Ölheizungen können noch viele Jahre lang betrieben werden. Dabei gibt es effiziente und klimafreundliche Alternativen. Für die zahlt der Staat kräftige Zuschüsse.
Die Ölheizung kommt nun bald auf den Index, so hat es die Bundesregierung beschlossen. Die Aufregung war groß und wäre noch größer, würden mehr Menschen wissen, was für eine Heizung sie im Keller stehen haben. Heizöl macht es immerhin 20 Millionen Menschen in Deutschland warm, von der Bude bis zur Villa. Lange galt Heizöl als das praktischste Heizmaterial, nachdem Holz und Kohle seit den 1950er-Jahren aus der Mode kamen. Nun soll ab 2026 Schluss damit sein. Das muss der Bundestag zwar noch in ein Gesetz fließen lassen, aber so lange diese Regierung hält, dürfte es reine Formsache sein. Damit folgt die Bundesregierung dem Nachbarland Dänemark, das neue Ölheizungen seit 2016 verboten hat.
Allerdings ist das Verbot viel weniger drastisch, als es scheint: Seit einigen Jahren wird im Neubau ohnehin praktisch keine Ölheizung mehr eingebaut: Der Anteil liegt hier nur noch bei 0,6 Prozent. Die Ölheizung ist bei Architekten und Ingenieuren wegen schlechter Energieeffizienz längst out. Für Neubauten hat das Verbot also praktisch keine Auswirkung.
Anders sieht es beim Ersatz bestehender Ölheizungen aus. Sie dürfen zwar weiter betrieben werden, kommen aber zunehmend in die Jahre. Wenn sie ausgetauscht werden sollen, muss eine Alternative her: Das Ziel der Bundesregierung ist, dass die Eigentümer möglichst auf erneuerbare oder, „wo eine klimafreundliche Wärmeerzeugung nicht möglich ist" auf hybride Systeme umsteigen. Dabei werden klassische Heizkessel mit erneuerbaren Wärmequellen kombiniert.
Der Heizungskeller wird damit zum Politikum, es geht um Klimaschutz und die „Wärmewende". 14 Prozent des Kohlendioxids, das in Deutschland zum Klimawandel beiträgt, stammt vom sogenannten Gebäudesektor. Mit diesem Sektor ist der Energieverbrauch für Heizen und Kühlen von Wohnungen und anderen Gebäuden gemeint. Aktuell kommen da etwa 120 Millionen Tonnen Kohlendioxid zusammen. Die sollen bis zum Jahr 2030 auf 72 Millionen Tonnen sinken, so der Wille der Bundesregierung, was ein ziemlicher Kraftakt ist.
Ein Viertel der Haushalte heizt mit Öl
Heizöl zu verbrennen ist eine der klimaunfreundlichsten Arten zu heizen: Eine Kilowattstunde (kWh) aus verbranntem Heizöl ist für 319 g Kohlendioxid verantwortlich, eine kWh aus Erdgas nur für 250 g – der Umstieg auf Erdgas wäre also schon ein Fortschritt. Noch besser sind erneuerbare Quellen wie Sonnenwärme oder Biomasse. Bislang ist Heizöl noch immer sehr beliebt zum Heizen: Eine aktuelle Erhebung des Statistischen Bundesamtes hat ergeben, dass 8,7 Millionen Haushalte in Deutschland mit Öl heizen, das sind 23,5 Prozent. In den letzten Jahren ist der Anteil kaum gesunken. Allerdings sind die regionalen Unterschiede groß: Öl ist vor allem im Süden und Westen beliebt, so in Niederbayern mit 47,5 Prozent, im Saarland mit 32,6 Prozent. Im Norden und Osten gibt es viel weniger Ölheizungen: in Hamburg und Brandenburg nur 10,7 Prozent und in Berlin 16 Prozent. Was können Besitzer von Ölheizungen nun tun, wenn ein Austausch des Kessels ansteht? Recht einfach ist die Antwort in den großen und auch kleineren Städten mit Gasnetz. Knapp 40 Prozent der bestehenden Ölheizungen können recht einfach umstellen, wenn eine Gasleitung am Haus anliegt. Ein moderner Gasbrennwertkessel ist effizienter als ein alter Ölkessel und Bundeswirtschafts- und Energieminister Peter Altmaier findet Gas auch „sexy". Wenn Deutschland in 30 Jahren aber klimaneutral sein will, hilft Erdgas auf Dauer wenig, warnen Kritiker.
