Der Name scheint Programm zu sein – im positiven Sinn. Küchenchef Julian Britz eröffnete vor einem Jahr das „Hüftgold", ein schmuckes, großräumiges Bistro am Riegelsberger Markt. Absoluter Renner sind der Hüftgold-Burger und viele hausgemachten Köstlichkeiten.
Steigt man in Saarbrücken in die Saarbahn ein, erreicht man ruckzuck Riegelsberg, eine kleine, nördlich gelegene Gemeinde. Ich steige dort am Markt aus und mache mich auf den Weg zum Bistro „Hüftgold". Der Ausdruck verweist umgangssprachlich, wohl etwas scherzhaft auf die Fettpolster im Hüftbereich. Trotzdem: Kalorien werden heute nicht gezählt – zumindest nicht die, die ich zu mir nehme. Die kubische Bauform ist ein Blickfang. Am oberen Teil des Riegelsberger Marktes gelegen, springt das Bistro sofort ins Auge.
Erstaunlich viel Platz bietet das „Hüftgold": Auf zwei Etagen finden sich alles in allem 70 Sitzplätze und ein großer Balkon, auf dem in den Sommermonaten natürlich auch serviert wird. Ebenerdig befinden sich gegenüber der Theke ein Hochtisch und nebenan genügend Sitzplätze für das Tagesgeschäft. Auch im Obergeschoss gibt es eine Theke und jede Menge Tische.
Der Gastgeber heißt Julian Britz. Und der 24-jährige Koch hat ein Konzept entwickelt, das sich nicht zu verstecken braucht – und hat damit Erfolg: Er steht für eine internationale Crossover-Küche mit Zutaten und Gerichten, die bei seinen Kunden gut ankommen. Auf der Karte stehen nicht nur verschiedene Burger und Fleischgerichte, sondern auch Pasta-Variationen. Mittags verspricht er seinen berufstätigen Kunden, das Essen in 15 Minuten zum Arbeitsplatz zu liefern – mit Geld-zurück-Garantie, falls er dieses nicht einhalten kann. Um die Mittagszeit ist vornehmlich älteres Publikum zu Gast, abends eher junges, und am Wochenende ist es total gemischt. Wöchentlich wechselt hier die Mittagskarte.
Sonntags kann man ausgiebig brunchen
Fast täglich werden hier besondere Leckereien geboten: Montags ist Currywurst-Tag, dienstags Schnitzel-Tag, mittwochs ist Burger-Tag, donnerstags Pasta-Tag, samstags ist Bier-Tag und sonntags gibt es Kaffee und Kuchen. Sonntags lädt der „Hüftgold"-Küchenchef außerdem von 10 bis 14 Uhr zum ausgiebigen Brunch. Und einen Namen für gutes Frühstück hat sich das Bistro bereits gemacht. Da fährt Britz ein Büfett mit frisch gebackenen Brötchen, Bio-Broten, Croissants, Bio-Joghurt, Landhonig, hausgemachten Marmeladen, knackigem Obst, Mozzarella, verschiedenen Müsli-, Käse- und Wurstsorten, gebeiztem Lachs, Gemüse-Sticks, frischen Eiern, Pancakes und vielem mehr auf.
Als er vor einem Jahr das schmucke Bistro eröffnete, wollte er zunächst Menüs verkaufen. Aber das kam überhaupt nicht bei den Kunden an. Also sattelte er um – und plötzlich lief es rund. Denn: Kochen kann der junge Mann allemal.
Julian Britz kam über seine Großmutter zum Handwerk. Als gelernte Köchin und Hausfrau versorgte sie alle zu Hause und hütete die Kinder. So kam Julian Britz schon als kleiner Junge in den Genuss der großmütterlichen Kochkünste. Schon immer hatte er eine musische Ader, liebte etwa Musik. Heute musiziert er auch gern selbst und fotografiert mit Leidenschaft.
