Mit großen Werbekampagnen versprechen Singlebörsen wie Parship oder Elitepartner das große Glück. Doch wer sich dort ungestört umsehen will, muss kräftig in die Tasche greifen.
Frühlingsgefühle in der dunklen Jahreszeit: Wenn draußen die Temperaturen eisig und die Tage kürzer sind, sehnen sich viele Menschen besonders nach Wärme, Nähe und Geborgenheit. Es ist die Zeit, in der viele Singles im Netz auf Partnersuche gehen.
Platzhirsch auf dem Markt der Liebe ist die Partnervermittlungsbörse Parship. „Seit 2001 unterstützt Parship Singles, die sich nach einer langfristigen und glücklichen Partnerschaft sehnen. Das Herzstück der Online-Partnervermittlung ist ein eigens für das Unternehmen entwickeltes, wissenschaftliches Verfahren. Anhand eines Fragebogens wird ein objektives Persönlichkeitsprofil für jedes Mitglied erstellt, auf dessen Grundlage das Matching der Personen erfolgt, die besonders gut zueinander passen sollen", schreibt das Unternehmen. Es wirbt mit einer hohen Akademiker-Quote, besonders hohen Erfolgschancen und preist seine Mitglieder als „Singles mit Niveau" an.
Niveauvoll sollte zumindest einmal die heimische Geldbörse sein. Denn wer alle Funktionen nutzen will, muss tief in die Tasche greifen. Die gezielte Suche im Internet nach der Liebe fürs Leben oder dem kurzen Flirt ist längst zum Normalfall geworden. Der stetig steigende Umsatz veranschaulicht den großen Zustrom: Im Jahr 2003 setzte die Branche 21,5 Millionen Euro um, im Jahr 2017 waren es 210,9 Millionen Euro. Bei Parship kostet ein Halbjahres-Abo fast 60 Euro pro Monat, billiger wird es erst, wenn man sich für ein oder gar zwei Jahre bindet.
Wie die Fragebögen ausgewertet werden, bleibt ein Geheimnis
Etwas weniger kostenintensiv, aber nicht wesentlich, ist der größte Konkurrent Elitepartner. Laut Stiftung Warentest sollen knapp sieben Millionen Singles in Deutschland auf diese Weise nach einer Partnerschaft suchen; und glaubt man Elitepartner, leben angeblich neun Millionen Deutsche mit jemandem zusammen, den sie online kennengelernt haben. Belegbar ist das alles nicht. Wer sich bei Parship oder Elitepartner anmeldet, muss zunächst einmal einen äußert ausführlichen Fragebogen beantworten. Damit sollen „Singles mit Niveau und gleichen Interessen gefunden" werden. Wie die Auswertung erfolgt, daraus macht Parship ein großes Geheimnis. „Der konkrete Algorithmus ist natürlich sehr kompliziert und wird gehütet wie das Rezept von Coca-Cola, weil dahinter viel Forschung und Mühe stecken. Aber zur Erklärung kann man sagen: Wir erheben mit unserem Fragebogen Persönlichkeitsmerkmale einer Person und wir erheben Interessen und Hobbys. Letztlich geht es darum, zu schauen, wer besonders gut matcht", teilt das Unternehmen mit.
Bei Parship und Co steht zunächst ein kostenloser Service zur Verfügung, der geeignet ist, um das Suchsystem kennenzulernen: Das Einstellen einer Kontaktanzeige und eines Fotos gibt es bei den meisten zum Nulltarif. Wer dann mit anderen in Kontakt treten möchte, muss Mitglied werden. Und hier beginnen die Probleme. Es gibt zahlreiche Internetforen, in denen Zweifel an der Echtheit der Profile laut werden. Frage man einen angeblich interessierten Nutzer nach seinem Facebookprofil, um kostenfrei chatten zu können, käme oft keine Antwort mehr. Melde man sich dann kostenpflichtig an, nehme die Zahl an Interessenten merklich ab. Parship sagt dazu – nichts. Man könne und dürfe den Chatverlauf der Nutzer nicht überprüfen. Auffällig auch: Begibt man sich im Netz auf die Suche nach Testberichten über die Plattformen, dann stößt man mehrfach auf Seiten, hinter denen nichts anderes steckt als Werbung für die Online-Börsen. Im Impressum tauchen dann Marketingagenturen auf, die in direkter Verbindung zu einzelnen Anbietern stehen. „Als Paarforscher wissen wir, wie glückliche Partnerschaften entstehen", schreibt beispielsweise Parship auf seiner Webseite und verspricht eine Partnerschaft, die auch längerfristig „inspirierend und lebendig bleibt". Offensiv wirbt man mit einer hohen Erfolgsquote. Diese lasse sich auf Interviews mit Nutzern zurückführen. Belegen kann man dies allerdings nicht.
Nach wissenschaftlicher Meinung kann eine mathematische Formel ohnehin kaum zwei Singles zu einer langfristigen Liebesbeziehung zusammenbringen. Es sei nicht zu bestreiten, dass es Methoden gebe, den dauerhaften Erfolg von Beziehungen vorherzusagen. Das Hauptproblem der Anbieter sei jedoch, dass sie nicht über die dafür nötigen Informationen verfügten. Beispielsweise hätten Studien gezeigt, dass in erster Linie die Art, wie zwei Menschen miteinander diskutieren und Meinungsverschiedenheiten lösen, entscheidend sei, wenn man die Zufriedenheit einer Beziehung prognostizieren will, heißt es in einer Studie der amerikanischen North Western University.
Mit Fake-Profilen sollen Kunden angelockt werden
Fragt man bei der Stiftung Warentest nach, wie die Singlebörse zu bewerten seien, erhält man abwägende Antworten. Parship gehe beispielsweise mit den Nutzerdaten vorbildlich um, eine Erfolgsgarantie für die große Liebe gebe es einfach nicht. Doch die Stiftung weist auch auf Probleme hin. So seien häufig Spammer unterwegs. Sie seien im Auftrag von anderen kostenpflichtigen Portalen unterwegs, um die Nutzer für ihre Auftraggeber abzuwerben. Regelrecht kriminell seien sogenannte Scammer: Das sind klassische Heiratsschwindler, die die große Liebe vorgaukeln, dann aber nur Geld für Flüge, Visen, Arztbesuche oder anderes wollen. Und schließlich, und das macht die Angelegenheit besonders kompliziert, setzen die Portalbetreiber häufig bezahlte Animateure ein, die im Auftrag des Portals User zur Nutzung von kostenpflichtigen Funktionen bewegen sollen. Das ist aus Sicht einiger Portalbetreiber legal, denn darauf wird in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) hingewiesen. „Chancen zum Kennenlernen eines potenziellen Partners gibt es bei Fake-Profilen nicht, obwohl mit echten Kontakten geworben wird", sagt Susanne Baumer, Leiterin des Marktwächter-Teams Digitale Welt in der Verbraucherzentrale Bayern. Das Team hatte wegen Hinweisen von Verbrauchern und Medien den Markt analysiert. Lediglich bei 41 der 187 Dating-Portale gab es Hinweise in den AGB, auf der Startseite oder an beiden Stellen, dass fiktive Profile im Chat gekennzeichnet sind. „Dieser Hinweis ist allerdings nicht an prominenter Stelle platziert, sodass Verbraucher ihn nur schwer finden", kritisierte Baumer. Das Geschäft mit der Liebe ist offenbar wirklich schwer zu durchschauen.