Die restlichen 60 Prozent Ölheizungen, also vor allem die auf dem Land, müssen sich ohnehin andere Alternativen suchen. Zum Glück gibt es davon einige. Im Neubau ist die Wärmepumpe ohnehin bereits die beliebteste Heiztechnik. Dabei wird mit elektrischem Strom Wärme aus der Außenluft oder aus dem Erdboden gewonnen und damit ein Mehrfaches des Stromverbrauchs an Heizwärme erzeugt. Im letzten Jahr wurden 84.000 solcher Wärmepumpen in Neubauten eingebaut. Der Haken: Wirtschaftlich sind sie nur bei gut gedämmten Gebäuden. Für ältere, vor allem unsanierte Gebäude taugen sie nicht.
Für diese kommt vor allem eine Pelletsheizung infrage. Pellets werden aus Holzspänen gepresst und sind CO₂-neutral, weil aus Holz. Derzeit gibt es in Deutschland bereits 490.000 Pelletsfeuerungen, jährlich werden 30.000 neue eingebaut. Ihr Vorteil: Pellets sind preiswert: „In den letzten Jahren waren Pellets im Durchschnitt 30 Prozent günstiger als Heizöl", sagt die Sprecherin des Deutschen Pelletsverbandes (DEPV). Dieser Preisunterschied zwischen Heizöl und Pellets dürfte weiter steigen, wenn die CO₂-Bepreisung wirkt. Allerdings wird das noch einige Zeit dauern. Erst 2025 soll der Preisaufschlag auf die Tonne Kohlendioxid bei
35 Euro je Tonne liegen, was etwa 11 Cent pro Liter Heizöl bedeutet. Der Heizölpreis schwankt in den vergangenen Jahren aber ohnehin zwischen etwa 50 und 90 Cent je Liter. Der Aufschlag wird daher die Kalkulation gar nicht so beeinflussen, wenn es dabei bleibt. Wem Klima und Umwelt egal sind, sollte also eigentlich nach den Beschlüssen der Bundesregierung rechtzeitig im Jahr 2025 noch eine Ölheizung einbauen, die dann noch gut und gerne 20 Jahre halten kann.
Hohe Zuschüsse für den Austausch
Denn die Pelletsheizung hat auch einen Haken: Die Investitionskosten sind mit rund 20.000 Euro etwa doppelt so hoch wie bei einer Ölheizung. Allerdings: Das gilt nur für diejenigen, die öffentliche Förderung in den Wind schlagen. „Ersetzt man eine Ölheizung durch eine moderne Pelletsheizung gibt es mindestens 4.200 Euro Zuschuss", sagt die DEPV-Sprecherin. Dabei handelt es sich um sogenannte BAFA-Zuschüsse. In letzter Zeit aber kommen neue Prämien hinzu. So bietet die Berliner Investitionsbank IBB kräftige Zuschüsse für den Austausch einer alten Ölheizung. Laut jüngst beschlossenem Klimaprogramm der Bundesregierung soll der Austausch von Ölheizungen künftig sogar mit 40 Prozent der Kosten bezuschusst werden.
Die aktuelle Diskussion verwirrt offenbar viele Kunden, sie warten ab, in der Hoffnung auf neue Förderangebote in Zukunft. Das nennt man heute „Investitionsstau". Aus dem Bundeswirtschaftsministerium heißt es daher, dass die Förderprogramme demnächst kräftig umgebaut werden. Das Abwarten hat also einen gewissen Sinn.
Dann könnte es aber einen Run geben und man sollte bedenken, dass die Wartezeit bei den Handwerkern meist mehrere Wochen beträgt. Pelletsheizungen sind grundsätzlich überall in Deutschland verfügbar, so der DEPV. Allerdings kenne sich nicht jeder Installateur mit Pelletsheizungen aus. Der Vorwurf der AfD aber, dass die ländlichen Räume ohne Ölheizungen abgehängt werden, trifft daneben. Eher im Gegenteil: Pellets sind lokale Energie und ersetzen ausländisches Öl.
Eine weitere Alternative dürfte sich in Zukunft noch ziemlich entwickeln: die Hybridheizung, bei der zum Beispiel Heizöl oder Erdgas mit Sonnenenergie kombiniert wird. Solche Systeme gibt es bereits. Die Ölheizung dient dann zur Ergänzung, weil die Solarthermie im Winter oft nicht ausreicht, um das Haus warmzumachen. Solche hybriden Systeme erlauben also auch in Zukunft den Einsatz von Heizöl. „Ab 2026 sollen Ölheizungen nur noch eingebaut werden dürfen, wenn sie als Hybridheizungen erneuerbare Energien mit einbinden. Das können zum Beispiel Solaranlagen sein", so das von der Heizöllobby finanzierte Institut IWO. Somit wird wohl noch sehr lange mit Heizöl geheizt werden können, das endgültige Aus für die Ölheizung dürfte in Deutschland noch Jahrzehnte in der Zukunft liegen.