Griechische Tragödien haben die Jahrtausende überdauert. Zeitlos schildern sie, wie Protagonisten, die eigentlich nur das Gute wollen, schicksalhaft verstrickt am Ende ausweglos die Katastrophe nicht mehr abwenden können. In der Regel haben die damals noch zahlreichen Götter oder schlicht das Schicksal dabei die Finger im Spiel. Da mag sich der Held noch so anstrengen, es gibt kein Entrinnen.
Dass mir ausgerechnet beim saarländischen ÖPNV und Bahnverkehr die griechische Tragödie in den Sinn kommt, mögen mir die alten Meister dieses Fachs verzeihen, geht es ihnen doch um die großen Fragen des Lebens. Aber glaubt man den Protagonisten, geht es in der aktuellen Diskussion im Land immerhin um existenzielle Fragen. Auch die schiere Unendlichkeit gut gemeinter Verbesserungsabsichten hat einen Hauch von ewigem Drama. Und wer danach fragt, warum sich bislang allenfalls in Trippelschritten mal die eine oder andere Kleinigkeit verbessert hat, bekommt Antworten, die ein Wirken mysteriöser Götter oder eines unentrinnbaren Schicksals als nicht völlig ausgeschlossen erscheinen lassen.
In modernen Zeiten hat sich herumgesprochen, dass die Organisation eines öffentlichen Personenverkehrs ein ganz profanes menschengemachtes Werk ist, bei dem statt Götter Interessen eine Rolle spielen. Der aktuelle Koalitionsdisput, ob erst mehr Geld und dann Verbesserungen, oder erst großes Konzept, und dann womöglich mehr Geld für Verbesserungen, mag dabei den Protagonisten wichtig sein. Der gemeine Mensch ist simpler gestrickt und interessiert sich in seinen alltäglichen Niederungen mehr für so praktische Fragen wie Preise, Anschlüsse, Service und Verlässlichkeit. Wie das im gerne zitierten Backoffice-Bereich organisiert wird, hat sich als Thema am Tresen im Vereinsheim bislang nicht aufgedrängt. Zumindest nicht, wenn ich mal da bin. Da dominieren seit Langem das Klagen und ziemliche klare Forderungen an „die da oben". Womit keine Götter oder schicksalhafte Mächte beschworen werden.
Das Ringen um den besten Weg zu spürbaren Verbesserungen gehört zum Kerngeschäft der Politik. Tragisch ist, wenn man sich allein darin ausweglos verstrickt.