Buch-Tipp: Potsdam auf den zweiten Blick

Das Schloss Sanssouci, den Park Sanssouci, das Neue Palais, das Holländische Viertel – diese Orte kennen die meisten Besucher von Potsdam. Wer Potsdam zum zweiten Mal besucht, sollte unbedingt dieses Buch dabei haben. Wie schon in seinem Buch über 111 Orte in Brandenburg, beschreibt Tom Wolf sehr gut lesbar in manchmal schnoddrigem, oft auch lakonischem Ton versteckte Orte in der Landeshauptstadt.

Selbst Potsdamer, so behauptet Wolf, werden in seinem Buch Orte und Stellen finden, die ihnen unbekannt sind. In die meisten der einseitigen Kapitel flicht der Autor historische Episoden und Zitate ein, sodass das Buch zu einem historisch interessanten Diskurs gerät. 

Reich an Geschichte ist Potsdam allemal. Beispiele gefällig? Spaziergängern an der Bertinistraße sticht die „Villa Hagen“ ins Auge, eine baufällige, kubistische Villa aus Holz, in Wahrheit ein Zeugnis des „Neuen Bauens“ in Potsdam. Wie Wolf recherchierte, barg sie eine Tiefgarage mit Autoaufzug, ein Bootshaus, eine Turnhalle, einen Boxring, ein Kino und eine Dusche nach „amerikanischem Vorbild“, wo das Wasser von der Seite kam. Während der DDR-Zeit diente die Villa als Rechenzentrum des VEB Informationsverarbeitung. 

Auch Hitler hinterließ seine Spuren. Die Wohnsiedlung hinter dem S-Bahnhof Charlottenhof, am ehemaligen Adolf-Hitler-Platz, wurde in den 30er-Jahren erbaut und steht noch heute.

Fans alter Tankstellen sollten sich die alte „NITAG“-Tankstelle nahe der Glienicker Brücke ansehen. Sie wurde 1937 im Landhausstil an der ehemaligen Reichsstraße 1 errichtet; heute gibt es hier feine französische Küche und Weine aus dem Weingut des Potsdamer Bürgers Günther Jauch.

Kaum zu glauben: Potsdam hatte von 1958 bis 1970 sogar eine Skisprungschanze! Sie befand sich nahe des Hotels „Bayerisches Haus“ im Wildpark Pirschheide. Damals stand dort noch ein elf Meter hoher, hölzerner Anlaufturm.