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WAS MACHT EIGENTLICH...

Heidi Biebl Mitte Januar 1960 bei den Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel.
Foto: picture-alliance/ dpa

… Heidi Biebl?

Der „Allgäuer Wirbelwind" wurde durch ihre olympische Goldmedaille 1960 und zwei vierte Plätze bei den Spielen 1964 zur Ski-Legende. Nach Karriereende eröffnete sie in ihrem Heimatort Oberstaufen eine Skischule, leitete ein Kurhotel und vermietet heute Ferienwohnungen.

Das erste Mal stand Heidi Biebl mit drei Jahren auf Skiern, das entsprechende Gelände lag für die Oberstaufenerin ja direkt vor der Tür. „Meine Mutter hat mir beim Schreiner so kleine Rutscherle machen lassen. Das Skifahren habe ich mir dann mehr oder weniger selbst beigebracht", blickte die 78-Jährige im Vorjahr in dem Senioren-Journal „Alternovum" zurück. Mit sieben Jahren gewann Biebl ihr erstes Schülerrennen, obwohl sie gleich nach dem Start einen Skistock verlor. Sie durfte dann im Anschluss gleich bei den Älteren mitfahren und gewann sogar bei den Jungs. Nach diesen ersten Siegen arbeitete Biebl sich zielstrebig in die deutsche Damen-Elite hoch und holte zwischen 1959 und 1965 insgesamt 14 deutsche Meistertitel. Auch international machte sich das nur 1,58 Meter große und 63 Kilo schwere Energiebündel mit 30 Weltcup-Siegen einen Namen. Den größten Erfolg feierte sie als 19-Jährige bei den olympischen Spielen 1960 in Squaw Valley mit dem Gewinn der Goldmedaille im Abfahrtslauf. Sie war damit die jüngste Olympiasiegerin dieser Spiele und wurde zu Hause mit dem Silbernen Lorbeerblatt der Bundesrepublik, dem Goldenen Ski des deutschen Skiverbandes und der Goldenen Leistungsnadel des Allgäuer Skiverbandes ausgezeichnet. Im Vorfeld hatte Biebl sich nicht unbedingt Medaillenchancen ausgerechnet und war unmittelbar nach ihrem Olympialauf auch enttäuscht: „Als ich ins Ziel kam, habe ich fürchterlich geschimpft. Ich war überhaupt nicht zufrieden mit mir, weil ich nicht alle Kurven so erwischt habe, wie ich mir das vorgenommen hatte." Gold gab’s dann trotzdem. Eine Chance auf eine Kombinationsmedaille hatte Biebl verpasst, weil sie zu spät zum Riesenslalom-Rennen erschien. Sie startete dann trotzdem anstelle einer ausgefallenen Läuferin, wurde aber trotz guter Ergebnisse disqualifiziert.

Nach ihrer Karriere als Skirennläuferin eröffnete Biebl im bayerischen Oberstaufen eine Skischule.
Nach ihrer Karriere als Skirennläuferin eröffnete Biebl im bayerischen Oberstaufen eine Skischule. - Foto: imago images / Mavericks

„Ich war nicht zufrieden"

Biebls schönste Erinnerung an diese Olympiade? „Dass ich mit meiner Mutter telefonieren konnte, obwohl wir zu Hause noch kein Telefon hatten. Sie haben meine Mutter in Oberstaufen an ein Telefon in der Nachbarschaft geholt. Ich denke, das war für sie auch ein besonderer Moment." Als Olympiasiegerin wurde sie nach der Rückkehr in ihrem Heimatort gebührend mit Fackeln und Raketen gefeiert: „Sogar einen Heidi-Biebl-Marsch haben sie gespielt", erinnert sie sich. Häufig bekomme sie heute noch die Frage gestellt, was ihr denn der Gewinn der Goldmedaille gebracht habe: „Die Skifabrik wollte mir eine Armbanduhr schenken. Da habe ich gesagt. Nein, danke, Armbanduhr hab’ ich schon. Aber ich möchte gern den Führerschein machen! Den haben sie mir dann bezahlt. Das waren 350 Mark. Das war’s", verriet sie in der WDR-Sendung „Erlebte Geschichten". Darüber hinaus hat die Gemeinde Oberstaufen inzwischen eine Straße nach ihr benannt, ihr den Goldenen Ehrenring verliehen und ihre gesamten Medaillen im Heimatmuseum ausgestellt.

Bei den Olympischen Winterspielen 1964 in Innsbruck belegte Biebl dann zwei undankbare vierte Plätze. „Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes", resümierte später. Allerdings habe sie Pech gehabt, weil ihre Skier nicht optimal gewachst waren. Heidi Biebl war keine bequeme Sportlerin und hat sich gelegentlich mit dem Verband angelegt, nicht nur weil sie öfter mal zur Zigarette griff. Weil sie zu Hause mit dem Bau eines Schrothkurheimes beschäftigt war, ließ sie das Wintertraining 1965/66 ausfallen und stieg erst im Frühjahr in die Vorbereitung auf die im Sommer 1966 stattfindende WM in Chile ein. Als sie trotz einiger Siege in Vorbereitungsrennen vom Skiverband nicht für die WM nominiert wurde, beendete sie ihre Karriere. Zunehmend hatten ihr zuletzt auch Knieprobleme zu schaffen gemacht. Sie absolvierte 1968 eine Skilehrerausbildung und eröffnete eine Skischule, die vor allem Kinder und Jugendliche ausbildete. 1972 war sie noch bei den Olympischen Winterspielen in Sapporo als Co-Kommentatorin fürs Fernsehen tätig. Biebls berufliches Standbein war das gemeinsam mit ihrer Mutter errichtete Kurheim, das sie später zum „Hotel Olympia" umbauen ließ und noch bis zum Jahr 2000 leitete. „Ich hatte all die Jahre große Unterstützung von meinem Ehemann Bora. Er ist Cellist und hat 25 Jahre lang hier im Kurorchester gearbeitet. Auch meine Mutter trug jahrelang zum Erfolg bei", teilt Biebl den Erfolg ihres Oberstaufener Hotels mit ihrer engsten Familie. Seit sie die Leitung des Hotels abgegeben hat, vermietet sie in ihrem Heimatort in ihrem Wohnhaus zwei Ferienwohnungen.

Englisch lernen fürs Gedächtnis

Sportlich fit hält Biebl sich mit ganz viel Sport. „Pilates und Yoga, Rückengymnastik und Fitnessstudio, außerdem elektronisches Muskeltraining. Um mein Gedächtnis zu fordern, nehme ich Englischunterricht", verriet sie 2018 in „Alternovum". „Aber auch PC-Spiele fördern das Konzentrationsvermögen. Freecell und Titanic spiele ich besonders gerne." Natürlich spielt Skifahren auch privat weiter eine große Rolle. Dazu verbringt sie viel Zeit auf dem Tennisplatz, auch wenn zuletzt meist nur zum Plaudern mit alten Freunden.

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