Das kürzlich in der Alt-Saarbrücker Saaruferstraße eröffnete „Coriander“ ist Freunden der mediterranen Küche wärmstens zu empfehlen. Restaurant-Chef Stelios Chatzimichail und sein Team bringen hier alte Rezepte aus Kreta zeitgemäß auf den Teller. Für den kleinen und den großen Hunger.
Seit kurzer Zeit gibt es ein neues Restaurant in der Saaruferstraße in Alt-Saarbrücken. Den Tipp bekam ich von einer Kollegin aus der FORUM-Redaktion. Sie wohnt in der Nachbarschaft und erzählte mir von der Neueröffnung des „Coriander“. Ein paar Tage später bin ich dorthin gegangen, um zu testen, ob der Tipp hält, was er verspricht. Dort angekommen begrüßte mich hocherfreut ein alter Bekannter: Stelios Chatzimichail. Ihn kenne ich schon seit einigen Jahren aus Saarlouis. Jetzt hat er sich hier in Saarbrücken mit Unterstützung einiger Freunde selbstständig gemacht.
Um es gleich vorwegzunehmen: Das „Coriander“ ist einer meiner Favoriten auf der Liste der griechischen Restaurants in der Landeshauptstadt. Doch griechisch trifft auf das „Coriander“ nicht ganz zu. Denn Restaurant-Chef Stelios stammt aus Kreta und will eine authentische Inselküche präsentieren. Kreta liegt etwa 100 Kilometer südlich vom Festland entfernt. Auf Griechenlands größter Insel kann man 300 Sonnentage im Jahr genießen. Klar, schließlich ist das Eiland das ganze Jahr über mit mildem Mittelmeerklima gesegnet. Auf Kreta werden vornehmlich Wein, Oliven und Obst angebaut. Das kretische Olivenöl ist weltberühmt.Schätzungsweise 16 Millionen Olivenbäume stehen dort, und von hier wird das von so vielen geschätzte Öl in die ganze Welt exportiert.
Die Auswahl an Mezedes ist groß
Stelios Chatzimichail, der in einem kleinen Dorf auf Kreta aufgewachsen ist, beschreibt mir, was er hier zubereiten will: „Meine Intention ist es, alte Rezepte in einem zeitgemäßen Kleid zu kochen. Dies ist meine Küche, mit meinen Produkten, auf meine Art interpretiert.“ Wenn er mit den für die Insel so typischen herrlichen Lebensmitteln und Kräutern koche, muss er sofort an die Küche seiner Großmutter und Mutter zurückdenken. „Alle Produkte haben beste Qualität, obwohl es auch einfache Gerichte sind“, sagt er. Natürlich werden im „Coriander“ alle Speisen frisch zubereitet. Nichts ist vorgekocht, deshalb sollten Gäste auch etwas Zeit mitbringen. Die Auswahl an Mezedes, eine Art griechische Tapas, ist immens. Davon bestellt manche Gruppe so viel, dass die Vorspeisenteller den ganzen Tisch ausfüllen. Auf der Karte sind sie in verschiedenen Gruppen unterteilt. Da finden sich unter Cremes, Fleisch, Käse und Salate aus dem Meer und dem Garten und kalten Mezedes, verschiedene kleine Gerichte. Ich konnte sie noch nicht alle goutieren, es sind nämlich mehr als 60. Doch durch etwa ein Drittel habe ich mich durchprobiert. Herrlich schmeckt beispielsweise die Auberginencreme, mit Auberginen aus Athos, roter Paprika, Knoblauch, Zwiebeln, Essig und Petersilie. Nicht weniger lecker sind die Sardinenfilets, ganz einfach mit Olivenöl und Zitronensaft angerichtet.
Genauso überzeugte mich der überbackene Feta mit frischen Tomaten, Peperoni und Knoblauch. Der Feta, wie ihn die Gäste im „Coriander“ essen, ist ein ganz besonderer, er stammt aus Naxos. Statt nur ein großes Hauptgericht zu bestellen, esse ich lieber viele Kleinigkeiten. Für mich ist diese Art zu speisen viel interessanter, als nur ein Gericht zu bestellen. Musikalisch ausgedrückt: Ein tolles Gericht ist wie ein schöner Akkord, aber mehrere kleine Gerichte zu essen ist wie eine Symphonie. Sehr geschmackvoll fand ich hier Fava Santorini, das ist Püree aus gelben Platterbsen mit karamellisierten Zwiebeln und Olivenöl. Ein fantastisches Gericht! Oder Oktopus vom Grill mit Favacreme und Platterbsen wie auch Mikrolimano, Garnelen in Tomatensauce mit Ouzo und Fetakäse.
