Der 1. FC Saarbrücken baut die Tabellenführung in der Regionalliga aus. Die kommenden Wochen werden es in sich haben. Auf und neben dem Platz.
Als Sportdirektor der SV Elversberg hat Roland Seitz gute Erinnerungen an das Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen. In der Saison 2016/2017 siegte die SVE dort gegen den FCS, legte den entscheidenden Grundstein zur Meisterschaft. Am vergangenen Samstag verließ er als Trainer des VfR Aalen die Anlage allerdings als Verlierer. „Saarbrücken ist noch einmal einen Tick stärker als in den Vorjahren. Sie haben Qualität dazubekommen und haben einen wirklich breiten Kader. Das haben die anderen Spitzenmannschaften nicht. Auch wenn es Dirk nicht gerne hören wird. Es würde mich sehr überraschen, wenn Saarbrücken nicht aufsteigen würde“, sagte Seitz nach der 0:2-Niederlage seines Teams beim Spitzenreiter der Regionalliga Südwest. Der von ihm angesprochene Saarbrücker Coach Dirk Lottner ist derweil bemüht, den Ball sprichwörtlich flach zu halten. „Es gibt in dieser Liga keine Pflichtsiege, es gibt keine leichten Aufgaben. Wir sind natürlich sehr zufrieden, dass wir an der Tabellenführung stehen, aber es ist Woche für Woche harte Arbeit. Wir mussten auch gegen Aalen kämpfen, niemand wird uns etwas schenken.“ Und die kommenden Wochen werden es in sich haben. Am Horizont zieht bereits der Pokalknaller gegen den 1. FC Köln auf. Davor steht die Auswärtsfahrt zum unbequemen Aufsteiger Bahlinger SC an, bevor es dann zum traditionell hitzigen Duell mit den Offenbacher Kickers kommen wird.
Aalen-Coach Roland Seitz geht von Aufstieg des 1. FCS aus
Nach dem Pokalspiel stehen dann die Derbys gegen Elversberg und Homburg an. „In diesen Wochen kann sich viel entscheiden. Ich kann verstehen, dass Dirk den Fokus immer nur auf das nächste Spiel legt. Ich habe es in Elversberg erlebt, es ist total schwer aus dieser Liga aufzusteigen“, sagte Seitz. Dass Abwehr-Chef Steven Zellner aufgrund einer muskulären Verletzung vorzeitig das Spielfeld verlassen musste, trübte die Stimmung trotz des auf fünf Punkte angewachsenen Vorsprungs auf den TSV Steinbach. Zur Wahrheit des FCS im Herbst 2019 gehört eben auch, dass mit Zellner, Fanol Perdedaj und Sebastian Jacob drei Schlüsselspieler immer mal wieder ausfallen. Zellner zog sich nun bereits die zweite muskuläre Verletzung zu, war in der Vorwoche zudem krank. Perdedaj plagen ebenfalls häufiger Wehwehchen, ist außerdem ab und an auch einmal gesperrt. Und die Knieprobleme von Torjäger Jacob sind hinlänglich bekannt. Er wird sich während der Winterpause möglicherweise einer Operation unterziehen müssen. „Das Knie zwickt ab und an, aber ich habe es derzeit eigentlich gut im Griff“, sagte Jacob, der gegen Aalen auf der Zehner-Position abermals ein starkes Spiel ablieferte. „Da muss man zwar mehr laufen, hat aber auch viel Bindung zum Geschehen. Solange wir damit erfolgreich sind, soll es mir recht sein“, sagte der 26-Jährige, der auch kritische Worte fand: „Wir haben es versäumt, früher den Sack zuzumachen, haben hinten auch relativ viel zugelassen. Aber unter dem Strich stehen weitere drei Punkte.“ Auch mit Blick auf diese personellen Sorgenkinder ist Trainer Lottner bemüht, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. „Wir haben noch einen sehr weiten Weg vor uns.“
Zellner musste mit Oberschenkel-Problemen vom Platz
Eine mögliche Alternative gibt derweil Rätsel auf. „Wenn er fit und in Form ist, ist er der beste Spieler dieser Liga“, sagte Aalens Coach Seitz über Markus Mendler. Der Edeltechniker wurde abermals nur eingewechselt, läuft seiner Form hinterher. „Er ist immer ein Thema für die Startelf, will vielleicht manchmal zu viel. Aber er wird noch sehr wichtig für uns werden“, sagt Lottner. Während die Mannschaft auf dem Spielfeld ihre Hausaufgaben macht, wirft die Mitgliederversammlung ihre Schatten bereits voraus. Anfang Dezember wird ein neuer Aufsichtsrat gewählt, der anschließend das Präsidium bestimmt. Im Vorfeld der letzten Wahl im Jahr 2016 hatte es einen heftigen Wahlkampf vonseiten der sogenannten Oppositionsgruppe Unser FC gegeben, für die sieben Plätze im Aufsichtsrat gab es mehr als ein Dutzend Bewerber. Ein derartiger Andrang zeichnet sich bislang nicht ab, die Bewerbungsfrist läuft allerdings noch bis zum 28. Oktober. Die bisherigen sieben Ratsmitglieder haben bereits ihre erneute Bewerbung abgegeben.
Der amtierende Aufsichtsratsvorsitzende Frank Hälsig hofft auf geregelte Abläufe: „Jeder sollte sich bewusst sein, dass der sportliche Erfolg oberste Priorität hat. Darauf sollten wir uns konzentrieren.“ Das Motto lautet wohl: „Ruhe und Kontinuität.“ Es könnte dennoch ein langer Abend werden. Denn unter Federführung des Aufsichtsrates Meiko Palm wurde eine Überarbeitung der Satzung erabreitet, die derzeit von Juristen geprüft wird. Für eine Satzungsänderung bedarf es einer Zweidrittelmehrheit, ob entsprechende Anträge bereits im Dezember thematisiert werden, oder ob im kommenden Jahr die Satzung im Mittelpunkt einer Versammlung stehen wird, scheint allerdings noch offen.