Ein beschaulicher Abend unter sieben „besten Freunden" eskaliert in „Das perfekte Geheimnis" zum siedenden Seelenstrip, als in der Runde beschlossen wird, alle aktuellen Anrufe auf Lautsprecher zu schalten und sämtliche Mails vorzulesen.
Die Lüge ist der eigentliche faule Fleck in der menschlichen Natur", kritisierte schon der deutsche Aufklärungsphilosoph Immanuel Kant. Eine Lüge werde „aber zur Wahrheit, wenn man sie oft genug erzählt", konterte dagegen der Begründer der Sowjetunion, Wladimir Iljitsch Lenin, wohingegen Oscarpreisträger und Paradepsycho Jack Nicolson hier eher das glorreiche Vorbild in puncto heimtückische Heimlichkeiten und „unehrlich währt am längsten" ist: „Es gibt nur zwei Menschen, die man im Leben belügen sollte, die Polizei und die eigene Freundin!", ist eines seiner vielen provokanten Zitate. Diese permanenten Abgründe und Ambivalenzen, die absichtlichen und unbeabsichtigten Polarisierungen von „ehrlich" oder „unehrlich" schmiedete der vielfach ausgezeichnete Drehbuch- und TV-Komödienspezialist Bora Dagtekin („Wo ist Fred?", „Undercover Love") zu einer bissigen Filmsatire der humorigsten Art:
Ein nettes Dinner mit gutem Essen
Eva (Jessica Schwarz) und Rocco (Wotan Wilke Möhring) haben fünf gute Freunde zum Dinner eingeladen. Bei gutem Essen, Wein und untermalender Musik verlaufen die geselligen Round-Table-Unterhaltungen nach altbekanntem Muster. Solange, bis Eva unerwartet und unbedacht die Diskussion auf das Thema „Ehrlichkeit" lenkt. „Ehrlichkeit" beanspruchen natürlich alle Anwesenden vollmundig für sich. Und so einigt frau/man sich auf ein harmloses Kommunikations-Spielchen, das für niemanden peinlich werden sollte. Oder doch? Frau/man legt also alle eingehenden Telefonate über Lautsprecher auf den Tisch und liest frank und frei allen Anwesenden sämtliche SMS und WhatsApp-Nachrichten laut vor. Was als nette „Reise nach Jerusalem" für Bianca (Jella Haase), Pepe (Florian David Fitz), Carlotta (Karoline Herfurth), Leo (Elyas M’ Barek) und Simon (Frederick Lau) beginnt, wird alle im Laufe des Abends in Erklärungsnöte katapultieren. Und damit noch nicht genug. Alsbald kristallisiert sich heraus, dass das sittsame Gemeinschaftsgela- ge der miteinander sehr gut bekannten Sieben flugs in ein hundsgemeines abstürzt. Denn von „kleinen und großen Geheimnissen, wortlosen Heimlichkeiten, lebenslangen Lügen und schützenden Notlügen ist die Gattung Mensch nie vollends befreit." Die Isolation im Kollektiv ist hier programmiert. Für die wackeren sieben Freunde sind die Folgen fatal; voller unliebsamer Überraschungen, heilloser Verwirrungen, bösartiger Unterstellungen, lebenslanger Kontaktlosigkeit, eben das Ende jedweder Empathie. Hauen und Stechen statt Herz und Hingabe lautet nun die Devise …
Bora Dagtekin zitierte dagegen wesentlich häufiger das Drehbuch sowie das Filmmaterial aus dem französischen Komödiendrama „Nothing to Hide" (2018) von Fred Cavayé, der wiederum aus dem italienischen Bestseller „Perfect Strangers" (2016) von Paolo Genovese inspiriert wurde. Genoveses Kinoknüller lockte 2016 allein in Italien 2,8 Millionen Kinobegeisterte in die Lichtspielhäuser und bildet die steile Vorlage für diesen erfrischenden Zelluloid-Brüller. Wie von selbst feierte er ebenso weltweit fröhliche Urständ. Dank Internet. Der am 27. Oktober 1978 in Hannover geborene Komödien-Merlin Dagtekin, Absolvent der hehren Ludwigsburger Filmhochschule, kletterte hier vor allem wegen seiner forsch frechen „Fack ju Göhte"-Trilogie in die teutonische Komödien-Walhalla. Geredet, gelabert und geschwätzt wird ja in zunehmendem Maße nicht mehr offen miteinander, sondern mithilfe von Smartphones übereinander. Für seinen Filmspaß konnte er mit Jessica Schwarz („Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner"), Karoline Herfurth („Sweethearts"), Jella Haase („Das Leben danach"), Elyas M’Barek („Dieses bescheuerte Herz"), Frederick Lau („4 Blocks"), Florian David Fitz („Der geilste Tag") und Wotan Wilke Möhring („Winnetou – Der Mythos lebt") das prominenteste Who-is-who der deutschen Comedy-Szene gewinnen und garantiert mit diesem Ensemble dem Verleih auch den entsprechend monetären Marketing-Erfolg. Die Rezeptur lautet: splitten. Wie Freunde und Feinde.
Abend beginnt harmlos – stellt alle auf die Probe
Wie sagte der große und großartige irische Dramatiker Oscar Wilde? „Ich wähle meine Freunde nach ihrem guten Aussehen, meine Bekannten nach ihrem Charakter und meine Feinde nach ihrem Verstand." Genau dieses Schema wurde hier vielversprechend, vor allem mit viel Fun und Verrücktheiten angewendet.