Passé sind die Zeiten, in denen einen das Navi zur falschen Adresse lotste. Eine Lösung bietet das britische Navigations- und Adresssystem „what3words“.
Klingt ziemlich kryptisch: „///already.ants.renews“. Die vermeintlich sinnlose Wortkombination bezeichnet einen etwa drei mal drei Meter großen Flecken im thüringischen Ilmenau. Die Drei-Wörter-Adresse gehört zu einem in Großbritannien gegründeten Navigations- und Adresssystem mit dem Namen „what3words“.
Das ist ein im Jahr 2013 eingeführtes globales Adresssystem, das die Welt – auch abseits von Städten, Dörfern oder Straßen – in Quadrate aufteilt. Jedes dieser Quadrate ist drei mal drei Meter groß und mit einer eindeutigen, einmaligen und aus drei Wörtern bestehenden Adresse versehen, die mittels eines Algorithmus zugewiesen wurden. Die Drei-Wörter-Adresse „///genau.freundin.tagebuch“ etwa bezeichnet das drei mal drei Meter große Quadrat am Eingang der Mercedes-Benz-Produktionsstätte in Stuttgart-Untertürkheim. Mit drei Wörtern kann man also angeben, wo auf der Welt man sich gerade befindet. Oder ein Ziel definieren.
Weltweit nutzen mittlerweile Tausende von Unternehmen aus den Bereichen Lieferservice, Logistik, E-Commerce, Touristik oder Reise, Katastrophen- oder Rettungsdienst den Service ebenso wie Firmen aus der Automobilindustrie. Darunter ist auch Mercedes-Benz. Die Stuttgarter haben die Navigation mit Drei-Wörter-Adressen bereits bei einigen ihrer Modelle in das Infotainment-System der Fahrzeuge integriert. Damit sind die Fahrer in der Lage, drei Wörter zu sprechen oder einzutippen und somit weltweit einen genau definierten Zielort anzugeben. Die Drei-Wörter-Adressen kann man sich leicht merken und per E-Mail, SMS oder telefonisch weiterleiten. Das für Spracherkennung optimierte System kann über die kostenlose App von Privatpersonen genutzt werden. Das System funktioniert auch offline und kann so auch in einem Fahrzeug ohne Datenverbindung genutzt werden.
In 35 Sprachen erhältlich
Weiterer Vorteil des Systems: Die Drei-Wörter-Adressen sind zuverlässiger als die Kombination von Straßenadressen und Postleitzahlen. Die Lenker eines Fahrzeugs können sich punktgenau zu einem bestimmten Eingang oder Parkplatz navigieren lassen. Das System kann so außerdem zur Navigation zu Hotels, Restaurants, Baustellen, Parks, Stränden, Reisemobil-Stellplätzen oder zu Freunden, die sich outdoor befinden, genutzt werden. Damit kann ein Fahrzeuglenker auch städtische und ländliche Destinationen ohne feste Adressen ansteuern, etwa in Neubaugebieten, bei denen noch keine Straßennamen vergeben worden sind. So können auch exakte Liefer- oder Abholpunkte auf Messe- oder Firmengeländen angegeben und erreicht werden. Das macht beispielsweise Handwerkern und Lieferdiensten die Arbeit leichter. Aber auch im privaten Einsatz ist „what3words“ hilfreich, schließlich lassen sich Freunde auf Großveranstaltungen wie Volksfesten oder Konzerten einfacher finden. „Herkömmliche Straßenadressen sind nicht für die Spracheingabe konzipiert“, erläutert Chris Sheldrick, Mitbegründer von what3words. „Für Spracherkennungssysteme sind 15 Ammanford Road und 50 Ammanford Road schwierig zu unterscheiden, außerdem sind viele Haus- und Straßennahmen doppelt vorhanden. In London gibt es 14 unterschiedliche Church Roads, in Mexiko-Stadt 632 Juarez-Straßen. In Straßenadressen werden auch Tausende von nicht in Lexikas enthaltenen Wörtern verwendet, und die Aussprache dieser ist kaum zu erraten. Die Stadt Godmanchester wird tatsächlich ‚Gumster‘ ausgesprochen.“
Gibt ein Fahrer eine Drei-Wörter-Adresse per Stimme oder Tastatur ein, wird sie in Koordinaten umgewandelt. Das Fahrzeug wird dann mit dem integrierten Karten- und Navigationssystem zu genau diesem Punkt navigiert. „What3words“ ist in rund 35 Sprachen erhältlich, weitere befinden sich in der Entwicklung. Somit können die Menschen ‒ unabhängig davon, wo sie sich aufhalten ‒ die Drei-Wörter-Adresse für ihren Zielort auch in ihrer Muttersprache sagen. Und werden so zu jedem Punkt der Welt geleitet – mit nur drei Wörtern.