Inzwischen gibt es viele Stars, die sich für Tierschutz engagieren, sich fleischlos oder rein pflanzlich ernähren. Bei einigen scheint Publicity im Vordergrund zu stehen, bei anderen geschieht dies aus tiefer Überzeugung – so wie bei Joaquin Phoenix.
In den frühen Lebensjahren des „Joker"-Stars gab es ein Aha-Erlebnis, das ein Umdenken auslöste. Als er sich mit Bekannten auf einem Bootsausflug befand, fingen diese Fische und schlugen sie mit Gewalt mit dem Kopf gegen das Boot, um sie zu töten. Zu der Organisation Peta („People for the ethical Treatment of Animals") sagte Joaquin Phoenix: „Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben soll, es hat mich wütend und irgendwie misstrauisch gemacht und mir Angst vor den Menschen eingeflößt. In gewisser Weise empfand ich es wie einen großen Machtmissbrauch." Er erzählte weiter, dass er, seine Mutter sowie seine Geschwister schon ein paar Monate später vegan lebten – da war Phoenix etwa drei oder vier Jahre alt. Die Begründung für seinen veganen Lebensstil: „Ich möchte einem anderen lebenden und fühlenden Wesen keine Schmerzen zufügen. Ich möchte ihm nicht seine Babys wegnehmen. Ich möchte es nicht dazu zwingen, eingeschlossen und gemästet zu werden, nur um geschlachtet zu werden. Das ist absurd und barbarisch."
Wie etwa auch Pamela Anderson, Pink oder Eva Mendes ist der Schauspieler Peta-Aktivist. So war er in dem ersten veganen Werbespot der Organisation zu sehen. Es folgten viele weitere Aktionen und Videos, in denen er Tieren eine Stimme verlieh und Missstände sowie Tierquälerei anprangerte. Im Jahr 2013 veröffentlichte er mit Peta ein Video, in dem er schildert, wie qualvoll der Erstickungstod für Fische ist. Andere Projekte machten etwa auf schockierende Zustände in der Wollindustrie, bei dem Schlachten von Reptilien für Ledergewinnung oder Speziesismus (die Ungleichbehandlung von Lebewesen aufgrund ihrer unterschiedlichen Artzugehörigkeit) aufmerksam.
Joaquin Phoenix trägt selbst nie Pelz, Leder und Wolle. Das gilt auch für seine Filme. Als er in „Gladiator" den römischen Kaiser Commodus spielte, gab er bekannt, dass er das römische Ledergewand nicht anziehen werde. Für ihn wurde schließlich eigens ein Kunstledergewand hergestellt.
Erzähler in prämierten Tierdokumentationen
Daneben fungierte der Hollywood-Star als Erzähler des Films „Earthlings" (2005, deutsch „Erdlinge"). Dieser dokumentiert unter anderem das Leiden von Tieren in der Massentierhaltung, Leder- und Pelzindustrie oder bei Tierversuchen. Der Zuschauer begleitet Tiere oftmals auf ihrem letzten Weg. Man sieht etwa Schweine, die teilweise bei vollem Bewusstsein verbluten, brüllende Rinder, die durch Schlachthöfe gezogen werden oder herrenlose Hunde, die man zusammengepfercht vergast. Für die Produktion von „Earthlings" wurden über einen Zeitraum von fünf Jahren versteckte Kameras eingesetzt, um die ungeschönte Realität festzuhalten, die den Zuschauer so schnell nicht wieder loslässt. Auf den Artivist Film Festivals 2005 fand die Premiere von „Earthlings" statt, wo der Film als beste Dokumentation ausgezeichnet wurde. Es folgten weitere Preise, auch für den Inhalt den Films. Phoenix erhielt für sein Mitwirken den „Humanitarian Award". Die Dokumentation wurde von seinem engen Freund Shaun Monson produziert, der auch Regie führte.
Auch „Dominion" (2018, deutsch „Herrschaft") lieh er seine Stimme – hier zusammen mit weiteren vegan lebenden Stars wie Tätowiererin Kat von D und Sadie Sink („Stranger Things"). „Dominion" veranschaulicht die Herrschaft des Menschen über das Tierreich, insbesondere Nutztiere. Die Szenen, in denen viele Missstände und massive Tierquälereien in der heutigen Tierzucht in Australien zu sehen sind, wurden mithilfe von versteckten Kameras und ferngesteuerten Drohnen aufgezeichnet. Bei den Perspektiven von oben wird erkennbar, um welche Massen von Tieren es sich handelt, die täglich etwa für den Verkauf von Fleisch sterben. Bewertungen gibt es keine, das Gezeigte wird sachlich geschildert. Die Bilder von leidenden, schreienden Tieren sprechen allerdings für sich.
Bei dem Engagement des 45-Jährigen ist es kein Wunder, dass er sich in eine Frau verliebt hat, die ebenso denkt, fühlt und lebt wie er selbst. Seit 2016 ist Phoenix mit seiner 34-jährigen Schauspiel-Kollegin Rooney Mara liiert, bekannt durch „A Ghost Story", „The Discovery" oder ihre Rolle der Lisbeth Salander in dem US-amerikanischen Remake des Films „Verblendung". Beide lernten sich 2013 bei den Dreharbeiten zu dem Film „Her" kennen. 2018 stand das Paar sogar gemeinsam in „Maria Magdalena" vor der Kamera – sie spielte die Titelfigur, er Jesus von Nazareth. Man sieht die beiden aber nicht nur zusammen bei Filmdrehs, auf roten Teppichen oder glamourösen Preisverleihungen, sondern zum Beispiel auch auf dem „National Animal Rights Day March" in West Hollywood. Gemeinsam demonstrierten sie für Tierrechte in Shirts mit der Aufschrift „Our planet. Theirs too." und trugen tote Tiere in den Händen.
Peta wählte ihn zur „Person of the Year"
Rooney Mara lebt vegan, seit sie 26 ist. Auch sie achtet nicht nur auf eine rein pflanzliche Ernährung, sondern ebenfalls auf ihre Kleidung und trägt nur Materialien, für die kein Tier leiden musste. Ihre früheren Kleidungsstücke hat sie daher komplett entsorgt. Gemeinsam mit Chrys Wong und Sara Schloat gründete die Schauspielerin außerdem ihre eigene vegane Marke „Hiraeth", für die sie Outfits und Accessoires designt. Nur Pflanzen kommen bei der Herstellung zum Einsatz.
Ende letzten Jahres wurde der Schauspieler von Peta zur „Person of the Year 2019" gewählt. Ihre Wahl erklärte die Peta-Präsidentin Ingrid Newkirk wie folgt: „Joaquin Phoenix lässt keine Gelegenheit aus, um die Aufmerksamkeit von sich weg auf das Wohl der Tiere zu lenken und ist ein hervorragendes Beispiel eines Menschen, der den veganen Weg geht." In früheren Jahren fiel die Wahl etwa auf Papst Franziskus, Alicia Silverstone oder Anjelica Huston.
Ein großartiger Schauspieler mit einem großen Herz.