Bettina-Nicola Lindner arbeitet seit rund 30 Jahren als Journalistin und Autorin – vorwiegend im Gesundheitsbereich. Im Interview spricht sie über Eigenschaften und Einsatzgebiete des beeindruckenden pflanzlichen Heilmittels Kurkuma, das sich derzeit großer Beliebtheit erfreut.
Frau Lindner, wie sind Sie dazu gekommen, sich eingehend mit Kurkuma zu beschäftigen?
Ich arbeite seit fast 30 Jahren als Gesundheitsjournalistin, habe eine Ausbildung zur Heilpflanzenfachfrau gemacht und bin Hobbyköchin mit besonderem Faible für Kräuter und Gewürze – von daher kenne ich die Kurkuma schon lange, wissenschaftlich, praktisch und energetisch –
und natürlich von meinen Reisen nach Indien und Sri Lanka sowie von Ayurvedakuren. So war ich begeistert, als der VAK Verlag mich angefragt hat, ob ich ein Buch über dieses einzigartige Heilmittel schreiben möchte. Während meiner Recherchen in der wissenschaftlichen Literatur, im Internet und bei Gesprächen mit Experten für das Buch, habe ich immer mehr gespürt, dass die Kurkuma unter allen pflanzlichen Heilmitteln eine herausragende Stellung einnimmt.
Sie ist nicht nur die Königin der Gewürze, ein jahrtausendealtes Heilmittel der Ayurvedischen Medizin und der TCM (Traditionelle chinesische Medizin) – sie ist für mich das Top-Heilmittel unserer Zeit!
Seit über 50 Jahren wird diese fantastische Pflanze nun wissenschaftlich untersucht – und es gibt bis heute fast 4.000 Studien zu dieser Knolle. Das Kurkumin, der für die Heilwirkung wichtigste Inhaltsstoff, ist der international am besten erforschte natürliche Wirkstoff der Erde – mit bis heute nicht enden wollenden Auflistungen über Heilwirkungen.
Kurkuma ist hierzulande nicht so bekannt wie etwa im asiatischen oder arabischen Raum …
Die Gelbwurz (deutscher Name, Anm. d. Red.) stammt aus dem asiatischen Raum, insbesondere aus Indien, Vietnam und Java und ist dort stark durch eine kulturelle und mystische Bedeutung verwurzelt. In den Veden wurde sie bereits vor 5.000 Jahren als Heilmittel, Schutzpflanze und Glücksbringer beschrieben. Indien verbraucht bis heute den Löwenanteil der Kurkuma-Welternte, nämlich rund 80 Prozent und ist ebenso dessen größtes Anbauland. In Asien wird die goldgelbe Wurzel seit Jahrtausenden als Heilmittel und in großen Mengen beim Kochen verwendet. Kurkuma ist Hauptbestandteil der Gewürzmischung Curry – sie sorgt für die schöne gelbe Farbe – und ist in vielen asiatischen Gerichten enthalten.
Nach Europa kam die Kurkuma erst im 13. Jahrhundert und war lange Zeit nur als Gewürz bekannt. 1748 wurde sie als Universalmittel bei Leber- und Gallenleiden beschrieben. Trotz der Kenntnisse führte die Kurkuma lange Zeit weiter ein Schattendasein.
Erst seit circa 50 Jahren hat die Wissenschaft die alte Heilwurzel als geniales Heilmittel der Zukunft entdeckt. Wenn auch – für mein Empfinden – nach wie vor mit angezogener Handbremse.
Denn einerseits liegen fantastische Forschungsergebnisse über die Heilwirkung von Kurkuma, insbesondere Kurkumin, vor. Anderseits lässt sich die Zauberwurzel nicht so toll vermarkten, wie das einige große Pharmakonzerne gehofft haben. Die Anträge auf Exklusiv-Patente wurden allesamt abgelehnt, weil das Kurkumin aufgrund seines natürlichen Ursprungs und seiner dokumentierten traditionellen Verwendung nicht patentiert werden kann. Gott sei Dank!
Dies ist aber auch ein Grund dafür, dass viele Menschen von der Heilkraft der Kurkuma nur an Nebenschauplätzen erfahren. Schade!
Wie und bei welchen Erkrankungen/Problemen kann Kurkuma in der Medizin zum Einsatz kommen?
