Seit dem Abitur im Frühjahr startet Milan Welte richtig durch. Der 18-Jährige, der von seinem Vater trainiert wird, sorgte bei den US Open der Junioren für Furore und ist der aktuell bestplatzierte Deutsche in der ITF-Juniorenweltrangliste. Sein erklärtes Ziel: eine Profikarriere.
Im Januar wurde er Saarlandmeister in der Halle, im Juni dann auch auf dem Platz. Der erst 18-jährige Milan Welte ist derzeit der beste saarländische Tennisspieler. Nach starken Turnierergebnissen rutschte er kurzfristig noch in die Qualifikationsrunde der US Open für Junioren, wo er für Furore sorgte. „Dass ich in der Quali mithalten könnte, habe ich mir schon gedacht. Aber dass ich dort bis ins Viertelfinale des Hauptfeldes komme, hatte ich mir so nicht wirklich vorstellen können", freut sich der Schwalbacher, der für das Tenniszentrum Sulzbach spielt und mit dem US-Amerikaner Toby Kodat und dem Belgier Gauthier Onclin zwei Spieler aus der Top Ten der Weltrangliste aus dem Turnier warf. Erst der Weltranglisten-Fünfte Jonas Forejtek war letztlich noch eine Nummer zu groß. Wobei Welte selbst im Viertelfinale gegen den Tschechen nach dem Gewinn des ersten Satzes alle Trümpfe in der eigenen Hand hatte. Nur, weil die beiden folgenden Durchgänge denkbar knapp mit 7:5 und 7:5 an seinen Kontrahenten gingen, wurde es nichts mit dem Halbfinal-Einzug. „Für den Moment war das schon bitter, aber wenn ich das ganze Turnier betrachte, war das schon ein ganz großer Erfolg für mich", sagt Milan Welte rückblickend. Seinen Lauf erklärt er sich wie folgt: „Nach dem Abi war der Kopf frei, und ich konnte mich voll auf Tennis konzentrieren. Dadurch war ich entspannter und gleichzeitig fokussierter."
Im Alter von vier Jahren hat Welte mit dem Tennisspielen angefangen. Naheliegend, zumal Papa Gerd in Hülzweiler eine Tennishalle betreibt. „Ich war schon immer oft in der Halle dabei – irgendwann habe ich dann mal einen Schläger in die Hand geholt", erinnert sich Welte, der sich sofort in den Sport verliebte: „Ich habe natürlich in der Schule auch Fußball gespielt, aber Tennis hat mir von Anfang an richtig viel Spaß gemacht."
Nach dem Abi war der Kopf frei für Tennis
Dass die Entscheidung gegen den Fußball offensichtlich die richtige war, zeigte sich 2018. Beim gemeinsamen Kicken im Rahmen der Weihnachtsfeier des Saarländischen Tennisbundes zog sich Welte seine bisher einzige Sportverletzung zu: Er rutschte auf dem Ball aus, zog sich dabei einen Bänderriss im Fuß zu und musste vier Wochen pausieren.
An Tennis gefällt ihm ganz besonders, dass er nur für sich selbst verantwortlich ist. „Eine Einzelsportart ist schon etwas Besonderes. Wenn man mal schlecht spielt, kann man nicht sagen, dass es an den anderen gelegen hat. Man muss sich auch selbst aus schwierigen Situationen befreien – taktisch, technisch, aber auch mental. Das muss man mögen, aber für mich macht das Tennis ganz grundsätzlich aus", erklärt Welte und gerät bei der Beschreibung seines Lieblingssports ins Schwärmen: „Beim Tennis ist nichts vorhersehbar. Man muss bis zum letzten Ballwechsel alles geben – vorher hat man noch nicht gewonnen. Selbst, wenn man den ersten Satz mit 6:0 gewinnt, geht es im zweiten wieder von vorne los. Es bleibt die ganze Zeit spannend."
