Unser Kollege Holger Schmidt hat eine bemerkenswerte Analyse zur Trainervergangenheit beim FC Bayern geschrieben. Unter dem Strich bleibt folgende Erkenntnis: Auch beim größten deutschen Verein, dem einzigen europäischen Aushängeschild menschelt es. Die beiden Alphatiere Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge haben in den vergangenen Jahren stets heftig um die Besetzung des Trainerstuhls gerungen. Und der „Unterlegene" hat – in Zeiten, in denen der Erfolg ausblieb, gerne im Hintergrund die Säge ausgepackt. Nun musste Niko Kovac gehen. Der hat trotz seines recht jungen Alters eine beachtliche Karriere als Coach hingelegt, kennt den internationalen Fußball und leistete bei Eintracht Frankfurt sensationelle Arbeit. Für den hemdsärmeligen Hoeneß der optimale Mann für den Umbruch bei den Bayern. Dem früheren Schweiz- und Italienprofi und sprachgewandten Rummennige war der Emporkömmling dagegen eine Nummer zu klein. Holger Schmidt hat Recht, wenn er von einer „chronischen Unzufriedenheit" seit 2013 spricht. Die Reaktivierung früherer Trainer wie Ottmar Hitzfeld und Jupp Heynckes scheidet aus Altersgründen mittlerweile aus. Sie waren die letzten mit Stallgeruch und großer Lobby. Selbst Pep Guardiola stieß bei seinen Versuchen den Verein umzukrempeln auf Widerstände. Mit Hoeneß Ausscheiden und Rummenigges Rückzug auf Raten beginnt eine neue Ära. Der Markt für die Bayern ist begrenzt. Jürgen Klopp wäre der, auf den sich beide blind verständigen würden. Doch der ist in Liverpool glücklich. Ralf Rangnick ist fachlich wohl der beste deutsche Trainer, allerdings gilt der sture Schwabe nicht als jemand, der sich gerne von den Oberen reinreden lässt. Dass mit dem hoch qualifizierten Max Allegri abermals ein Nicht-Deutschsprechender den Zuschlag erhält, darf bezweifelt werden. Aber: Englisch kann mittlerweile jeder Profi. Und da muss man zwangsläufig an José Mourinho denken. Der sture Portugiese könnte bei Bayern ein neues Zeitalter einläuten. Und der Bundesliga die nötige Aufmerksamkeit schenken. Hoeneß wollte ihn bereits vor zehn Jahren. Für ihn wäre es das perfekte Abschiedsgeschenk.
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