Wenn im Seenland Oder-Spree der Herbst Einzug hält, verfärben sich die grünen Blätter der Laubbäume. Das Farbenspektakel ist so intensiv, dass es die Besucher in seinen Bann zieht.
Die goldene Jahreszeit hat den Wald in Farben getaucht, die durchaus mit dem Indian Summer mithalten können. In der Ferne blitzt der Madlitzer See in der Sonne, umringt von Häusern im Fachwerkstil. Es ist das Gut Klostermühle. Die Kartäuser Mönche waren die ersten, die im 14. Jahrhundert in dieser einsamen Gegend das Wasser des Sees für eine Wassermühle stauten, die über Jahrhunderte hinweg die Bewohner der Gegend mit Mehl versorgte und dem Gut seinen noch heute gültigen Namen gab. Die Eigentümer wechselten, und eine interessante Geschichte folgte. Der Architekt Walter Brune restaurierte die Anlage behutsam, und damit wurde das Gut Klostermühle ein beliebtes Domizil – perfekt zum Entspannen und Pläne schmieden. Von hier aus kann man Wandern, Boot fahren oder in die Pedale treten. Es geht allerdings auch gemütlich mit der Bahn. Sechs Kilometer sind es von Madlitz bis zum Bahnhof. Von dort fährt der Zug nach Jakobsdorf. An den Wochenenden bringt der Wanderbus die Gäste direkt nach Müllrose. Die kleine Ackerbürgerstadt ist das Tor ins Schlaubetal. Ein Wanderweg führt am wildromantischen Bachlauf Schlaube und vielen kleinen Seen vorbei. Die gefallenen Herbstblätter liegen in den Kleinbiotopen und bilden ein buntes Blättermeer.
Auf der Neuzeller Mönchstour durchradelt man das einstige Klostergebiet um Neuzelle. Wieder waren es die Mönche, die etwas für die Ewigkeit schufen: das Barockwunder in Neuzelle. Die Stiftskirche, das Museum mit der Passionsdarstellung vom Heiligen Grab aus dem 18. Jahrhundert, der Barockgarten und die evangelische Pfarrkirche haben alle Stürme der Zeit überstanden. Zu den einmaligen Werken aus dieser Zeit gehören die Neuzeller Passionsdarstellungen. Für den Passionszyklus „Das Heilige Grab" wurden 240 bis zu sechs Meter hohe bemalte Leinen und Holztafeln erschaffen, aus denen Bühnenbilder mit jeweils 15 Szenen erstellt werden können. Das blieb seinerzeit nicht ohne Erfolg. Irgendwann aber verschwanden sie aus der Kirche und aus der Erinnerung. Und so wäre es wohl geblieben, wäre nicht 1997 der Turm der Stiftskirche saniert worden. Die Arbeiter fanden während der Baumaßnahmen die Holztafeln, ohne zu ahnen, welchen Schatz sie nachmehr als 100 Jahren wiederentdeckt hatten. Die Stiftung Neuzelle beschloss, für das „Himmlische Theater" ein eigenes Museum zu bauen. Vom ehemaligen Kutschstall führt ein Gang direkt unter die Erde, zu den zwei bereits sanierten Theaterkulissen.
Moorbäder sind die Spezialität
Buckow, eine Stadt am See mit Marktplatz und Brunnen: Diese Stadt in der Märkischen Schweiz kann man gut zu Fuß durchqueren. Fachwerkhäuser stehen aneinandergereiht in einer kleinen Gasse. Zwischen den Häusern schimmert der Schermützelsee. Grüne Weiden lassen ihre Äste ins Wasser baumeln, in dem ein Schwan einsam seine Runden dreht. Das ist das Reich der Langsamkeit, das Fußgänger, Radler und Paddler ganz für sich allein haben. Hinter der Tourist-Information ist ein Kräutergarten. Am Rand sind fünf Säulen aufgestellt: innere Balance, Heilkräuter, Bewegung, Ernährung, Wasser. Nach Kneipp sollen durch diese Therapie die Menschen gesunden und ihre innere Ruhe wiederfinden. Im Ort ist alles beschildert und erklärt. Es gibt eine „Kalorienpromenade", ein „Kurterrainwegenetz" und im Schlosspark Kneippsche Anwendungen. Die Wassertretstellen sind leicht zu finden und im flachen Fluss Stobber aufgestellt. Auch viele Prominente lebten und erholten sich hier in dieser Gegend: Bertolt Brecht, der dieser Idylle nicht widerstehen konnte, kaufte sich 1952 mit Helene Weigel ein Haus am See. Außerhalb der Stadt geht es in die Natur, in den Wald mit seinen murmelnden Bächen.
Mit dem Schiff über den Scharmützelsee: So kann man den Besuch der Stadt Bad Saarow beginnen. Es ist Brandenburgs zweitgrößter See, den Theodor Fontane liebevoll „Märkisches Meer" titulierte, nicht zu verwechseln mit dem Schermützelsee bei Buckow. Bad Saarow lohnt sich, da man die Stadt bei einem Spaziergang einfach auf sich wirken lassen kann. Ein Blickfang sind der Bahnhof mit seinen steinernen Säulen und die herrschaftlichen Jugendstil-Villen, die links und rechts die Promenade säumen. Sollte sich der Herbst einmal von seiner nassen Seite zeigen, ist das kein Grund für trübe Stimmung. Hinter Bäumen versteckt steht ein flaches Gebäude, die Saarow Therme. Das Solewasser kommt aus 400 Metern Tiefe und ist 36 Grad warm. Eine Spezialität sind die Moorbäder. Die braune Masse, die ein wenig nach Erde riecht, wird auf 42 Grad erhitzt und zur Hautpflege eingesetzt. Nach der Anwendung wird das Moor durch ein ausgeklügeltes Rohrsystem zurück auf die Wiese gebracht. Nach sieben bis zehn Jahren kann es dann wieder verwendet werden. Am Ufer des Scharmützelsees beginnt ein Wanderweg in die Rauener Berge. Über breite Forstwege geht es immer weiter in den Wald, vorbei an Eichen, Ahornbäumen und uralten Akazien. Hier hat die Eiszeit die Landschaft einst geprägt. Vor riesigen Steinen am Wegesrand bleibt jeder ehrfurchtsvoll stehen. Der große und der kleine Markgrafenstein gehören zu den größten Findlingen des mitteleuropäischen Tieflands. Ein kurzer Fußweg an den Steinen vorbei führt zum 45 Meter hohen stählernen Aussichtsturm. Hat man die 200 Stufen erklommen und eine gute Sicht, zeigt sich in der Ferne der Fernsehturm Berlins. Wer das herbstliche Farbenschauspiel der Blätter sehen möchte, sollte gegen 17 Uhr auf der Aussichtsplattform sein: Denn dann taucht die untergehende Sonne alles in ein wunderbares Gold.