Vor den US-Primaries bleibt das demokratische Bewerberfeld unübersichtlich
Beinahe geht es im ganzen Impeachment-Theaterdonner unter: Immer noch treffen sich demokratische Präsidentschaftsbewerber regelmäßig zu Fernsehduellen. Zwar wird mit jeder neuen Runde die Hürde zur Teilnahme etwas nach oben gesetzt, aber es sind immer noch viele. Und mit dem jüngsten Einstieg des Multimilliardärs Michael Bloomberg ist sogar noch ein Kandidat dazugekommen. Was früher einiges an Medienöffentlichkeit nach sich gezogen hätte, geht derzeit in der Aufmerksamkeit um die Ukraine-Affäre etwas unter. Dennoch lohnt sich ein Blick auf das Kandidatenfeld. Drei Schlussfolgerungen lassen sich aus dieser Betrachtung ziehen.
Erstens: Es gibt keinen klaren Favoriten. Diese Rolle haben, wie bei einem Stafettenlauf, schon mehrere innegehabt – nur um sie dann wieder abzugeben. Shootingstars wie Beto O’Rourke haben den Wettkampf bereits wieder verlassen. Der ehemalige Vizepräsident Joe Biden wirkt oft zu fahrig, und sein Alter macht sich bemerkbar. Konkurrent Bernie Sanders musste sich gar einer Herzoperation unterziehen. Bürgermeister Pete Buttigieg gilt als zu jung und für manche Wählerschichten als Homosexueller unwählbar, vor allem bei der für die Demokraten so wichtigen afroamerikanischen Wählerschaft. Elizabeth Warren ist vielen Moderaten – ebenso wie Sanders – zu links. Und ob jemand wie Bloomberg sich einfach die Nominierung mit ein paar Millionen wird kaufen können, bleibt zumindest fraglich.
Zweitens: Trump ist noch nicht besiegt. Egal wie man es dreht und wendet, keiner der Kandidaten kann bisher als überzeugender Kontrapunkt zu Trump auftreten. Vor allem nicht in den für den Wahlausgang so entscheidenden „Swing States", in denen es weder eine feste republikanische noch eine feste demokratische Mehrheit gibt. Biden werden hier noch die größten Chance zugeschrieben, aber eines hat Trump mit der Ukraine-Affäre immerhin geschafft: Ein Restverdacht der Korruption bleibt an dem ehemaligen Vizepräsidenten hängen, und gerade für eventuell schwankende Republikaner kann das in der aufgeheizten öffentlichen Debatte durchaus ausschlaggebend sein. Eher als links geltende Kandidaten könnten hier gleich von vornherein durchfallen: Auch für manchen ansonsten moderaten Republikaner ist der von diesen vertretene „Sozialismus" ein Schreckensbild – auch, wenn das für den europäischen Beobachter eher unverständlich bleibt.
Drittens: Es hängt – wie immer – alles am „Super Tuesday", dem 3. März 2020. Zwar werden vorher schon in kleineren Staaten wie Iowa und New Hampshire erste Vorwahlen stattfinden, aber nicht zuletzt ist es die Taktik von Neueinsteiger Bloomberg, diese gleich ausfallen zu lassen und sich auf jene Bundestaaten zu konzentrieren, die besonders viele Delegierte zum Krönungsparteitag schicken. Wer ohne Blessuren aus diesem Dienstag herausgeht, wird in den Endspurt übergehen. Danach ist es vor allem eine Sache des finanziellen Durchhaltevermögens.
Hier haben vor allem Kandidaten mit starken „Grass- roots" bisher die Nase vorn. Sowohl Bernie Sanders als auch Pete Buttigieg haben viele kleine Einzelspenden einsammeln können, was sie beide im Bewerberfeld weit nach vorne getragen hat. Überstehen sie mit einem respektablen Ergebnis den 3. März, werden sie sich für die Endausscheidung als wichtige Wettbewerber etabliert haben.
Fazit: Der demokratische Shootingstar fehlt. Der demokratische Wahlkampf ist gespalten zwischen internen Auseinandersetzungen und dem Abarbeiten am republikanischen Präsidenten. Diesen Spagat muss die öffentliche Debatte noch sehr lange aushalten, und es ist derzeit nicht erkennbar, dass dies Trump großartig schadet. Er steht sich derzeit vor allem selbst im Weg – vor der Konkurrenz muss er noch keine Angst haben.