Er sei bereit, verkündete Jürgen Doberstein (30) via Internet, nachdem sich lange kein Gegner für den mehrfachen Box-Weltmeister Jürgen Brähmer (41) fand. Der bestätigte, und am 21. Dezember steigt in Hamburg der bisher größte Kampf in seiner Karriere.
Jürgen Doberstein kann es nicht erwarten, wieder in den Ring zu steigen. Der Profiboxer aus Kleinblittersdorf steht vor dem größten Kampf seiner bisherigen Karriere. Am Samstag, 21. Dezember, wird der in Kasachstan geborene Saarländer im Hauptkampf der „German Edition" in Hamburg gegen Jürgen Brähmer antreten. Der Supermittelgewichts-Kampf (bis 76,2 Kilogramm) wird im Hamburg Cruise Center Altona ausgetragen, wo neben WBC-Weltmeisterin Tina Rupprecht auch einige vielversprechende deutsche Talente die Vorkämpfe bestreiten werden. Tickets für die Box-Nacht sind an allen bekannten Vorverkaufsstellen, online unter www.eventim.de und über die Ticket-Hotline 0176-30362608 erhältlich. „Ich freue mich sehr über so eine große, interessante Herausforderung, über die Chance, mein Können endlich unter Beweis stellen zu dürfen", sagt der 30-jährige Doberstein, der nach einem Jahr Verletzungspause inklusive Meniskus-Operation im August dieses Jahres erfolgreich in den Ring zurückgekehrt ist. Im Rahmen der „Fight Night of Honour" in Frankfurt besiegte Doberstein durch Technischen K. o. (TKO) in der vierten Runde den Ungarn Zoltan Sera. Es war sein 25. Sieg (sieben durch K. o.) im 29. Profikampf, hinzu kommen drei Niederlagen und ein Unentschieden.
Den Kampf gegen den 41-jährigen Brähmer aus Schwerin sieht er als „Chance meines Lebens. Er ist mehrfacher Weltmeister, hat sehr viel Erfahrung, und so ein Kampf ist genau das, was die Leute sehen wollen", findet Doberstein und ergänzt: „Ich freue mich jedenfalls wahnsinnig darauf." Schließlich geht es nicht nur um den Sieg, sondern auch um die IBF-Intercontinental-Meisterschaft. Der Gewinner hat demnach große Chancen auf einen Weltmeisterschaftskampf. „Das wäre schon ein großer Schritt", weiß der „Dobermann" und erklärt: „Es gilt die Regel: Wer den Interconti-Titel dreimal verteidigt, wird zum Pflichtherausforderer für einen WM-Kampf."
Danach gefragt, wie er diesen „dicken Fisch" an Land ziehen konnte, muss Jürgen Doberstein erst einmal lachen. „Das war so: Im Oktober haben mir Leute gesagt, sie hätten im Internet gelesen, dass Jürgen Brähmer am 21. Dezember kämpfen wird, aber dass sich keiner traut, gegen ihn anzutreten", erklärt er: „Mein erster Gedanke war: Das stimmt doch gar nicht. Mich hat nur noch keiner gefragt." Also versuchte sich Dobersteins Management an einer Kontaktaufnahme mit Brähmers Manager. „Nach einer Woche bekamen wir keine Antwort, dann haben wir Jürgen persönlich angeschrieben und wieder keine Antwort bekommen", erzählt der 30-Jährige, der schließlich das Handy zückte, um Fakten zu schaffen: „Dann habe ich das Ganze auf Facebook öffentlich gemacht und noch klar gesagt: Ich bin hier, ich bin bereit", sagt Doberstein und ergänzt: „Viele Leute haben bei Facebook darauf reagiert, und man hat gemerkt, dass es Interesse geweckt hat. Aber erst kam wieder eine Woche nichts, bis wir endlich eine Antwort erhalten haben. Ich hatte zwischenzeitlich schon gar nicht mehr damit gerechnet." Ende November, als sich der Veranstalter meldete, war dann endlich klar: Das Duell der Jürgens wird kommen.
„Das Alter spielt dabei keine Rolle"
Jürgen Doberstein ist seit zwölf Jahren Profi, Jürgen Brähmer schon seit 20 Jahren. Am 11. Dezember 1999, damals schon als Jahrhunderttalent gefeiert, bestritt er in Hamburg seinen ersten Profikampf. Im Laufe seiner außergewöhnlichen Karriere bescherte der heute 41-Jährige den deutschen Boxfans viele denkwürdige Boxabende. Später wurde er zweimal Weltmeister im Halbschwergewicht. 51 seiner 54 Profikämpfe konnte Brähmer bisher gewinnen – 37 davon durch K. o. Nur dreimal hatte er das Nachsehen – zuletzt im Oktober 2016 gegen den Briten Nathan Cleverly durch TKO in der sechsten Runde. Sein letzter Kampf fand am 15. Juni in seiner Heimatstadt Schwerin statt, wo er Erdogan Kadrija mit TKO in der zweiten Runde besiegte.
Persönlich kennen sich Doberstein und Brähmer nicht. Aber: „Ich habe seine Karriere schon immer verfolgt. Er war für mich immer schon einer der Besten der Welt. Auch schon als Amateur war er ja Junioren-Weltmeister", weiß Doberstein, „wir haben uns schon ab und an mal getroffen und uns auch miteinander unterhalten. Aber wir haben noch nie miteinander trainiert oder gemeinsames Sparring gemacht oder so." Dass sein mittlerweile 41-jähriger Kontrahent seine besten Jahre hinter sich gelassen hat, glaubt der Saarländer jedenfalls nicht: „Er ist super in Form. Das Alter spielt dabei keine Rolle, daran denke ich auch überhaupt nicht. Es gibt Boxer, die sind mit 45 noch topfit und welche, die mit 35 schon nicht mehr können", sagt der elf Jahre jüngere Doberstein und stellt klar: „Fakt ist: Ich muss mich super vorbereiten und auf einen harten Kampf vorbereiten." Brähmer ist Rechtsausleger, konditionell stark und hat viel Erfahrung. „Er boxt unorthodox und schlägt sehr viel, kann aber auch sehr gut einstecken. Er ist einfach ein Weltklasse-Mann. Mehr muss man nicht sagen", sagt Doberstein und schiebt ungeduldig nach: „Ich will auch nicht viel über ihn reden, sondern in den Ring steigen und alles geben."
Dafür bereitet er sich unter Anleitung seines Trainers Sergej Ostrovski gewohnt akribisch vor. Nach intensivem Ausdauer- und Krafttraining mit drei Einheiten pro Tag wird Doberstein in zahlreichen Sparringskämpfen gegen Rechtsausleger an seiner Kampfstärke und Taktik feilen. „Das ist nicht optimal, aber okay", sagte Ostrovski der SR-Sportarena zur mit knapp vier Wochen sehr kurzen Vorbereitungszeit. Normalerweise werden für einen solchen Kampf drei Monate veranschlagt.
Trainer Ostrovski ist dennoch siegessicher: „Wir wissen, auf was wir uns einlassen, und ich bin sicher, dass wir es schaffen." In der Woche vor dem Kampf lässt er es ruhig angehen, um seinen Körper zu regenerieren, bevor er gegen Brähmer „alles raushaut".