Im kommenden Modewinter haben vor allem ursprünglich maskuline Muster in der Damenmode die Nase vorn. Vor allem Karo dominiert die Entwürfe der Designer, egal ob in der Variante Plaid, Tartan, Checks, Glenchecks oder Hahnentritt.
Die meisten Modeexperten dieser Welt sind sich einig darüber, dass es in Sachen Printfavoriten diesen Winter nur einen Sieger geben kann: Karo. Beim modischen Skatspiel ist daher Karo absolut Trumpf und lässt sich wie ein Ass aus dem Fashion-Ärmel ziehen. Das Wörtchen „Karo" wird allerdings ziemlich beliebig und wild durcheinander gebraucht und auch gern mal durch die Synonyme Tartan, Check oder Plaid ersetzt. Daher dürfte vorab eine kleine Stilkunde hilfreich sein. Beim Tartan handelt es sich um das weltberühmte Schottenmuster.
Dabei entsteht das Karo durch das Verweben verschiedenfarbiger Garne. Am bekanntesten dürfte in diesem Zusammenhang das Burberry-Karo sein, sofern damit nicht in nostalgischem Rückblick der Grunge-Kult um Nirvana-Frontmann Kurt Cobain assoziiert wird. Auch Plaids weisen das typische Tartan-Muster auf, der Begriff bezieht sich zwar eigentlich nur auf entsprechende Wolldecken, wird aber dennoch häufig ganz allgemein für Karoprints verwendet. Check kann einfach mit Karo übersetzt werden, oder es kann auch für Schachbrettmuster stehen. Glencheck ist ein sehr sportives Muster – es handelt sich um einen Mix aus feineren und gröberen Karos, die farblich in der Regel voneinander abgehoben sind.
Hahnentritt oder Houndstooth ist streng genommen gar kein klassisches Karo, weil das Muster an den Ecken kleine Verlängerungen aufweist, die das gesamte Erscheinungsbild so aussehen lassen, als habe ein Hahn seine typischen Krallenabdrücke hinterlassen. Ursprünglich war der Hahnentritt wie auch alle übrigen Karomuster allein der Männerwelt vorbehalten und wurde erst durch Christian Dior im Jahre 1947 in die Damenmode eingeführt. Bei Argyl, Stichwort Burlington-Socke, spielt die Raute die entscheidende Rolle. Selbst das simple Vichy-Muster, das im englischsprachigen Raum als Gingham bekannt ist und hierzulande traditionell die Dirndl ziert, hat den Sprung von der Sommer- in die Wintersaison problemlos bewältigt und war auf den Laufstegen beispielsweise bei Dior auf Röcken und Blazern oder bei Loewe auf Mänteln und Blazern zu sehen. Weitere Karo-Muster wie Pepita oder Prince-of-Wales-Check seien hier der Vollständigkeit halber auch noch erwähnt, obwohl sie bei den aktuellen Trends keine so große Rolle spielen.
Einheitslooks sind beliebt
Karo-Muster haben immer etwas mit Heritage, also Herkunft oder auch Vintage zu tun, weil sie eine sehr lange Geschichte haben. Der älteste Stoff mit diesem Muster konnte in chinesischen Gräbern identifiziert werden und ist stolze 4.000 Jahre alt. Verglichen damit ist die Karotradition aus der schottischen Hochlandkultur noch ziemlich jung. Jung und dynamisch präsentieren sich diesen Winter auch die Karovarianten der verschiedensten Designer. Wobei sie sich im Unterschied zur Wintersaison 2018/2019, als es ziemlich bunt zuging (Gelb, Grün, Blau und Rot), diesmal deutlich mehr Zurückhaltung in Sachen Farbgestaltung auferlegten. Für die „In Style" führt in den kommenden Monaten jedenfalls kein Weg am Karo-Muster vorbei. Ähnlich begeistert äußerten sich die Damen von „Harper’s Bazaar" und prognostizierten gar einen veritablen „Siegeszug" dieses Musters.
Laut „In Style" sind heutzutage vor allem plakative, große Muster besonders angesagt, aber auch kleinere Karos dürfen beim Trendwettlauf kräftig mitmischen. Dank der neuen Umsetzungen werden Erinnerungen an alte Schuluniformen oder Granny-Outfits erst gar nicht wachgerufen. Bei „Harper’s Bazaar" wird zusätzlich auf den coolen Komplett-Look hingewiesen, der besonders dann perfekt funktioniert, wenn die Prints zwar farblich grundsätzlich miteinander harmonieren, wenn sie aber dennoch „wunderbar verschieden" sind. So treffen bei Chanel beispielsweise kleine Karos auf großflächigen Hahnentritt. Bei Dior hingegen bevorzugt Maria Grazia Chiuri einen Tartan-Einheitslook in den Farben Schwarzweiß oder Feuerrot. Auch Gucci oder Dolce und Gabbana setzen auf einen Komplettlook in einheitlichem Houndstooth.
Eins der herausragenden Modelle mit Hahnentrittmuster ist der Chanel-Mantel in klassischem Schwarz-Weiß-Mix. Richard Quinn kombinierte auf dem Catwalk eine pfiffige Zusammenstellung von Jacket und Rock in Houndstooth-Optik. Auch Labels wie Balmain (mit großflächiger Musterung), Dolce und Gabbana (bei Smoking-Jacken), Prabal Gurung oder Area setzen voll auf das Hahnentrittmuster. Für die Verwendung von Plaid oder Tartan haben sich vor allem britische Marken entschieden, an der Spitze natürlich Burberry oder auch Vivienne Westwood. Wir konnten das Muster aber auch in den Kollektionen von Marni, Gucci, Marine Serre, Thom Browne oder Philipp Plein entdecken. Dem Schachbrettmuster, wenn auch nicht notwendigerweise in Schwarz und Weiß, zeigten Off White oder MSGM ihre Referenz. Auch Argyle Patterns, obwohl es sich dabei doch eher um Exoten handelt, erst nach dem Zweiten Weltkrieg außerhalb der schottischen Highlands bekannt geworden, sind diesen Winter häufiger in den Kollektionen vertreten. Beispielsweise bei Sweatern von Pringle of Scotland, bei Sweatern und Mini-Röcken von Gucci oder bei Strickpieces aller Art von Thornton Bregazzi, Y/Project oder Margaret Howell. Bei Alexander McQueen kam sogar der Prince-of-Wales-Check bei verschiedenen Mänteln zum Einsatz.