Der Kampf um die Spitze des saarländischen Fußballs ist entbrannt. Die aktuelle Diskussion zeigt vor allem eines: Der Verband ist tief gespalten.
Schiedsrichterstreik, Amtsmüdigkeit von Jugendfunktionären, Rücktritte auf regionaler Ebene – die Stimmung innerhalb des Saar-Fußballs ist schlecht. Die Gruppe „Vereine vor" um den ehemaligen Regierungssprecher Thorsten Klein hat auch aus diesen Gründen Unterschriften gesammelt, um eine vorzeitige Neuwahl des Vorstands des SFV zu erreichen. 131 Unterschriften hat die Initiative vorgelegt, weitere 30 könnte sie nachreichen. Doch der Vorstand, der seit dem Rücktritt von Franz-Josef Schumann kommissarisch von dessen Stellvertretern Bernhard Bauer und Adrian Zöhler geführt wird, sieht dies anders. Mit Hilfe eines Rechtsgutachtens, das Verbandsjustiziar Joachim Schmieden in Auftrag gegeben hatte und vom St. Ingberter Vereinsrechtler Patrick Nessler und LSVS-Justiziar erstellt wurde, kommt er zu dem Schluss, dass der Antrag nicht zulässig sei. „Neutral und unabhängig" sei die Arbeit Nesslers, betont das Präsidium. „Ein Witz" sei das, kontert Klein, und die Juristin Babara Haupenthal von „Vereine Vor" nennt das Vorgehen der SFV-Spitze „unverfroren" und erklärt: „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass man mit Taschenspielertricks versucht, auf Zeit zu spielen."
„Saar-Fußball ist aufgewacht"
Adrian Zöhler, der sich auf einem turnusmäßigen Verbandstag im kommenden Sommer gern zum Präsidenten wählen lassen würde, versucht die Dinge positiv zu sehen: „Der Saar-Fußball ist aufgewacht, wir führen viele konstruktive Diskussionen." Nicht alle scheinen diese Meinung zu teilen. Andreas Abel gehört offenbar zu denen, die das anders sehen: „Nach den unsäglichen Erfahrungen im Kommunalwahlkampf habe ich mich innerlich privat von Facebook verabschiedet. Die selbstauferlegte Askese wird beim Verhalten des Vorstandes des Saarländischen Fußballverbandes und seiner juristischen Aussagen extremst auf die Probe gestellt. Ich leide körperliche Schmerzen", schrieb der Jurist einen Tag nach der Verlautbarung des SFV auf Facebook. Man könnte dies als Privatmeinung abtun. Allerdings ist Abel ehrenamtlicher Richter des Sportgerichts des Deutschen Fußball-Bundes.
Es fällt in diesen Tagen schwer, eine neutrale Position zu beziehen. Mark Weishaupt, Sportchef der „Saarbrücker Zeitung", schrieb in einem Meinungsbeitrag recht eindeutig: „Dieser Neustart ist längst eingeläutet – da helfen auch keine Gutachten aus befreundeter Ecke. Die Zeichen stehen auf Wechsel – offen ist nur der Zeitpunkt." Innerhalb des Vorstands sieht man dies anders. Dort sitzen Personen wie Bauer oder Schatzmeister Karl-Heinz Hilpert, die ebenso wie Spielleiter Adalbert Strauß bereits erklärt haben, nicht wieder kandieren zu wollen. Einen Rücktritt, um den Weg für eine vorgezogene Neuwahl freizumachen, lehnen sie ab. Udo Hölzer, neben Klein und Zöhler der dritte Kandidat für das Präsidenten-Amt, warnt unterdessen davor, man dürfte nicht „unnötig Porzellan" zerschlagen. Doch die Fortsetzung im Kampf um den Fußball-Thron folgt. Möglicherweise sogar vor Gericht.