Derzeit wird viel über die Qualität der Bundesliga diskutiert. Wie sieht es in den anderen großen europäischen Ligen aus? Besonders in Spanien geht es eng zu. Und nicht nur die Bayern haben Probleme.
La Liga
Die spanische erste Liga gilt derzeit mit der englischen Premier League als die beste der Welt. Doch auch dort sind Überraschungen möglich. So hat sich Real Sociedad San Sebastián in die Spitzengruppe der Primera División gespielt. Die Mannschaft mit den Ex-Dortmundern Mikel Merino, Alexander Isak und Adnan Januzaj steht als Fünfte nur zwei Punkte hinter dem Tabellenführer FC Barcelona und dem Zweiten Real Madrid. Atlético und der FC Sevilla liegen nur einen Punkt dazwischen. Der FC Barcelona findet in der laufenden Saison noch nicht richtig in die Spur. Hinzu kommen diverse Verletzungen, die für Fragezeichen bei den Katalanen sorgen. In der Liga hat der spanische Meister zwar bereits drei Niederlagen kassiert, liegt nach zwölf Spielen aber dennoch punktgleich mit Erzrivale Real Madrid an der Tabellenspitze. Vor allem die Anzahl der Muskelverletzungen hat deutlich zugenommen. Bereits 16 Verletzungen dieser Art mussten die Blaugrana in dieser Saison schon verkraften, berichtet die „AS". Immer wieder trifft es auch Leistungsträger, weshalb Trainer Ernesto Valverdo seine Elf immer wieder umbauen muss. Eine Erklärung für die ärgerliche Verletzten-Serie gibt es offiziell nicht. Dauerkonkurrent Real konnte davon nicht profitieren: „Ehrlicherweise sollten wir mit einigen Punkten Vorsprung führen. Darüber muss man frustriert sein. Aber wir nutzen das als Motivation, weil wir weiter im Rennen sind", sagte der frühere Münchner Toni Kroos der französischen Nachrichtenagentur AFP.
Premier League
Der FC Liverpool dominiert unter Trainer Jürgen Klopp die englische Top-Liga. Mit dem 3:1 über den aktuellen Titelträger Manchester City am letzten Spieltag hat der Tabellenführer den Vorsprung in der Premier League nach zwölf Spielen auf acht Punkte ausgebaut. Überraschungsteam Leicester City und der FC Chelsea sind punktgleich Zweiter und Dritter, erst dann folgt mit einem weiteren Punkt weniger Manchester City. Von 36 möglichen Zählern hat die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp 34 geholt. Der Club ist Topfavorit auf den Titel. Es wäre die langersehnte 19. Meisterschaft in der Geschichte des FC Liverpool, und die erste seit 30 Jahren. Trainer Klopp versucht die Euphorie zu bremsen. „Wer will im November oben stehen? Man will doch im Mai der Tabellenführer sein", sagte er dem „Tagesspiegel". Der Druck, meinte er, werde noch kommen. Doch auch Klopp ließ sich von der Begeisterung über den großartigen Start etwas mitnehmen: „Das ist schon verrückt. So etwas hätte man sich nicht vorstellen können." In der letzten Saison hat sich Manchester City mit dem FC Liverpool in der Premier League ein geradezu episches Titelrennen geliefert. Beide Mannschaften marschierten durch die Saison, die Entscheidung fiel erst am letzten Spieltag. City holte unter der Leitung von Trainer Pep Guardiola ganze 98 Punkte, Liverpool landete mit nur einem Zähler weniger auf dem zweiten Rang. Nach einer Wiederholung des packenden Duells sieht es in dieser Saison nicht aus. Durch die 1:3-Niederlage an der Anfield Road liegt Guardiolas Team schon stattliche neun Punkte hinter den Reds. Manchester lässt dabei die große Konstanz der letzten Jahre vermissen. Für Guardiola bedeutet die aktuelle Punkteausbeute sogar einen Negativ-Rekord. Nie zuvor stand eine seiner Mannschaften nach zwölf Spieltagen in einer europäischen Topliga mit weniger Punkten da.
Dass es auch in den Spitzenligen Überraschungen geben kann, sieht man auf der Insel. Vor drei Jahren hat Leicester City als Meister der Premier League ein Fußballmärchen geschrieben. Seitdem wurde es ruhiger, Leicester versank zwischenzeitlich im Tabellenmittelfeld. Drei Trainer später sind die „Foxes" wieder da. Die Mannschaft von Trainer Brendan Rodgers klopft hinter Liverpool ganz oben an, hat mit 26 Zählern nach 13 Spielen sogar einen Punkt mehr als in der Meistersaison. Durchwachsen läuft es bislang für die Top-Teams von Arsenal London und Manchester United, die derzeit hinter der Spitzengruppe im Mittelfeld rangieren.
Ligue 1
„Alles beim Alten", könnte die Situation in Frankreich lauten. Doch auch der Serienmeister hat ab und an Probleme. Paris Saint-Germain ist am letzten Spieltag einem weiteren Ausrutscher in der französischen Ligue 1 entgangen. Der Meister, der zuletzt bei Dijon mit 1:2 verloren hatte, kam bei Stade Brest durch ein spätes Tor zu einem knappen 2:1-Sieg. PSG führt die Tabelle souverän an, aber mehr mangels Konkurrenz als dank souveräner Auftritte. Zudem plagen das Team von Thomas Tuchel ebenfalls Verletzungsprobleme. Neymar und Kylian Mbappé waren in Brest die bekanntesten einer ganzen Reihe von Abwesenden. Realistische Hoffnungen auf einen spannenden Titelkampf in der Ligue 1 macht sich auch in dieser Saison kein anderes Team. Zu stark ist der Kader von PSG, zu groß der finanzielle Vorteil. Erster Verfolger der Hauptstädter sind übrigens nicht die international renommierten Olympique Lyon und der AS Monaco, sondern ein Team aus dem Westen Frankreichs: der SCO Angers. Les Noirs et Blancs (Die Schwarz-Weißen), wie sie in Frankreich genannt werden, pendelten lange zwischen Ligue 1 und Ligue 2 ohne große Titel, ehe sie 1996 in die dritte Liga durchgereicht wurden. Erst 2007 gelang Angers die Rückkehr in die zweithöchste Spielklasse, und das ohne große Ausgaben für Spieler. Trotzdem schaffte man in der Saison 2014/15 mit einem dritten Platz den Aufstieg in die Ligue 1. Alles unter der Regie von Trainer Stéphane Moulin, der Angers 2011 übernahm und bis heute Coach des Vereins aus der Region Pays de la Loire ist.
Serie A
Spannender geht es in Italien zu. Der italienische Rekordmeister Juventus Turin hat vor der Länderspielpause die Tabellenführung der Serie A zurückerobert. Dank eines knappen 1:0 im Klassiker gegen den AC Mailand schob sich das Team um Superstar Cristiano Ronaldo wieder an Verfolger Inter Mailand vorbei. Der Vorsprung der Turiner beträgt lediglich einen Punkt. Der AC Mailand hängt in der Tabelle dagegen im unteren Mittelfeld, und auch der SSC Neapel kommt nicht so recht in die Pötte. Lazio Rom hat als Dritter schon einen stattlichen Rückstand auf das Spitzenduo. Überraschender Dritter ist der sardische Club Cagliari Calcio, der erst vor vier Jahren in die Serie A zurückkehrte und in der vergangenen Saison fast abgestiegen wäre.