Beim Auswärts-Erfolg in Freiburg überzeugte der 1. FC Saarbrücken auf ganzer Linie. Trainer Dirk Lottner fordert nun, die Konzentration hochzuhalten.
In einem gewohnt hektischen Umfeld eines Traditionsvereins liegen zwischen tiefer Depression und großer Euphorie manchmal nur einige Tage. Am Dienstag der vergangenen Woche lag der FCS abends um Viertel vor 9 im Saarland-Pokal beim Sechstligisten Hasborn mit 0:2 zurück. Ein Kraftakt in den letzten fünf Minuten verhinderte eine Blamage. Vier Tage später stand Trainer Dirk Lottner an einem verregneten Nachmittag in Freiburg im Mösle-Stadion und sprach von einer „runden Sache". In den 90 Minuten zuvor hatte seine Elf die wohl bis dato beste Saisonleistung abgeliefert und gegen die äußerst unangenehm zu spielende U23 der Breisgauer mit 3:1 gewonnen. „Mir geht es darum, die Dinge richtig einzuordnen. Es war ja nicht so, dass wir Hasborn auf die leichte Schulter genommen haben. Wir sind eigentlich nicht so schlecht ins Spiel gekommen, haben es aber versäumt, das Tor zu machen. Dann bekommen wir einen Sonntags-Schuss, verkrampfen ein wenig, und dann läuft ein Spiel so, wie ein Pokalspiel nun mal laufen kann. Am Ende müssen wir natürlich froh sein, dass wir weitergekommen sind." Der Auftritt in Freiburg ließ dagegen keine Wünsche offen. Dies sah auch der Trainer so. „Wir waren von Beginn an griffig, wollten zeigen, dass nur wir diese drei Punkte am Ende bekommen können. Dies hat die Mannschaft eindrucksvoll umgesetzt." Auch ohne die Schlüsselspieler Steven Zellner und Fanol Perdedaj überzeugte der FCS in Freiburg auf ganzer Linie. Dies lag auch an Lottners Schachzug, den etatmäßigen Top-Torjäger Sebastian Jacob aus der Sturmspitze ins zentrale Mittelfeld zu beordern.
„Eindrucksvoll umgesetzt"
„Wenn der Trainer der Meinung ist, dass ich der Mannschaft auf dieser Position helfen kann, dann spiele ich eben dort, und wenn mir dann noch ein Tor gelingt, ist das natürlich umso schöner", sagte Jacob, der sich beim Auswärtserfolg ebenso wie Fabian Eisele in die Torschützenliste eintragen konnte. „Ich denke, wir haben ein sehr, sehr gutes Auswärtsspiel gemacht, sind früh angelaufen und haben den Gegner permanent beschäftigt. Wir hatten natürlich auch ein oder zwei knifflige Situation zu überstehen, aber im Großen und Ganzen haben wir wenig zugelassen", sagte Jacob und der erneut bärenstarke Innenverteidiger Bone Uaffero ergänzte: „Ich glaube, dass wir von Beginn an klargemacht haben, dass wir hier gewinnen werden. Wir haben wenig zugelassen und hatten eigentlich alles im Griff." Das dritte Saarbrücker Tor erzielte einer, der vor gut einem Jahr als Hoffnungsträger für den Angriff verpflichtet wurde, zuerst lange verletzt war, anschließend Ladehemmungen hatte und von Trainer Lottner schließlich zum linken Außenbahn-Spieler umfunktioniert wurde. Und so strahlte Jose Pierre Vunguidica am Ende über beide Ohren. Sein Antritt und der folgende Sprint über das halbe Spielfeld krönte er mit seinem zweiten Saisontor. „Ich habe jetzt zum zweiten Mal als Joker getroffen. Ich glaube, ich habe gezeigt, dass ich noch Tore schießen kann", sagte der 29-Jährige. Bei seinem Auftritt in Freiburg wurden Erinnerungen an die Form wach, die der Offensivmann zu seiner Zeit beim SV Wehen Wiesbaden hatte, als er sehr zum Ärgernis der Blau-Schwarzen bevorzugt gegen den FCS traf. „Es gibt Leute, die sagen, dass das alte Zeiten sind und diese vorbei seien. Ich sage dagegen, diese Zeiten sind noch nicht vorbei." Am Samstag beim Heimspiel gegen den VfR Aalen wird Joe, wie ihn sein Trainer nennt, vermutlich anstelle des gelbgesperrten Mario Müller als defensiver Außenspieler auflaufen.„Wir haben das vor einiger Zeit so besprochen, dass ich diese Position spielen kann, und ich habe damit überhaupt kein Problem."
„Hatten eigentlich alles im Griff"
Trainer Lottner bescheinigte Vunguidica aber gestiegene Aktien, was seine Einsatz-Chancen im Angriff betrifft. „Er ist ein Spieler, der Platz benötigt, um seine Fähigkeiten ausspielen zu können. Es wird immer wieder mal Situationen geben, in denen wir diese Qualität gut gebrauchen können." Und so konnte Lottner trotz des nicht geplanten Aufregers im Pokal ein zufriedenes Fazit ziehen: „Wir sind als Tabellenführer nach Freiburg gefahren und wollten als Tabellenführer zurückkommen. Der Abstand ist gleich geblieben, aber es liegt noch ein langer Weg vor uns. Es gilt nun, die Leistung von heute zu konservieren und zu Hause nachzulegen."