Christopher Isherwood lebte eine Zeit lang in Berlin, von 1929 bis 1933. An der Nollendorfstraße erinnert eine Tafel an einem Gründerzeithaus an den prominenten Bewohner. Der Schriftsteller war fasziniert von den lockeren Sitten in Berlin und berauschte sich am Nachtleben in Schwulenkneipen und Travestie-Shows. Als angehender Schriftsteller finanzierte er sich durch Sprachunterricht, außerdem erhielt er Zuwendungen seines reichen Onkels. Während dieser Zeit entstanden zwei Berlin-Romane, „Lebwohl Berlin" und „Mr Norris steigt um" (1935). Beide Romane wurden in den 60er-Jahren zur Grundlage für das Musical „Cabaret". Anregungen für seine Werke erhielt er im Kiez um den Nollendorfplatz und über seine Mitbewohner in der Pension bei „Fräulein Schröder".
Erzähler im Buch ist der Brite William Bradshaw, der den Engländer Arthur Norris kennenlernt. Durch Norris gelangt Bradshaw auf Kommunistenversammlungen und in zwielichtige Bordelle. Es ist die Zeit Anfang der 30er-Jahre, in der das gesellschaftliche Leben in Berlin hin zum Nazitum driftet. Isherwood nennt es „Bürgerkrieg", und Mr Norris ist dabei, wenn der Hass explodiert, Messer gezückt werden, Menschen auf der belebten Straße ausgeraubt werden und ein Freund auf einer Kirmes mit der Rasierklinge verletzt wird. Für die deutsche Journaille der Zeit hat er wenig lobende Worte: Sie verwende ein Vokabular der Verunglimpfung wie „Verräter", „Lakai des Versailler Diktats" oder „Bolschewiken-Pack" und drücke damit der deutschen Sprache unwiderruflich ein falsches Pathos auf. „Das Wort Liebe", so lässt er Bradshaw es sagen, „einst ein leuchtender Fixstern am Goethe’schen Firmament, war nicht einmal mehr den Kuss einer Hure wert." Wirtschaftliche Not und Misstrauen hielten Einzug. „Ladenbesitzer ließen aus Angst vor Falschgeld jede Münze prüfend auf die Ladentheke fallen." Mit dem Reichstagsbrand und Adolfs Aufstieg ist es dann vorbei mit dem ungezügelten Nachtleben. Isherwood verlässt Berlin für immer, und seine Erzählung findet ein trauriges Ende.