Diese Erfahrung hat er schon oft gemacht. Prägend war vor über sieben Jahren ein Duell mit einem Russen in Luxemburg. Nachdem er schon über zehn Matchbälle seines Gegners abgewehrt hatte, konnte er das Match am Ende doch noch gewinnen. „Das Spiel hat mir gezeigt, dass man nie aufgeben und immer nach jedem Ball kämpfen sollte, weil es im Tennis jederzeit möglich ist, ein Spiel zu drehen", berichtet er. Nicht nur hier zeigt sich schon eine Parallele zu seinen großen Vorbildern Roger Federer und Rafael Nadal.
Im Laufe seiner noch jungen Karriere musste Milan Welte allerdings auch schon schmerzhafte, teilweise deutliche Niederlagen einstecken. Vor allem nicht genutzten Chancen trauert der 18-Jährige nach.
Selbst bei seinem aufmerksamkeiterregenden Auftritt in New York gab es eine solche Situation. Welte kämpfte sich nach einem 0:5-Rückstand im ersten Satz zurück, glich zum 5:5 aus und hatte sogar einen Breakball zum 6:5. Doch dann verlor er den Satz doch noch mit 5:7. Auch im zweiten Satz vergab er einige Breakbälle. „Da merkt man ganz deutlich, dass ein einziger Ballwechsel spielentscheidend sein kann", sagt er.
Diese Erfahrungen, vor allem die Niederlagen, machen ihn stärker. Solange er daraus lernt und die richtigen Rückschlüsse zieht, machen sie ihn auch besser. „Nur aus Fehlern lernt man. Ich muss dann eben im Training daran arbeiten, mich in solchen Situationen besser konzentrieren zu können und es dann auch besser zu machen." An technischen Defiziten ist dabei viel leichter zu arbeiten als an mentalen Herausforderungen, die nur in Wettkampfsituationen real sind und im Training nicht simuliert werden können.
Zu Beginn schmerzhafte Niederlagen
Woran er noch arbeiten muss, ist der Aufschlag. „Der ist schon wesentlich besser geworden, aber da ist noch Luft nach oben", gibt Milan Welte zu. „Auch der Übergang ans Netz ist noch nicht so meins. Ich spiele eher von hintenraus." Außerdem will er seine Körpersprache verbessern, „um auch dem Gegner mit Emotionen zu zeigen, dass man präsent ist. Normalerweise bin ich eher ruhig. Aber es ist besser, mal positive Reaktionen zu zeigen als gar keine", ist er sicher. Grund dazu hat er genug – besonders oft nach dem Einsatz seiner großen Stärke, der Rückhand von der Grundlinie. Auch seine Returns sind von den Gegnern gefürchtet, ebenso wie die gute Beinarbeit. Darauf zu achten, dass er bei Turnieren seine Stärken voll zur Geltung kommen lässt, ist in der Regel Vater Gerd Welte. Er ist sein Haupttrainer. Hinzu kommen die Landestrainer Carsten Marko und Andreas Spaniol sowie bei manchen Turnierreisen auch Björn Behles.
Dass man als aufstrebendes Talent von seinem eigenen Vater trainiert wird, kann allerdings auch Schwierigkeiten mit sich bringen. „Früher gab es da schon manchmal Ärger – das ging aber meistens von meiner Seite aus", gibt Milan zu und gesteht: „Die Kombination Vater und Sohn auf dem Tennisplatz ist halt nicht immer einfach. Aber mittlerweile klappt das echt hervorragend, und ich kann mich richtig auf ihn und seine Tipps einlassen. Tennis und Privates können wir auch gut trennen."
Seit dem Bestehen des Abiturs im Frühjahr 2019 am Kurpfalz-Gymnasium in Mannheim wird sich Milan Welte vorerst voll auf Tennis und den möglichen Durchbruch als Profi konzentrieren.
Die Möglichkeit, sich in den Vereinigten Staaten von Amerika an einem College weiter ausbilden zu lassen, schlägt er wohl aus. „Ich will erst einmal nur Tennis spielen. Falls daraus nichts wird, kann ich in zwei, drei Jahren immer noch studieren", erklärt der 18-Jährige, der dabei auf die Rückendeckung seiner Familie zählen kann.