Wer hätte das im Sommer gedacht: Vor dem Auswärtsspiel in Bremen hat Union sechs Punkte Vorsprung vor Werder. Geschäftsführer Oliver Ruhnert verlängerte derweil seinen Vertrag.
Seit dem verpassten Aufstieg des Hamburger SV in der Vorsaison darf sich Werder Bremen als „Bundesliga-Dino" mit den meisten Spielzeiten (56) im Fußball-Oberhaus bezeichnen – doch das wollen die Bremer nicht. „Den Begriff finde ich für uns nicht passend, denn Dinos sterben ja irgendwann aus", sagt Werder-Sportchef Frank Baumann. Die Sorge ist nicht ganz unbegründet, denn der Nordclub taumelt gefährlich nahe am Abgrund zur Zweiten Liga. Deshalb ist für Werder ein Sieg am Samstag (8. Februar, 15.30 Uhr) gegen Union Berlin fast schon Pflicht. Die Eisernen wollen, aber sie müssen nicht gewinnen. Es sind die Bremer, die auf dem Relegationsrang stehen und sechs Punkte auf Union aufholen müssen. Auch, um Trainer Florian Kohfeldt aus der Schusslinie zu bringen. Die Lage sei „dramatisch", sagte Sportchef Baumann, er habe ein „mulmiges Gefühl". Diese Unsicherheit wollen die Berliner ausnutzen. Das Problem ist nur: Die Köpenicker strotzen nach der 0:5-Pleite im vergangenen Ligaspiel bei Borussia Dortmund auch nicht vor Selbstvertrauen. Das sei das bislang „schwächste Spiel der Saison" gewesen, meinte Neven Subotic. Der Innenverteidiger verließ das Stadion seiner „Alten Liebe" dennoch mit Glücksgefühlen. Die Südtribüne feierte ihren einstigen Publikumsliebling nach dem Schlusspfiff mit Ovationen. „Das bedeutet die Welt für mich", sagte Subotic hinterher sichtlich ergriffen.
„Das bedeutet die Welt für mich"
Sportlich war der Nachmittag aber einer zum Vergessen. Die Niederlage sei „verdient" gewesen, urteilte auch Trainer Urs Fischer, „aber vielleicht ein, zwei Tore zu hoch." Mit Blick auf das richtungsweisende Spiel in Bremen wollte der Schweizer zwar „das eine oder andere ansprechen", es damit aber auch nicht übertreiben. „Wichtig ist, so schnell wie möglich den Kopf freizubekommen." Auch Marvin Friedrich wollte die höchste Niederlage in Unions noch junger Bundesliga-Geschichte „so schnell wie möglich abhaken". Ihm persönlich dürfte es etwas schwerer fallen, denn der Innenverteidiger ist in Bremen wegen seiner fünften Gelben Karte gesperrt.
Union beim BVB – das war von vornherein eine fast unmögliche Mission. Zwar hatte der Aufsteiger den Titelkandidaten in der Hinrunde völlig überrascht und mit dem 3:1-Sieg für eine kleine Sensation gesorgt, doch solche Momente lassen sich nicht beliebig wiederholen. Diesmal fehlte die große Unterstützung der Alten Försterei, es fehlte die Überzeugung – und vor allem fehlte die Klasse. Kein Wunder: Der Spielerkader von Union wird im Wert auf 43 Millionen Euro geschätzt, der des BVB auf 616 (Quelle: transfermarkt.de).
Dass sich Union dennoch so glänzend behauptet in der Liga, ist auch ein Verdienst von Oliver Ruhnert. Der Geschäftsführer der Abteilung Profifußball, der als Chefscout im Club angefangen hat, stellte sein Auge für die richtigen Spieler und den richtigen Trainer mehrfach unter Beweis. Der Lohn: Sein im Sommer auslaufender Vertrag wurde verlängert. Über die genaue Laufzeit machte der Verein keine Angaben.
Nicht mehr im Club ist zwar Marcel Hartel, doch über dessen Auszeichnung freute sich auch Union: Die Zuschauer der ARD-Sportschau wählten Hartels spektakulären Fallrückzieher vom 31. Januar 2019 im Union-Trikot gegen den 1. FC Köln zum „Tor des Jahres 2019". „So eine Trophäe bekommt man nicht jedes Jahr. Das ist für mich was Besonderes", sagte Hartel, der im vergangenen Sommer zu Zweitligist Arminia Bielefeld gewechselt ist.