Seine Großmutter war es also, die in ihm die Leidenschaft fürs Kochen entfachte und ihn schließlich überzeugte, diesen Beruf zu ergreifen. Mit 15 begann er eine Lehre. Oft war er morgens der erste und abends der letzte im Betrieb. Den Beruf erlernte er im Centrum für Freizeit und Kommunikation der Lebenshilfe, einer Event-Location in Spiesen-Elversberg. Nach absolvierter Lehre dort ging er zur Hostellerie Bacher-Wögerbauer nach Neunkirchen. „Zuerst war ich dort Patissier und für die kalte Küche zuständig. Doch bald schon wurde ich Küchenchef. Da war ich 19 Jahre alt." Doch, er blieb nicht lange und wechselte zum „Grill au Bois" – ebenfalls in Neunkirchen. Weitere Stationen waren der „Stiefel" und das „Herzenslust" in Saarbrücken. Er gerät kurz ins Schwärmen: „Das war bis dahin mein beruflicher Höhepunkt. Dort durfte ich mich kreativ austoben. Ich durfte Gemüse in den Desserts verarbeiten, Obst in der Vorspeise. Dort wurde ich auch schnell Souschef. Als der Küchenchef aufhörte, spekulierte ich auf seinen Posten. Bin es aber nicht geworden, war sehr enttäuscht. Dann beschloss ich, mich selbstständig zu machen." Ein paar Monate kochte er im Alt-Saarbrücker Deutschherrnpfad, auch schon als „Hüftgold". Doch schon bald darauf lockte das Angebot aus Riegelsberg – das er dankbar annahm. Gutes Essen muss für Britz modern sein, das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen, es muss satt machen und den Leuten schmecken. Dabei ist für ihn der kreative Aspekt zweitrangig, doch es sollte ohne Chichi zubereitet und eben nicht überteuert sein. Eins sollte seiner Ansicht nach gutes Essen immer sein: authentisch.
Julian Britz begann mit 15 eine Lehre
Die Weinkarte ist zwar nicht besonders groß, aber es fällt mir keinesfalls schwer, einen guten Tropfen zu finden. Ich schaue zuerst die Weißweine durch. Von Tina Pfaffmann aus der Pfalz gibt es hier einen Grauburgunder. Vom Weingut Würtzberg in Serrig bietet man einen Riesling und einen Weißburgunder an. Auch einen Lugana von der Azienda Agricola Montonale und einen weiteren Sauvignon Blanc aus der Pfalz von Emil Bauer. Ebenfalls aus Rheinland-Pfalz stammt der Chardonnay vom Weingut Nauerth-Gnägy. Die Roséweine kommen aus der Provence, vom Château Lacombe, ein Pink-Rosé von Tina Pfaffmann und einer aus Italien: Rosa di Notte, von Montonale aus der Lombardei. Unter den Rotweinen komplettieren vier Kreszenzen die Weinkarte. Die Herkunftsgebiete sind die Abruzzen in Italien, ein Merlot aus Chile, ein Côtes du Rhône der Familie Perrin und ein Spanier aus dem Rioja. Zu einem Riesling von der Saar bestelle ich mir ein regionales Mineralwasser vom Blue-Future-Project aus dem rheinland-pfälzischen Schwollen. Passt. Das Bier liefert die Brauerei Krombacher.
Schließlich lasse ich meinen Blick über die Karte schweifen. Bei meinem Besuch gab es als Tagesspecial Kürbiscremesuppe mit Sour Cream, „Penne Ratatouille", panierte Hähnchenroulade gefüllt mit dreierlei Käse und Tomaten sowie Consuela-Burger mit 160 Gramm Beef, spanischer Salami, Chips, Paprika, Aioli und Pommes frites.
Auf der Karte finde ich unter den drei Vorspeisen einen Antipasti-Teller, der auch in der vegetarischen Variante angeboten wird. Drei Salate stehen zur Auswahl: Schafskäse, Chicken und Garnelen. Das Dressing kann jeder selbst wählen.
Dann bemerkte ich Steaks, Schnitzel und Grillteller mit verschiedenen Saucen. Schließlich
gibt es eine größere Auswahl an Burgern. Einer ist sogar ohne Fleisch. Der Hüftgold-Burger ist hier der Renner. Unter Nudeln finde ich auch drei Zubereitungsarten. Dann gibt es Currywurst mit hausgemachter Sauce und vier Desserts.
Süßkartoffel-Fritten sind lecker
Ich will querbeet probieren. Also bestelle ich mir die sehr leckeren und gut frittierten Süßkartoffel-Pommes. Danach folgt ein Antipasti-Teller mit frischem, gegrilltem Gemüse, das in Olivenöl eingelegt ist. Schafskäse, Oliven, Schinken, Salami und Bauernbrot runden das Ganze ab – eine feine Sache!
Als Burger nehme ich den Klassiker mit Rindfleischpatty, Grünzeug, Zwiebeln und Burgerbrötchen, Cheddarkäse, Bacon und mit einer hausgemachten Sauce – die richtig gut schmeckt.
Als Nächstes folgt eine Spezialität von der Insel: Apple Crumble mit Eis nach Wahl. Dieses Dessert wird hier kalt serviert, das ist wichtig zu erwähnen. Präsentation und Geschmack haben mich restlos überzeugt.
Ein weiteres Standbein von „Hüftgold" ist der Lieferdienst, der sehr nachgefragt ist. Täglich bestellen viele Nachbarn und Stammgäste. Ausgenommen Steaks, denn die liefert Julian Britz nicht nach Hause. Da ist ihm der Qualitätsverlust dann doch zu hoch.