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WAS MACHT EIGENTLICH...

Benno Groß 1971 bei der Deutschen Turn-Meisterschaft in Saarbrücken.
Foto: imago / Ferdi Hartung

… Benno Groß?

Er war 1984 Olympiavierter mit dem Turn-Nationalteam und wurde im Einzel am Pferd Siebter und war mehrfach bei Welt- und Europa­meister­schaften am Start. Als Ausbilder an der Verwaltungs-Fachhochschule ging er im Vorjahr in den Ruhestand und ist noch im Vorstand der TG Saar tätig.

Große Verwirrung gab es zu Beginn seiner Turn-Karriere mit seinem Namen: Obwohl sein Familiennamen eigentlich Grohs lautete, rutschte Mitte der 70er-Jahre durch einen Behörden-Fehler die Schreibweise „Groß" in seinen Pass. „Ich habe gar nicht erst dagegen protestiert und es einfach übernommen", erzählt der ehemalige deutsche Spitzenturner im FORUM-Gespräch. „Bei Wettkampfreisen in die Ostblockstaaten gab es aber gelegentlich Probleme, weil meine Unterschrift nicht mit der Schreibweise auf meinem Pass übereingestimmt hat." Kurioserweise wurde sogar bei Bennos Mutter kürzlich bei der Neuausstellung des Reisepasses aus dem jahrzehntelang gültigen „Grohs" plötzlich ein „Groß".

Der gebürtiger Saarlouiser, der seinem Heimatverein TV Lebach immer treu blieb, hat große Erfolge erzielt: Er nahm an Welt- und Europameisterschaften teil, schaffte den Sprung ins Nationalteam und löste 1980 als deutscher Mehrkampfmeister den langjährigen Titelträger Eberhard Gienger ab. 1984 erlebte Groß als Höhepunkt die Olympischen Spiele in Los Angeles mit und kam mit einem vierten und einem siebten Platz zurück. „Die Teilnahme an olympischen Spielen ist mit nichts anderem zu vergleichen. Ich war stolz darauf, mit vielen Sportlern aus aller Welt und aus ganz verschiedenen Disziplinen zusammenzutreffen, und mit dem Nationalteam einen vierten Platz zu erturnen. Dass es keine Bronzemedaille wurde, konnten wir verschmerzen, weil die vor uns platzierten Teams sehr stark waren. Wir waren auch mit Platz vier total happy!", betont Groß, dessen Stärken an Barren und Pauschenpferd lagen.

Der Ruheständler engagiert sich heute im Vorstand der TG Saar.
Der Ruheständler engagiert sich heute im Vorstand der TG Saar. - Foto: Privat

Olympiateilnahme als Traumziel

Noch größere olympische Erfolge blieben dem Polizisten verwehrt, weil der politische Boykott der Spiele 1980 in Moskau seinen Start dort verhinderte: „1980 war eigentlich mein bestes Jahr, und mein Training war zuvor genau auf Olympia 1980 ausgerichtet, sodass ich mir Medaillenchancen ausgerechnet hatte." Als dann aus der Teilnahme nichts wurde, sei er in ein tiefes Loch gefallen. „Ich habe gezweifelt, ob ich überhaupt weitermachen soll. Heute bin ich froh, dass ich dann vier Jahre später einen erneuten Anlauf unternehmen konnte."

Mit seinen Mannschaftskollegen des Olympiateams 1984 trifft sich Groß gelegentlich noch bei runden Geburtstagen. Ansonsten hat er sich weitgehend vom aktiven Turnen zurückgezogen, nicht zuletzt, weil ein Achillessehnen- und ein Bizepsabriss seinen sportlichen Ehrgeiz gedämpft haben. Eine Zeit lang arbeitete Groß noch als Trainer des Saarländischen Turnerbundes (STB) an der Saarbrücker Sportschule, wo er früher als einer von vier saarländischen Turnern im neuen Sportinternat bei Landestrainer Paul Rupp optimale Trainingsbedingungen geboten bekam. „Schon damals hatte ich mir als Traumziel eine Olympiateilnahme gesetzt." Bevor er dann 1984 sein Ziel erreichen konnte, durfte er 1976 in Montreal auf Einladung von Saartoto schon mal als Zuschauer Olympialuft schnuppern.

Regelmäßig an Geräten geturnt hat Groß noch bis zu seinem 40. Lebensjahr. Dann hat ihn sein Hausbau viel Kraft und Zeit gekostet. „Vor ein paar Wochen habe ich in der Turnhalle aber mal wieder ein paar Übungen probiert und schnell gemerkt, dass inzwischen ganz schön viel Kraft weg ist." Seit seiner Meniskusoperation vor zwei Jahren muss er sich auch beim Joggen zurückhalten. „Heute mache ich ab und zu noch ein bisschen Gymnastik. Aber ich habe vor, künftig wieder ein- bis zweimal pro Woche mehr für meine Fitness zu tun."

Arbeit mit Polizeianwärtern

Groß, der noch als Beisitzer im Vorstand der TG Saar tätig ist, besucht heute regelmäßig die Heimkämpfe des saarländischen Turn-Bundesligisten und kann so miterleben, dass heutige Spitzenturner noch bessere Möglichkeiten haben als zu seiner Zeit. „Aber echte Vollprofis sind das nicht. Sie haben alle noch einen Job, denn vom Turnen können nur ganz wenige leben." Groß wünscht sich auch etwas mehr Fernsehpräsenz fürs Turnen, sieht seine heutigen Kollegen vom Saarländischen Rundfunk aber recht gut mit TV-Minuten versorgt. Ein weiterer Wunsch wäre die Renovierung der maroden Turnhalle an der Saarbrücker Sportschule, die derzeit wegen der Probleme des Landessportverbandes auf Eis gelegt ist. Von dortigen besseren Bedingungen könnte auch der hiesige Turnnachwuchs profitieren, den Groß bei Trainer Waldemar Eichorn in guten Händen sieht.

Groß ist vor einem Jahr in den Ruhestand getreten. Zuletzt war er Sport-Ausbilder an der Fachhochschule für Verwaltung im Fachbereich Polizeilicher Vollzugsdienst. „Die Arbeit mit jungen Polizeianwärtern hat mir immer viel Spaß gemacht und mich bis zuletzt ausgefüllt." Jetzt hat er mehr Zeit für seine Hobbys. Seit zehn Jahren fährt er regelmäßig Ski und nach jahrzehntelanger Pause setzt er sich seit fünf Jahren auch wieder für kleinere Touren in der Region auf sein Motorrad. „Zwei-, dreimal im Jahr zieht es mich aber auch auf eine richtige Rennstrecke, damit ich mal ordentlich Gas geben kann. In diesem Jahr war ich erstmals auf dem Hockenheimring unterwegs."

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