Halbzeitbilanzen sind in Mode gekommen. Erst im Bund, jetzt auch im Land. Vermutlich hat die neue Mode damit zu tun, dass derzeit nicht gerade Wunschkonstellationen das Regierungsgeschäft übernommen haben. Im Gegensatz zum Bund steht die Fortsetzung der Saar-Groko nicht zur Debatte. Die Bilanz ist bislang ordentlich, der Saarlandpakt als finanziell größtes Projekt zugunsten der Kommunen auf den Weg gebracht.
Die CDU hat sich mit dem Wechsel von AKK in die Bundespolitik personell in der Regierung neu aufgestellt, der zweite Wechsel infolge der Kommunalwahl fiel kleiner aus als vielfach erwartet. Dagegen hat sich die SPD an der Spitze im Bildungsministerium und der Fraktion neu sortiert.
So weit einige markante Spielszenen bis zum Halbzeitpfiff. Auf den Tribünen wird ein leichter Vorsprung der SPD ausgemacht. Deren Chefin war beim letzten Saarlandtrend (Mai 2019) beliebteste Politikerin, die CDU aber die stärkste Partei.
Früher trat eine Regierungskoalition gegen die Opposition (oder umgekehrt) an. Halbzeitbilanzen heute klingen im Unterton, als würden sich Mannschaften gegeneinander messen, die sich eigentlich zu einer Spielgemeinschaft auf Zeit verabredet haben. Das ist okay, wenn es um den Wettstreit der besten Wege geht, siehe Saarlandpakt oder auch im Streit um Lehrer- und Polizeistellen. Das umso mehr, als die Opposition im Parlament schon rein zahlenmäßig kaum treibende Kraft entwickelt.
Am Ende wird aber kaum einer nach der ersten Halbzeit fragen, da absehbar ist, dass die zweite Halbzeit von der Groko ebenso große Anstrengungen erfordert wie von der Vorgängerregierung beim Existenzkampf um die Länderfinanzen. Es wird ein schwieriger Spagat: Gemeinsam den neuen Existenzkampf annehmen, während gleichzeitig niemand verübeln kann, wenn die Partner auch ihre Ausgangsposition für den nächsten Wahlkampf im Blick haben. Die äußeren Rahmenbedingungen zwingen zu intensiver Zusammenarbeit. Gleichzeitig werden CDU und SPD, im Saarland noch Volksparteien, diesen Anspruch verteidigen wollen, ebenso die jeweilige Ambition, dabei die führende Kraft zu sein. Und das in einem Umfeld, das beim nächsten Mal aus jetziger Sicht ein Fünf- oder Sechs-Parteien-Parlament wahrscheinlich erscheinen lässt. Das erfordert eine gehörige Portion politischer Kunst.