Warum schreibt diese Frau solch’ ein Buch? Diese Frage könnte man sich stellen, wenn man den Saarland-Krimi von Greta R. Kuhn liest, die auf ihrem Autorenfoto schelmisch-verschmitzt in die Kamera lächelt. Warum also kein Kinderbuch? Oder einen Jugendroman? Ganz einfach: Diese Frau hat ein Faible für das Böse – aber nur in Krimis. Ihr Buch trägt den Titel „Saarperlen“ und orientiert sich stellenweise an dem Muster beliebter Schwedenkrimis. Doch Greta R. Kuhn, die in Saarbrücken aufwuchs, in Frankfurt lebte und schließlich an die Deutsche Weinstraße zog, hat ausgiebig für ihren Krimi recherchiert. Daher wirkt das Buch oftmals sehr authentisch, aber nicht wirklich verstörend, spannend ja, aber manchmal zu nett:
Die angehende Hauptkommissarin Veronika Hart wird beim LKA in Saarbrücken mit ihrem ersten Fall konfrontiert – und der hat es in sich. Ausgangspunkt ist ein rätselhafter Leichenfund in Perl: Eine Frau ist zwischen die Klingen eines Mähdreschers geraten. Ihre Identität wirft Fragen auf. Kurz darauf wird eine weitere Tote gefunden. Nichts deutet auf Gemeinsamkeiten hin. Lediglich die Attraktivität der Opfer scheint die Fälle miteinander zu verbinden. Veronikas erster Fall wird zur spannenden Bewährungsprobe. Und irgendwann stellt sich dem Leser die Frage: Gibt es noch einen weiteren Killer …?
Die Autorin Greta R. Kuhn taucht tief in die Psyche der Figuren ein, sodass die Charaktere lebendig wirken. Für wirkliche Schreckmomente sorgt sie jedoch bei der Darstellung des psychopathischen Killers, einem ausgeprägten Sadisten. Da können auch die vielen Landschaftsbeschreibungen nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es hier mit einem gestörten Menschen zu tun haben, der seine Opfer erst leiden lässt, bevor er sie tötet. Ausgeglichen werden diese Schockmomente durch viel saarländisches Lokalkolorit und ein paar Anekdoten aus dem Saarland, die trotz des sadistischen Killers für heilsame Schmunzelanfälle sorgen. Fazit: Lesen!
KULT[UR]
Foto: Gmeiner Verlag
Buch-Tipp: Saarländische Bewährungsprobe
Greta R. Kuhn: Saarperlen. Saarland-Krimi. Gmeiner-Verlag. 310 Seiten. ISBN: 978-3-8392-2500-4.
Kult[ur] - Buch-Tipp
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