Selbstredend wird hier niemand gezwungen, sich auf diese Küche mit den vielen kleineren Gerichten einzulassen. Wer mag, kann unter den sechs Hauptgängen mit Fleisch, sechs Hauptgängen mit Fisch und Meeresfrüchten und drei veganen Hauptgängen auswählen. Wobei auch Vegetarier und Veganer in der Abteilung Mezedes fündig werden. Ergänzt wird die Karte durch drei Salate, zwei Suppen und fünf Desserts. Ab November wird der Küchenchef abwechselnd an verschiedenen Wochenenden, immer freitags bis sonntags, die Spezialitäten unterschiedlicher griechischer Inseln kochen. Denn jede griechische Insel hat ihre eigenen Spezialitäten, und die will Stelios seinen Gästen näherbringen. Nach dem Essen unterhielt ich mich mit Stelios über die unterschiedlichen Kulturen unserer Heimatländer. Dabei erklärte er mir, wie wichtig den Griechen das gemeinsame Essen ist. Nicht nur im Kreise der Familie, sondern auch mit guten Freunden. Echte Freundschaften entstehen in Griechenland beim Speisen. Dafür gibt es sogar einen speziellen Ausdruck: Ikogenia. Was übersetzt so viel wie „in der Familie aufgenommen“ bedeutet.
Auch die Weine im „Coriander“ haben mich aufs Positivste überrascht. Die meisten Mitteleuropäer ahnen wohl gar nicht, welche großartigen Weine dieses Land am östlichen Teil des Mittelmeers produziert. Nur wenige große Winzer exportieren weltweit. Doch, es gibt sie hier, die großen Tropfen. Gleichwohl ist die aktuelle Weinkarte des Restaurants nicht in Stein gemeißelt.
Klima auf Kreta ist für Weinanbau ideal
Chatzimichails erklärtes Ziel ist es, in seinem Restaurant nur noch griechische Weine anzubieten. Dabei soll der Schwerpunkt selbstverständlich auf kretischen Weinen liegen, aber auch von anderen Inseln und vom griechischen Festland bezieht er so manch guten Tropfen. Die klimatischen Bedingungen für den Weinanbau auf Kreta könnten nicht günstiger sein. Und die Winzer haben seit Jahren wieder ein Augenmerk auf die autochthonen Rebsorten gelegt. Dessen Anbau kann auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken. Als Beispiel gilt das Hinterland der Hauptstadt Kretas, Heraklion, die das zweitgrößte Weinanbaugebiet Griechenlands ist.
Der Weinautor Nikos Manessis beschreibt diese Weinregion als Griechenlands lebendigste Weinbauregion. Und das hat seiner Meinung nach vor allem mit den autochthonen Weinreben zu tun. Das sind Sorten, die nur in einem bestimmten Gebiet angebaut werden. Das ist vor allem aus Italien bekannt. Bei den Weißweinen der Insel ist die beliebteste Traubensorte die Vidianorebe. Kenner beschreiben sie oft als die griechische Antwort auf die Sauvignon Blanc-Rebe. Also insbesondere ein Wein für Fisch und Meeresfrüchte.
Bei den Weißweinreben bauen sie auf der Insel auch noch erfolgreich die Reben Thrapsathiri und Vilana an. Die eine mit floralen Aromen, die andere mit Aromen von gelbem Obst, schwerpunktmäßig Zitrus. Bei den Rotweinen werden vor allem drei Reben angebaut, der Liatiko, der Mandilari und der Kotsifali. Ersterer hat eine natürliche Süße. Der zweite, dunkelrote, ist aber nicht so vollmundig wie der erste. Der Vilana ist eher ein Wein für jeden Tag mit einer gewissen fruchtigen Note. Bei meinem Besuch überraschte mich Stelios Chatzimichail, allerdings mit einem Wein aus Santorini. Er weiß, dass ich die Tropfen vom Weingut Stavros Sigalas sehr mag. Ich lernte den erfolgreichen Winzer 2015 bei einem Besuch persönlich kennen und schätzen.
Chef empfiehlt den passenden Tropfen
Ich werde nie vergessen, wie wir eines Tages zwischen seinen Reben saßen und seine edlen Tropfen goutierten. Wenn Sie sich auf eine griechische Weinreise im „Coriander“ einlassen, fragen Sie einfach den Chef. Er weiß genau, welcher Wein zu welchem Gericht passt.