Der Karlsruher Sport-Club feiert in diesem Jahr seinen 125. Geburtstag. FORUM stellt den DFB-Pokalgegner des 1. FC Saarbrücken vor.
Turner, die Fußball spielen wollten. So geht die Gründungsgeschichte des FC Phönix in Kurzform. Am 6. Juni 1894 wurde der Vorgängerverein des Karlsruher SC gegründet. Zuvor hatten sich einige Turnsportler auf dem Karlsruher Engländerplatz getroffen und dem Spiel mit dem runden Leder gefrönt. Deren Verein wollte aber keine eigene Fußballabteilung. Die Phönix-Gründung war der logische Schluss. Was für Auswirkungen das haben würde, konnte damals allerdings noch niemand erahnen. Nun hat der KSC bereits 125 Jahre auf dem Buckel. Jahre mit einschneidenden Erlebnissen, aber auch Jahre mit großen Erfolgen. Nach einem stetigen Auf und Ab spielt der KSC als Aufsteiger in der Zweiten Liga und rangiert dort im Mittelfeld. Kürzlich hat er seine Profiabteilung ausgegliedert. „Dieser Schritt ist für unseren Verein genauso wichtig gewesen wie damals die Fusion 1952. Mit der Ausgliederung haben wir eine entscheidende Weiche für eine erfolgreiche Zukunft des Vereins gestellt", erklärte KSC-Präsident Ingo Wellenreuther dem „Kicker." „Wir haben den Profibetrieb nun in ein modernes und zukunftsfähiges Unternehmen überführt." Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatte zuvor für den neuen Lizenznehmer, die KGaA, eine komplette Lizenzierung durchgeführt. „Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit für die laufende Saison wurde nachgewiesen und die Lizenz erteilt", teilte der KSC mit. Als Geschäftsführer der vollhaftenden Komplementär-Gesellschaft fungieren Michael Becker (Finanzen) und Oliver Kreuzer (Sport).
Zahlreiche Prozesse belasten das aktuelle KSC-Geschehen
Sportlich ist der KSC im Soll, „auch wenn es ein paar Unentschieden zu viel sind", wie Trainer Alois Schwartz sagt. Die Mannschaft arbeitet defensiv kompakt – meistens mit zwei Viererketten – und ist darüber hinaus nicht zuletzt mit den baumlangen David Pisot, Daniel Gordon, Lukas Fröde oder Angriffsfixpunkt Philipp Hofmann brutal gefährlich bei Standardsituationen", erklärte der frühere KSC-Spieler und heutige Trainer von Erzgebirge Aue, Dirk Schuster, kürzlich gegenüber dem MDR. Neben dem „großen, wuchtigen" Torschützenbesten Hofmann (sieben Treffer) zählte er noch Topvorbereiter Marvin Wanitzek (sieben Assists) zu den Karlsruher Schlüsselakteuren. „Unser Ziel ist, dass wir ein stabiler Zweitligist mit Ambitionen werden, und wenn das neue Stadion eröffnet worden ist, dass wir dann – ganz bescheiden – den Blick nach oben Richtung Bundesliga richten können. Aber entscheidend ist erst mal: demütig zu sein! Wir sind erst einige Wochen wieder zurück in der Zweiten Liga und stehen dafür ganz ordentlich im Mittelfeld der Tabelle da", sagte Präsident Wellenreuther gegenüber dem Internetportal KA-News. Dabei ist der CDU-Politiker durchaus eine Reizfigur. Erst vor einigen Wochen wurde er als Präsident im Amt bestätigt. Und dies nur mit knapper Mehrheit gegen einen Konkurrenten, der aus den Reihen des Hauptsponsors stammte. Die CG Gruppe AG erwägte kurzfristig sogar, ihr im Sommer 2019 eingegangenes, langfristig angelegtes Engagement bei den Blau-Weißen wegen diverser Aussagen des erneut ins Amt gewählten Präsidenten Wellenreuther aufzukündigen. „Die CG Gruppe wurde von Herrn Wellenreuther diffamiert, wir wurden als Heuschrecken bezeichnet und mussten hinnehmen, dass man mir eine Unterwanderung des KSC unterstellt. Unsere Anwälte in Berlin haben die Aussagen bewertet und eine klare Haltung dazu. Wenn der KSC den Vertrag mit dem Vermarkter Lagardère unter Hinweis auf einen eingetretenen Vertrauensverlust kündigen kann, so gilt das für uns nach unserer Einschätzung umso mehr", erklärte Müller gegenüber den „Badischen Neusten Nachrichten".
Alois Schwartz trifft auf seinen Stiefsohn Mario Müller
Mittlerweile hat Müller die Aussage revidiert, von Wellenreuther aber eine Entschuldigung eingefordert. Von der Öffentlichkeit beachtete Auseinandersetzungen vor Gerichten führt der KSC bereits mit der Stadt als Bauherr der neuen Arena und mit dem Vermarkter Lagardère. Wellenreuther selbst fühlt sich missverstanden und ging auf der Mitgliederversammlung in die Offensive. „Die verschiedenen Gerichtsverfahren, die einfach notwendig waren und sind, weil ich als KSC-Präsident verpflichtet bin, die Rechte des KSC zu verteidigen und die Rechte der Mitglieder zu wahren – das ist eine meiner wichtigsten Aufgaben. Ich denke, das haben nun viele verstanden, nachdem sie Details erfahren haben, warum es notwendig war, gerichtliche Hilfe in Anspruch zu nehmen", sagte er anschließend. Während es im Umfeld also durchaus turbulent zugeht, sind die sportlichen Strukturen mit den beiden Ex-Profis Kreuzer und Schwartz stabil. Für den KSC führte der Weg im Pokal-Wettbewerb bisher über Darmstadt und Hannover. In der zweiten Pokalrunde köpfte Philipp Hofmann die Karlsruher beim SV Darmstadt 98 eine Runde weiter. Sein Treffer in einer engen Partie aus der 86. Minute ebnete den Weg. Eine Runde zuvor schlug der KSC ebenfalls einen direkten Konkurrenten aus der Liga. Hannover 96 – um Ex-Trainer Mirko Slomka – wurde mit 2:0 wieder gen Niedersachsen geschickt. Hofmann hatte sich vor der Auslosung seinen ehemaligen Jugendclub Schalke 04 gewünscht. Im Achtelfinale am 5. Februar wird Trainer Schwartz dabei auf seinen Stiefsohn treffen. Mario Müller ist Linksverteidiger beim 1. FC Saarbrücken. „Ich bin wohl aus unserem Kader der Spieler, der die meisten Spiele der Karlsruher live im Stadion oder im Fernsehen gesehen hat. Da wird auch der eine oder andere Tipp dabei sein, den ich der Mannschaft geben kann. Auf der anderen Seite verfolgt Alois aber auch die Partien von mir, ist daher auch gut über den FCS informiert. Das wird sich also vermutlich ausgleichen. Nach der Auslosung haben wir direkt miteinander telefoniert. Durch das direkte Duell wird auf jeden Fall einer aus der Familie im Viertelfinale des DFB-Pokals stehen. Und das ist ja auch nicht schlecht", sagte Müller dem Portal Fußball.de.