Sri Lankas Regierung hatte als Motiv für die Osteranschläge Vergeltung für Christchurch vermutet. IS-Chef Abu Bakr Al-Bagdadi sprach Ende April in einem Video von Rache für die Zerstörung seines Kalifats.
Der ehemalige IS-Chef Abu Bakr Al-Bagdadi, der sich Ende Oktober selbst in die Luft gesprengt hat, als ihn amerikanische Spezialkräfte gestellt hatten, hatte Ende April die Terrorangriffe von Sri Lanka über Ostern als Rache für die Zerstörung des von den Extremisten ausgerufenen Kalifats bezeichnet. In einem entsprechenden Video sprach Al-Bagdadi von Vergeltung für die Niederlage in der syrischen Stadt Baghus. Truppen unter kurdischer Führung hatten die letzte IS-Bastion im Frühjahr nach wochenlangen Kämpfen eingenommen.
Am Ostersonntag hatten neun Selbstmordattentäter, unter ihnen eine Frau, Anschläge unter anderem auf drei christliche Kirchen und drei Luxushotels verübt. Dabei kamen mehr als 250 Menschen ums Leben. Unter den Todesopfern waren laut Unicef auch 45 Kinder, fast 500 Menschen wurden verletzt. Unter den Toten ist nach Angaben des Auswärtigen Amtes auch ein Deutsch-Amerikaner. Die Attentäter gehörten nach Angaben der Regierung der einheimischen Islamistengruppe National Thowheeth Jamaath an. Bis Ende April befanden sich 59 Verdächtige mit mutmaßlichen Verbindungen zum Terrorismus in Gewahrsam. Darunter neun Frauen, teilte die Polizei mit. Insgesamt waren demnach rund 200 Menschen in Gewahrsam, zu denen aber auch Angehörige von Verdächtigen zählten.
Mehr als 250 Opfer bei den Anschlägen
Al-Bagdadi zeigte sich im Frühjahr erstmals seit fast fünf Jahren wieder in einem Video. Die Angriffe in Sri Lanka hätten die Herzen der Muslime erfreut, sagt Al-Bagdadi dabei. Sri Lankas Regierung hatte als Motiv für die Anschläge Vergeltung für den Anschlag auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März vermutet. Sri Lankas Staatspräsident Maithripala Sirisena sagte dem US-Nachrichtensender CNN, die Selbstmordattentäter von Ostern hätten nach Ansicht der Geheimdienste Training durch den IS erhalten.
Als Folge der Anschläge verhängte die Regierung ein Vermummungsverbot in Sri Lanka. Gesichtsbedeckungen erschwerten die Identifizierung von Personen und gefährdeten so die nationale Sicherheit, hieß es. Kleidungsstücke muslimischer Frauen wie Gesichtsschleier, Burka und Niqab wurden nicht ausdrücklich genannt. Rund zehn Prozent der knapp 21 Millionen Sri Lanker sind Muslime. Die Tropeninsel ist mehrheitlich buddhistisch.
Nachdem die Polizei die Bevölkerung bei ihren Ermittlungen um Hinweise zu sechs Verdächtigen gebeten hatte, wurden vier von ihnen festgenommen. Die anderen beiden kamen in einem von Sicherheitskräften umstellten Haus an der Ostküste des Landes ums Leben, als sich drei Selbstmordattentäter in die Luft sprengten. Die Ehefrau und vierjährige Tochter des mutmaßlichen Drahtziehers der Osteranschläge, Mohammed Zaharan, überlebten. Sein Vater und zwei Brüder waren unter den insgesamt
15 Toten. Vier Monate nach den verheerenden Anschlägen hatte Sri Lanka im August den Ausnahmezustand aufgehoben. Die Sicherheitslage sei inzwischen wieder gut, sagte ein Militärsprecher. Die meisten Verdächtigen seien festgenommen oder getötet worden, teilte die Polizei mit.
Im Oktober gelang Spezialkräften des US-Militärs wie erwähnt ein Schlag gegen den IS. Sie hatten Al-Bagdadi in einem Gehöft im Nordwesten Syriens aufgespürt. Er war nach Aussagen von US-Präsident Donald Trump vor den Soldaten in einen Tunnel geflüchtet. Dort zündete er eine Sprengstoffweste. Neben dem Anführer wurden nach Angaben der USA fünf weitere IS-Kämpfer getötet und zwei Personen in Gewahrsam genommen worden. Al-Muhadschir, der als einer der wichtigsten Berater Al-Bagdadis galt, wurde laut Trump bei einem weiteren Einsatz getötet.