Kurkuma mit dem Wirkstoff Kurkumin ist fast ein Allheilmittel mit circa 90 wirksamen Heilstoffen. Früher war die Gelbwurz vor allem bei Schwächen und Stauungen von Leber, Galle und im Magen-Darmtrakt bekannt. Das neue Interesse an der möglichen krebshemmenden Wirkung von Kurkuma hat dann eine Welle von Untersuchungen bewirkt, die inzwischen die schützende Wirkung vor Infektion, Krebs, Demenz, Magen-Darmproblemen, Herzinfarkt und Schlaganfall, Diabetes, Arthrose, Arthritis, Rheuma, Lungenerkrankungen (Asthma, COPD), Übergewicht und mindestens 500 weiteren Krankheiten ans Licht gebracht hat. Die Heilwurzel wirkt unter anderem entzündungshemmend, immunstärkend, zellschützend (antioxidativ), entgiftend. Sie schützt vor neurodegenerativen Erkrankungen, vor Makuladegeneration, senkt den Cholesterinspiegel und leitet Schwermetalle aus dem Körper. Kurkuma ist ein wirksames Schmerzmittel, das es mit chemischen Konkurrenten wie Ibuprofen durchaus aufnehmen kann. Es steigert die körperliche Vitalität und Leistungsfähigkeit bei Sportlern, hilft beim Abnehmen und verschönert sogar Haut und Nägel.
Besonders interessant finde ich die neuen Forschungsergebnisse über die seelischen Wirkungen, wie zum Beispiel, dass Kurkumin antidepressiv wirkt, Ängste und Traumata quasi „löschen" kann – und damit sogar bei posttraumatischer Belastungsstörung hilft oder dass alkoholbedingte Gehirnschäden rückgängig gemacht werden können.
Viele neue Studien bestätigen überdies, dass Kurkumin genauso gut oder sogar besser – weil nebenwirkungsfrei – hilft als viele chemische Medikamente, die derzeit auf dem Markt sind. Rundum also eine Wurzel voller Wunder.
Bei welchen Entzündungen kann es helfen?
Kurkuma/Kurkumin hilft bei jeder Entzündung, die sich im Körper entwickelt und hat dadurch einen enormen Nutzen für unsere Gesundheit bei vielen Erkrankungen – und für deren Vorbeugung. Denn Entzündungen, akut, chronisch oder „nur" unterschwellige, sind die (Haupt-)Verursacher der meisten Erkrankungen von heute. Sie entstehen durch Entgleisungen des normalen Zellstoffwechsels – und diese wiederum durch innere (Psyche) oder äußere Einflüsse (Umwelt).
Der Powerstoff hemmt nachweislich entzündungsfördernde Botenstoffe und bekämpft Entzündungen, indem er den Histaminspiegel senkt und die Nebennieren anregt, mehr Cortisol zu produzieren – eine der körpereigenen entzündungshemmenden Substanzen.
In welcher Konzentration sollte man Kurkuma einnehmen? Woran kann man sich hier orientieren?
Zu unterscheiden ist hier ganz klar zwischen der Einnahme von Kurkuma und Kurkumin. Kurkuma kann als Gewürz in Speisen und in Kapseln eingenommen werden. Hier kann die Menge höher sein, etwa mehrmals täglich ein Gramm (insgesamt bis zu acht Gramm) des Gewürzpulvers in zum Beispiel Gemüsecurrys, goldener Milch oder in Tomatensaft – jeweils mit Pfeffer und Fett. Dies ist als Prävention eine gute Maßnahme.
Wer Kurkumin, den extrahierten Einzelstoff der Knolle, als Therapie verwenden möchte, sollte dies am besten in Absprache mit seinem Arzt tun. Kurkumin ist in Kurkuma zu etwa fünf Prozent enthalten. Es wirkt stärker, ihm fehlen aber die synergetischen Wirkungen des Gesamtstoffes Kurkuma.
Es gibt inzwischen verschiedene Therapieansätze und Kurkumin-Zubereitungen diverser Anbieter, die in ihrer Argumentation mit der Bioverfügbarkeit des gelben Stoffes zu tun haben. Viele Hersteller empfehlen heute zwei Kapseln Kurkumin (je à 500 Milligramm) mit Piperin täglich. Andere finden Flüssigkonzentrate mit mizellisiertem Kurkumin, was von der Bioverfügbarkeit her besser sein soll, teilweise auch ohne Piperin, besser.
Welche besonderen Eigenschaften hat sie außerdem?
