Seit 1987 gibt es das internationale Handballturnier für U18-Nationalmannschaften in Merzig schon. Die 33. Ausgabe wird die erste sein, an der auch ein Team der Färöer mitmischt. Die Jungs der 50.000-Einwohner-Inseln sind mehr als nur ein Geheimtipp auf den Turniersieg.
Mit der Nationalmannschaft der Färöer besitzt der 33. Sparkassen Cup in Merzig einen echten Farbtupfer. Zum ersten Mal nehmen die Akteure der zu Dänemark gehörenden, aber autonom verwalteten Inselgruppe am internationalen U18-Handballturnier teil, das traditionsgemäß zwischen dem 27. und 30. Dezember in der Thielsparkhalle ausgetragen wird. Nach dem Gewinn der European Open im Juli 2019 wäre die Bezeichnung Außenseiter für die Färöer unangebracht. In Göteborg setzten sie sich nämlich gegen 23 namhafte Handballnationen durch und entschieden selbst das Endspiel gegen das hoch gehandelte Team des Gastgebers souverän mit 36:29 für sich. „Ich habe den Turnierverlauf im Internet verfolgt und war total begeistert von der Spielstärke und der Euphorie dieser Truppe", berichtet Sparkassen Cup-Organisator Michael Lux vom ausrichtenden HSV Merzig-Hilbringen und ergänzt: „Sofort nach dem Turnier habe ich den Kontakt zu den Verantwortlichen gesucht und war glücklich, als sie mir ihre Zusage gaben." Revanchieren können sich die Schweden in Merzig nicht – sie gehören nicht zum Teilnehmerfeld. Wohl aber Island und Weißrussland, die Dritt- und Viertplatzierten der European Open. Zudem werden Titelverteidiger und Rekordsieger Deutschland, Italien, die Schweiz, die Niederlande und – wie immer – das Saarland sich miteinander messen.
Saar-Auswahl will lernen
„Es handelt sich um ein starkes, internationales Teilnehmerfeld mit einigen Neulingen wie zum Beispiel den vielbeschriebenen Färöer", weiß der saarländische Landestrainer Dirk Mathis, der die positiven Berichte über den Gruppengegner seiner Mannschaft zwar verfolgt hat, aber „da ich noch kein Spiel von ihnen gesehen habe, kann ich mir keine Einschätzung erlauben", sagt Mathis und ergänzt: „Ich habe mir auch die bisher erzielten Ergebnisse angeschaut, aber auch die halte ich für wenig aufschlussreich." Ohnehin interessieren ihn die theoretischen Stärken seiner Gegner nur bedingt. Entscheidend ist auf der Platte. Und dort dürfen die Zuschauerinnen und Zuschauer hoch spannende Spiele auf höchstem internationalem Niveau erwarten. Neben den Färöer bekommen es die Saarländer in Gruppe A mit den Niederlanden und Weißrussland zu tun. In Gruppe B kämpfen demnach Deutschland, Italien, Island und die Schweiz um den Einzug ins Halbfinale.
„Wir freuen uns wie jedes Jahr sehr – auch darauf, andere Nationalitäten kennenzulernen und die gemeinsam mit den Jungs und Christian zu bespielen", sagt Dirk Mathis. Christian ist kein Geringerer als der Weltmeister von 2007, Christian Schwarzer. Er ist der Jugendkoordinator des Handballverbands Saar und wird die Saarauswahl zusammen mit Landestrainer Mathis betreuen. „Wir beim HV Saar fahren ganz gut damit, dass wir die Förderung der Talente nicht schon, wie es andere Landesverbände tun, sehr früh einstellen, sondern weiter gezielt fördern, ohne den doch immer vorhandenen, vielleicht auch selbst auferlegten Druck des ‚Gewinnenmüssens‘. Deshalb ist diese Turniermaßnahme so immanent wichtig. Sie stellt für alle unsere Spieler eine Win-Win-win-Situation her", findet Mathis und erklärt: „Wir messen uns als Team mit sehr starken Gegnern, die Jungs müssen vor vielen Zuschauern spielen, was sie so nicht unbedingt kennen, und sie haben in den Spielen sehr gute Gegenspieler, wodurch sie ganz viel für ihre persönliche Entwicklung herausziehen können." Weil sie all das auch noch ohne großen Erwartungsdruck angehen können, sind alle Voraussetzungen für den größtmöglichen Nutzen jedes Einzelnen nahezu perfekt. „Natürlich will jeder jedes Spiel gewinnen. Es ist auch schön, wenn wir Spiele gewinnen. Aber es muss nicht unbedingt sein", bringt es Mathis auf den Punkt. Dem Landestrainer würde es schon reichen, wenn seine Schützlinge möglichst viele ihrer Spiele möglichst lange offen gestalten können und so auch die Zuschauer auf ihre Seite ziehen könnten. „Das Primärziel ist, durch couragierte Auftritte eine Superstimmung in der Halle zu erzeugen", kündigt Dirk Mathis an, „Was dann zusätzlich noch dabei rumkommt, ist sehr stark tagesformabhängig. Fakt ist: Wir sind sehr gut eingespielt und daher unangenehm zu bespielen – auch für Nationalmannschaften. Darüber hinaus haben wir unsere Waffen." Insbesondere die Abstimmung und das Zusammenspiel in den Blöcken und Kleingruppen sieht er als Trumpf. Dabei gehen die Saarländer ohne echten Anführer in das Turnier, wie Mathis erklärt: „Eben weil wir so ein homogener Haufen sind, wird in jedem Spiel ein anderer die führende Rolle übernehmen."
„Es wäre schön, wenn wir auch Spiele gewinnen"
Darüber, dass sie sich wie auch ihre Vorgänger weiterhin zwischen den Feiertagen in Merzig präsentieren dürfen, freuen sich nicht nur die saarländischen Handballtalente. Auch Ausrichter HSV Merzig-Hilbringen und Hauptsponsor Sparkasse sind angesichts der Vertragsverlängerung um drei Jahre überaus glücklich. Sparkassen-Chef Frank Jakobs schwärmte nach der Unterzeichnung regelrecht von „diesem besonderen Turnier mit überregionaler Strahlkraft" und lobte das „großartige Engagement" der Merzig-Hilbringer Handballfreunde in höchsten Tönen: „Es ist immer wieder beeindruckend, mit wie viel Engagement und Herzblut die vielen ehrenamtlichen Helfer solch eine große Veranstaltung auf die Beine stellen." Die Präsidentin des Sparkassenverbandes Saar, Cornelia Hoffmann-Bethscheider, schob nach: „Das ist gut für die Region, und dieses außergewöhnliche Handball-Event bringt auch nachhaltig was für den Saar-Handball und hier insbesondere für die Jugend."