschaft geben sich die Funktionäre die Klinke in die Hand.
Doch am vergangenen Wochenende übertrafen sich die „Roten Teufel" selbst. Zunächst wurde bekannt gegeben, dass der Vertrag mit dem Geschäftsführer Sport, Martin Bader, zum Jahresende nicht verlängert wird. Danach schmissen mit Jürgen Kind und Paul Wüst zwei Aufsichtsräte hin, weil Bader nicht sofort entsorgt wurde.
Und auf der Jahreshauptversammlung des Vereins in zwei Wochen dürfte es zum Showdown kommen. Dann soll der Aufsichtsrat des Vereins, der gleichzeitig den Beirat der KG bildet, abgewählt werden. Seitdem sich eine Mehrheit um den Beiratschef Patrick Banf für den Einstieg des luxemburgischen Investors Flavio Becca und gegen das Modell der regionalen Geldgeber entschied, ist der Karren verfahren. Erstes Bauernopfer: Cheftrainer Sascha Hildmann, ein gebürtiger Lauterer, musste gehen. Noch-Geschäftsführer Martin Bader und Investor Becca, der allerdings bisher nur Geld geliehen hat, kündigten vollmundig einen erfahrenen Trainer an. Mit Boris Schommers wurde dann jemand verpflichtet, der sich seine Sporen bisher vor allem in den Nachwuchsleistungszentren des 1. FC Köln und des 1. FC Nürnberg verdient hat. Der Erfolg lässt auf sich warten. Am Wochenende stürzte man nach einem 1:3 bei 1860 München auf einen Abstiegsplatz ab.
Welchen Einfluss übt Investor Becca aus?
Das Umfeld des 1. FCK ist seit Jahren hitzig und tief gespalten. In sozialen Netzwerken fliegen die Fetzen, und dabei liefern sich nicht nur „einfache" Fans erbitterte Schlagabtausche. Auch Hauptsponsor Harald Layenberger mischt eifrig mit. Er gilt als Intimfeind von Beiratschef Banf, möchte allerdings offiziell kein Amt übernehmen. Dabei gibt es viele Anhänger, die ihn bedrängen, auf der Versammlung Ende Oktober zu kandidieren. Nicht nur Banf steht übrigens auf der Abschussliste. Auch der neue Aufsichtsratsvorsitzende Jochen Grotepaß ist in Ungnade gefallen. Vor zwei Jahren wurde er als Fan-Vertreter in den Rat gewählt, mittlerweile laufen die organisierten Anhänger Sturm gegen ihn.
Dabei waren Banf, Grotepaß und Co erst im November 2017 angetreten, alles besser zu machen. Mehr Transparenz, mehr Basisnähe, mehr Geld und mehr Erfolg. Die Bilanz fällt verheerend aus. Im Lauterer Chaos blickt niemand mehr durch, die Basis ist auf den Barrikaden, „Investor" Becca hat zwar noch nichts investiert, mischt aber schon eifrig mit, und sportlich ist die Regionalliga näher als die Zweite Liga. Wohlgemerkt: Der Luxemburger Becca hatte unlängst die Champions League als Ziel ausgegeben. Und als wäre die Sachlage nicht verworren genug, hat sich abermals eine Opposition gebildet. An der Spitze diesmal: Ex-Schiedsrichter Markus Merk und der frühere FCK-Spieler Martin Wagner. Die Messer sind gewetzt.