Unkontrollierbare Mammut-Waldbrände, pandemische Eisbergschmelzen und tödliche CO²-Emissionen: In seiner Zukunftsvision „2040" überrascht Regisseur Damon Gameau mit globaloptimistischen Lösungsvorschlägen und zahlreichen Eigeninitiativen.
Sonne satt für unsere Kinder: Im Jahre 2040 gibt es dies statt schwarzgerußtem Supergau von Atomkraftwerken, rauchenden Industrieschloten, schmelzenden Polkappen, selbstmörderischer Agrarpolitik und totalitärer Kontrolle von Konzernen und Lobbyisten: „2040 ist ein unterhaltendes und motivierendes Gesamtpaket", jubelte die Fachgazette „Hollywood Reporter". Und John Wiseman von der University of Melbourne zollte Damon Gameau im Fachmagazin „The Conversation" wissenschaftliche Hochachtung: „Keiner von uns weiß genau, wie sich unsere Reise in eine raue Klimazukunft entwickeln wird. Wir können jedoch sicher sein, dass die Reise viel schwieriger wird, wenn wir unsere Augen schließen und nicht entschlossen handeln!" Keine Frage, ein wacher Blick in die düstere Zukunft verspricht katastrophales Ungemach. Die Weltbevölkerung war noch nie so verängstigt, verzweifelt, verdrossen und verbissen wie heute.
Allen Unken- und Dauernotrufen, Lügen und leeren Behauptungen zum Trotz erhebt Damon Gameau das pazifistische Schwert der Harmonie. Er ist Vater einer kleinen Tochter, und das ist schon Grund genug, nie aufzugeben oder sich zu ergeben. Seine Maxime gegen monetäre Machenschaften heißt Hoffnung. Dem Homo sapiens bereits existente Technologien und Rohstoffe zu vermitteln und sie vorausschauend einzusetzen, ist seine Mission in dieser Dokumentation. „Es ist die höchste Zeit gekommen für einen anderen Weg, um unsere Probleme zu lösen, miteinander, statt gegeneinander, mit spezifisch orientierten Kleinprojekten hinsichtlich der Renaturalisierung. Dafür ist Mobilität, sind Aufforstungen, CO²-Reduktionen, vor allem aber umweltschonende Landwirtschaft die Basis!", postuliert das australische Filmteam um Gameau. Wie von ihm gewohnt, kapriziert er sich dabei nicht auf sonst so übliche, dogmatisch-trockene Expertenmeinungen mit erhobenem Zeigefinger, sondern porträtiert Betroffene, damit insbesondere die Zielgruppe, eben diese unschuldigen Kinder zwischen fünf und elf Jahren, die 2040 noch Lebensqualität erleben können.
Gameau ist Vater einer Tochter
Um dies auch dem Zuschauer auf packende Weise zu veranschaulichen, machte sich das gesamte Filmteam auf den beschwerlichen Weg rund um die Welt. Um vor Ort zu beweisen, dass die Unabhängigkeit von preisdiktierenden Konzernen zugunsten einer eigeninitiierten, demokratischen Stromgewinnung wesentlich besser funktioniert. So wie zurzeit in manchen Dörfern in Bangladesch. Tiefste Armut wohin das Auge reicht. Aber auf den Blechhütten thront das Solarpanel, das mit einer Verteilerbox verbunden ist. Die Energie wird nicht nur gespeichert, sondern nach Bedarf fair ein- und weiterverkauft. Führte man dieses minimalistische Vernetzprinzip weiter fort, könnte nach individuellem Bedarf eine gesamte Nation, ein ganzes Land, in Riesenschritten in Richtung Wohlstand entwickelt werden.
Das dringlichste Thema jedoch ist und bleibt die Ernährung, zu der jeder Einzelne auf dem schon lange nicht mehr lupenreinen Blauen Planeten beitragen sollte: Statt wahllosem, gesundheitsschädlichem und tierquälerischem Fleischkonsum kommen identisch schmeckende Köstlichkeiten aus kontrolliert ökologisch angebauten Obst- und Gemüsequellen auf den Esstisch. Möglichst auf kurzen Wegen, regional, national, um Energie zu sparen, versteht sich. Dazu gehört auch das sogenannte Share Waste, indem der eigene Komposthaufen auch dem Nachbarn zugänglich gemacht werde.
Solarstrom in Bangladesch
Klarer Kopf statt krankem Konsum lautet das Credo, der Gegenangriff: Jeder von uns ist zum Neudenken, Umdenken und Andersdenken aufgefordert.
Der Weg ist hier das Ziel, wir verbessern nur, wenn wir uns selbst verändern. Wir verzichten obendrein auf unsere geliebten Diesel- und Benzinautos zugunsten von Elektrofahrzeugen und sauberen öffentlichen Verkehrsmitteln. Gameau beweist diese Verbesserung in kleinen Schritten anhand des Molochs Internet: Informationen in der Suchmaschine Ecosia recherchieren statt sich der allwissenden Datenkrake Google auszuliefern. Oder sich ehrenamtlich in Umweltschutzorganisationen zu engagieren. Der Erfolg, das Lachen, die Freude, das gute Bauchgefühl sind dabei mehr wert als alles Geld der Welt.
Ein solch gutes Bauchgefühl hatte selbst der Filmkritiker der konservativen britischen Tageszeitung „The Guardian" in seiner Filmkritik: „Mit ‚2040‘ will Gameau die Menschen inspirieren statt sie zu alarmieren oder zu überwältigen. Du verlässt das Kino und willst mehr und nicht weniger von dieser Art von Filmen!" Wer sich weitergehend inspirieren lassen mag, kann sich getrost an Damon Gameaus Webseite „Whatsyour2040" orientieren. Die hat er nämlich synchron zu seiner packend inszenierten Film-Dokumentation ins Leben gerufen. Für unsere Kinder, für ein neues, besseres Leben, im Jahre 2040.