Zwei Tatorte, nur wenige Stunden lagen zwischen einem Blutbad und dem nächsten: In den USA sind Anfang August 31 Menschen Todesschützen zum Opfer gefallen. Ende August starben sieben weitere Menschen durch die Hand eines Amokschützen.
Bewaffnete Angreifer haben am ersten Augustwochenende binnen 24 Stunden an zwei verschiedenen Orten in den USA 31 Menschen erschossen. In einem Einkaufszentrum in der Grenzstadt El Paso in Texas tötete ein Schütze 22 Menschen, 26 weitere wurden verletzt, wie Polizeichef Greg Allen mitteilte. Der mutmaßliche Täter ergab sich. Die Ermittlungen hatten ergeben, dass der Todesschütze bei seinem Angriff vor allem Mexikaner töten wollte. Unter den Toten war auch ein deutscher Staatsbürger. Polizeichef Allen sagte, der erste Notruf sei um 10.39 Uhr Ortszeit (18.39 Uhr MESZ) eingegangen. Sechs Minuten später sei die Polizei vor Ort gewesen. Der Szenerie am Tatort sei „schrecklich" gewesen.
Ein Polizeisprecher sagte, die meisten Opfer seien in einem Walmart in dem Ladenkomplex von Schüssen getroffen worden. Der Supermarkt sei zum Zeitpunkt des Angriffs voll gewesen. Der Sprecher schätzte, dass sich dort zwischen 1.000 und 3.000 Menschen aufhielten. Der Schütze habe bei der Tat ein Gewehr benutzt. Tabitha Estrada, Mitarbeiterin eines Ladens in dem Einkaufszentrum, sagte, sie habe sich mit Kunden im hinteren Teil des Geschäfts versteckt. Viele ihrer Kunden seien aus Mexiko gewesen. „Es ist surreal, dass das in unserer Stadt passiert, weil ich El Paso nie als einen hasserfüllten Ort kennengelernt habe."
Wenige Stunden später fielen in der Stadt Dayton im US-Bundesstaat Ohio Schüsse nahe einer Bar im Zentrum: Neun Menschen starben, 16 weitere wurden nach Angaben der Polizei verletzt. Beamte töteten den Angreifer. Die Massaker lösten international Bestürzung aus und entfachten auch in den USA einmal mehr die Diskussionen um das liberale Waffenrecht neu sowie die Diskussion um US-Präsident Donald Trump und dessen Haltung.
Waffendiskussion ohne wirkliche Folgen
Trump selbst besuchte wenige Tage später in Dayton zunächst gemeinsam mit seiner Frau Melania ein Krankenhaus und traf dort nach Angaben des Weißen Hauses Verletzte, Angehörige der Opfer, Rettungskräfte und Polizisten. Medien waren nicht zugelassen, was für Kritik sorgte. Trump verzichtete demonstrativ darauf, öffentlich aufzutreten oder das Viertel zu besuchen, in dem sich die Bluttat abgespielt hatte. Die Bürgermeisterin von Dayton, die Demokratin Nan Whaley, sagte, dies sei eine gute Entscheidung Trumps gewesen. In der Gemeinde gebe es viel Wut, dass es zu der Tat gekommen sei. In El Paso besuchten Trump und die First Lady ebenfalls ein Krankenhaus und sprachen dort – wieder hinter verschlossenen Türen – mit Opfern der Attacke. Sie trafen sich außerdem mit Polizisten, die bei dem Angriff im Einsatz waren. Dort wurden sie von Journalisten begleitet. In beiden Städten gab es Proteste. Demonstranten in El Paso warfen Trump auf Schildern unter anderem Rassismus vor. In Dayton ließen Protestler auch einen überdimensionalen Baby-Trump-Ballon aufsteigen.
Daytons Bürgermeisterin Whaley sagte, sie habe Trump dringend aufgerufen, eine Verschärfung der Waffengesetze anzustoßen. Waffen wie jene des Schützen von Dayton müssten verboten werden. Wenn nichts passiere, werde es wahrscheinlich schon sehr bald das nächste Blutbad geben. Whaley sollte Recht behalten. Ende August hatte ein vorbestrafter Schütze in Odessa im US-Bundesstaat Texas nach einer Verkehrskontrolle scheinbar wahllos das Feuer eröffnet, sieben Menschen getötet und 20 weitere verletzt. Der Schütze wurde von Polizisten getötet.
In den USA kommt es immer wieder vor, dass in Einkaufszentren, an anderen öffentlichen Orten oder auch in Schulen Menschen durch Schüsse getötet werden. Bemühungen für schärfere Waffengesetze laufen seit Jahren ins Leere – vor allem, weil Trumps Republikaner zum Teil vehement dagegen sind. Die mächtige Waffenlobbyorganisation NRA bekämpft ebenso vehement jeden Versuch, Waffenbesitz stärker zu regulieren. Auch Trump ist dezidiert gegen eine Einschränkung des in der US-Verfassung verankerten Rechts auf Waffenbesitz.
Mitte November erhielten die oppositionellen Demokraten bei ihrer Forderung nach einem schärferen Waffenrecht in den USA allerdings unerwartet Unterstützung aus der Wirtschaft. 145 Konzernchefs riefen den US-Senat in einem Brief dazu auf, einen vom Repräsentantenhaus bereits im Februar beschlossenen Gesetzesentwurf zu verabschieden. Damit sollen Privatverkäufe von Waffen, bei denen es keine Hintergrundprüfung des Käufers gibt, prinzipiell verboten werden. Es sei nicht hinnehmbar, in dieser Krise untätig zu bleiben. Der von den Republikanern von US-Präsident Donald Trump dominierte Senat müsse dem Beispiel des Repräsentantenhauses folgen. Letzteres kontrollieren die Demokraten.
Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem die Geschäftsführer von Airbnb, Uber und Yelp.