Unbeirrbar abstrakt
Lee Krasner ist eine Pionierin des abstrakten Expressionismus: ausgedehnte Farbflächen, Collagen, Aktdarstellungen in Kohle – ihre großformatigen Werke mussten mit dem Kran in die Ausstellung gehoben werden. Vom 11. Oktober bis zum 12. Januar 2020 sind nun ihre Arbeiten aus 50 Jahren in der Frankfurter Schirn zu sehen. Krasner (1908 bis 1984) lernte 1941 Jackson Pollock kennen – es war die große Zeit des Action- Painting – und hat ihn 1946 geheiratet. Lange Zeit stand sie im Schatten dieses zu unkontrollierten Wutausbrüchen und Alkoholexzessen neigenden Malers und stellte ihre eigene Kunst zurück. Pollock soll später gesagt haben: „Ich wäre längst schon tot, wenn es sie nicht gäbe." 1956 starb Pollock bei einem Verkehrsunfall mit seiner Geliebten. Krasner malte in ihrem Schmerz die sogenannten „Nachtbilder", die sich mit den Themen Geburt, Tod und Spiritualität auseinandersetzen. Andererseits bedeutete Pollocks Tod eine Befreiung für sie. Sie übernahm das Atelier und leitete damit eine neue Phase ihrer künstlerischen Karriere ein. Erstmals konnte sie auf monumentalen, nicht aufgezogenen Leinwänden arbeiten. Sie machte Ausstellungen und verkaufte einige Werke. Um ihre Identität als Frau zu verbergen, signierte sie anfangs zahlreiche Werke mit „L.K.". Lee Krasner war Mitglied der American Abstract Artists und pflegte Freundschaften zu Ray Eames, Willem de Kooning und Franz Kline. Krasner entwickelte allerdings nie einen „signature style", sondern reflektierte unbeirrbar abstrakt ihre Bildsprache stets neu.
Buchhandlungen ausgezeichnet
Die Buchhandlungen „Buchstäbchen" in Stuttgart, „Slawski" in Buchholz und „Der Taschenbuchladen" in Freiberg (Sachsen-Anhalt) sind von Kulturstaatsministerin Monika Grütters als die besten inhabergeführten deutschen Buchhandlungen mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet worden. Neben den drei Hauptpreisen, die mit 25.000 Euro ausgestattet waren, wurden weitere 118 unabhängige Bundhandlungen mit je 7.500 Euro ausgezeichnet. Bei der Preisverleihung in Rostock würdigte Grütters die Buchhändler als Verteidiger der Demokratie. „Die Bereitschaft, sich mit anderen Sicht- und Lebensweisen auseinanderzusetzen, nimmt ab. Angesichts dieser Entwicklung ist die Vielfalt in unseren Buchhandlungen ein Plädoyer für Gedankenfreiheit und Verständigung", sagte die CDU-Politikerin. Die Buchhandlungen bieten jeweils ein besonderes literarisches Sortiment oder ein kulturelles Veranstaltungsprogramm an.
Kulturverführung vom 18. Oktober 2019
Festival: Vorhang auf! Die deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam kommen nach Berlin. Das größte Bühnen-Literaturfestival der Welt zieht die besten Poeten aus allen deutschsprachigen Ländern in die Hauptstadt. Es beginnt in der Vorrunde mit 18 heiß umkämpften Veranstaltungen im Kreuzberger „Ritter Butzke" und drumherum, das Finale des Teamwettbewerbs, der Königsklasse des Poetry Slams, steigt im Admiralspalast und alles endet im großen Einzelfinale im Tempodrom. Nach 25 Jahren Poetry Slam-Geschichte stellt sich die Frage: Was ist Poetry Slam? Was hätte besser nie geschrieben werden dürfen? Was ist gut? Und was ist richtig geil? Tickets für das große Einzelfinale mit der Gruppe „Lumpenpack" gibt es ab jetzt! 150 Poeten. 18 Events. Zwei große Finale. Deutschsprachige Poetry-Slam-Meisterschaften von Samstag bis Samstag, 19. bis 26. Oktober, Veranstaltungsorte siehe www.slammin-poetry.de, Tickets: ab neun Euro, das Finale ist am Samstag, 26. Oktober, um 20 Uhr im Tempodrom, Möckernstraße 10, 10963 Berlin, Tickets ab 18 Euro.
Jazz: Die Jazzkantine begeistert seit den 90er-Jahren ihre Fangemeinde landauf und landab. Der unverwechselbare Sound, der Jazz und Hip-Hop miteinander verschmilzt und keine Berührungsängste zu Soul und Funk kennt, animiert immer wieder die unterschiedlichsten Musiker zur Mitarbeit: Götz Alsmann, Till Brönner, Bill Evans, Gunter Hampel. Das Album „Hells Kitchen" erreichte die Nummer eins der deutschen Jazzcharts und erhielt den Jazz Award des Bundesverbandes Musikindustrie für über 40.000 verkaufte Alben. Auf ihrer Tour zum 25. Bühnen-Jubiläum machen die zehn Musiker Station in Berlin. Am Donnerstag, 24. Oktober im Frannz-Club (in der Kulturbrauerei). Tickets 23,60 Euro. Frannz-Club, Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin
Ausstellung: Töpfe, aus denen Musik klingt, wenn man den Deckel abhebt. Ein Hämmerchen, das über einen hölzernen Plattenteller eiert. Ein Stoffhamster im Laufrad. Eine Maschine, die munter klappert und quietscht. An den Wänden vergitterte Türchen, dahinter Videoclips zur Geschichte. Eine steile Treppe in den Untergrund, wo vor über 30 Jahren Flugblätter und Broschüren gelagert wurden. Wir sind an einem geschichtsträchtigen Ort, in der Zionskirche im Prenzlauer Berg. Hier hat eine Künstlergruppe unter dem Namen „Labystan" eine kleine Ausstellung zusammengestellt, die an den Mauerfall erinnern soll. Und sie tut das auf eine so anarchische, lustige und verrückte Art und Weise, dass der Besucher aus dem Schmunzeln nicht herauskommt. Endlich nicht der Bierernst der vielen Feierstunden! Regie führt Reinhard Zabka, der Direktor des Lügenmuseums in Radebeul bei Dresden. Labystan – Wunderkammer der friedlichen Revolution. Ausstellung noch bis Samstag, 9. November, täglich von 13 bis 18 Uhr (außer Montag und Dienstag), Eintritt frei, Zionskirchplatz, 10119 Berlin Volker Thomas