Kurkuma wirkt wie eine Art Seelenfutter bei Depressionen. Die Wurzel symbolisiert Sonnenlicht und Energie, enthält eine Menge Psychohormone und regt die Produktion aller Glückshormone (Serotonin, Dopamin und Oxytocin) an. Insbesondere in der Kombination mit Piperin (schwarzer Pfeffer) gilt die Gelbwurz als natürliche Alternative zu Psychopharmaka. Die Curcumoide wirken ähnlich wie MAO-Hemmer – chemische Antidepressiva, die den Antrieb steigern. Sie sind diesen in ihrer Wirkung sogar überlegen, wie Studien beweisen. Die Kurkuma soll als Gewürz übrigens auch erotische Gefühle entfachen, das Pulver wird in Indien in modernen Sexshops als mildes Aphrodisiakum angeboten. Kurkuma wird auch in der Zahnmedizin verwendet – bei Parodontitis und Schwellungen im Mundbereich oder zur Ausleitung von Amalgam.
Stimmt es, dass Kurkuma die Fettverbrennung anregt und schlank macht?
Kurkuma ist einer der wirkungsvollsten Fatburner der Natur. Man kennt das schon von scharfen Gewürzen wie Chilli, die die Fettreduktion anregen. Aber Kurkuma hat noch mehr zu bieten: Viele Wirkstoffe der Kurkuma haben fettreduzierende Eigenschaften. Einige regen den Zellstoffwechsel an und beschleunigen die Verdauungsprozesse oder sie optimieren die Wasserversorgung der Zellen, was ebenfalls dem Stoffwechsel zugutekommt. Gleichzeitig wird durch die Einnahme von Kurkuma die Entstehung spezifischer Fettzellen verhindert, die für Übergewicht mitverantwortlich sind.
Zur Gewichtsreduktion hilft zum Beispiel ein Drink aus täglich einmal zwei Gramm Kurkuma zusammen mit zwei Gramm Ingwerpulver, etwas schwarzem Pfeffer, einem Teelöffel Kokosöl und einem Teelöffel Honig in warmen Wasser aufgelöst.
Kann man die Wirkung durch andere Stoffe verstärken, und wie funktioniert das?
Die Wirkung des Kurkumins (und natürlich auch von Kurkuma) wird durch die Zugabe von Piperin gesteigert, einem Inhaltsstoff von schwarzem Pfeffer. Es ist sehr wichtig, bei der Einnahme von Kurkuma und Kurkumin-Produkten schwarzen Pfeffer hinzuzufügen, falls er noch nicht enthalten ist. Kurkuma ist kaum wasserlöslich, vielmehr fettlöslich – bei der Einnahme von Kurkuma beziehungsweise Kurkumin sollte man immer etwas Fett (zum Beispiel Kokosöl, Olivenöl, Ghee et cetera) zu sich nehmen, damit die Wirkstoffe im Körper ankommen und wirken können.
Gibt es auch Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Stoffen/Nahrungsmitteln und Medikamenten?
Bei der Einnahme von sehr hohen Dosen kann es zu Schleimhaut-Reizungen im Verdauungstrakt kommen. Kurkuma regt als Bitterstoff den Gallenfluss an – bei Gallensteinen könnte es zu Problemen kommen. Die regelmäßige Einnahme von Kurkumin in hohen Dosen kann Eisen binden – und langfristig Eisenmangel verursachen. Kurkumin wirkt blutverdünnend und hat daher ähnliche Effekte im Körper wie Marcumar und Aspirin. Bei gleichzeitiger Einnahme sollte dies vorab mit dem Arzt besprochen werden.
Warum werden in der Medizin nur so wenige Gewürze genutzt?
Alle Gewürze, die wir heute in der Küche verwenden, haben eine Heilwirkung. Die Gewürzheilkunde ist schon seit Jahrtausenden bekannt. Gewürze sind aber leider nur Naturstoffe, und von daher können große Pharmakonzerne mit ihnen kein großes Geld verdienen. Das ist sehr schade! Denn es gibt viele wunderbare Gewürze, die uns helfen könnten, gesund zu werden – manchmal besser als die chemischen Produkte, die verschrieben werden. Wie Hippokrates schon sagte: „Deine Nahrung soll Dein Heilmittel sein."
Doch leider muss man die Naturheilkunde heute meist selbst bezahlen, und nur die chemische Variante wird erstattet. Was im Falle von Kurkuma mehr als schade ist, weil der Heilstoff extrem wirksam ist und so gut wie keine Nebenwirkungen hat. Man kann nur hoffen, dass die verantwortlichen Stellen da baldmöglichst umdenken.
Ist Kurkuma inzwischen in gängigen Gewürz-Sortimenten erhältlich? Wo kauft man es am besten?
Kurkuma in kleinen Mengen kann man heute überall bekommen, selbst beim Discounter. Wer Kiloware in guter Bio-Qualität sucht, wird im Internet bei diversen Anbietern fündig.