„Bombshell – Das Ende des Schweigens" thematisiert den Skandal um sexuelle Belästigung beim US-Fernsehsender Fox News. Kinostart ist am 13. Februar mit einer Besetzung, die sich sehen lassen kann.
Wer bei ihm Karriere machen will, muss loyal sein – das sagt Roger Ailes (John Lithgow), Chef des US Fernsehsenders Fox News in Jay Roachs Film „Bombshell – Das Ende des Schweigens" seiner Angestellten Kayla Pospisil (Margot Robbie) direkt ins Gesicht. Doch was die junge ehrgeizige Frau beim Vier-Augen-Gespräch im Büro ihres Chefs erlebt, ist entwürdigend: Nachdem er sie aufstehen und sich einmal um die eigene Achse drehen lässt, fordert er sie auf, ihr Kleid zu heben – so lange, bis er ihre Unterwäsche sehen kann.
Bereits 2016, ein Jahr vor Beginn der #MeToo-Debatte, erschütterten Vorwürfe sexueller Belästigung gegen den Chef des konservativen Fernsehsenders Fox News die amerikanische Medienlandschaft. Sie führten schließlich zur Absetzung von Roger Ailes. Der Film greift diese realen Ereignisse auf, erhebt aber auch nicht den Anspruch, in allen Details authentisch zu sein.
Die Rollen der drei Hauptfiguren sind hochkarätig besetzt: Charlize Theron spielt eine der Star-Moderatorinnen des Senders: Megyn Kelly. Nicole Kidman ist als Gretchen Carlson zu sehen, eine Moderatorin, die von einer wichtigen zu einer weniger wichtigen Sendung versetzt worden ist. Margot Robbie hat die Rolle der fiktiven Figur Kayla Pospisil übernommen, die die Erlebnisse einer ganzen Reihe Frauen in sich vereinigen soll. Viel Aufmerksamkeit bekam Robbie für die Titelrolle in „I, Tonya" aus dem Jahr 2017; spätestens seit Quentin Tarantinos „Once Upon a Time in Hollywood" (2019) gehört sie zu den bekannten Gesichtern des amerikanischen Kinos.
Zu Beginn des Films scheint die Welt bei Fox News noch in Ordnung zu sein. Der zu dem Medienkonglomerat von Rupert Murdoch (Malcolm McDowell) gehörende Fernsehsender zieht die konservativen Zuschauer vor die Bildschirme. Im Vorfeld der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl zeichnet sich die Kandidatur von Donald Trump für die Republikaner ab. Megyn Kelly gehört zu den Moderatoren, die die Bewerber für die republikanische Kandidatur bei Fox interviewen soll. Am Tag der Sendung ist ihr unheimlich schlecht, und sie muss sich mehrfach übergeben. Trotzdem steht sie vor der Kamera und konfrontiert Donald Trump mit seinen herablassenden Äußerungen über Frauen. Was sie einer Ladung negativer Äußerungen Trumps über Twitter und einer Flut von Hassbekundungen von Trump-Fans aussetzt. Ihr Chef Roger Ailes verhält sich danach sehr unterstützend, weiß er doch genau, dass die Schimpftiraden Trumps dessen Wählerschaft zu Fox-Zuschauern machen. Da er sich Sorgen macht, dass sie vergiftet worden sein könnte, stellt er ihr sogar Security-Leute zur Seite.
Mitspielen oder auf die Karriere verzichten?
Unterdessen hat die Karriere von Gretchen Carlson bei Fox ihren Zenit überschritten. Nachdem sie aus Anlass des International Girls Day eine Sendung ungeschminkt moderiert hat, muss sie sich von Ailes anhören, dass niemand eine schwitzende Frau mittleren Alters im Fernsehen sehen wolle.
Währenddessen ist Kayla Pospisil auf dem Weg nach oben. Nachdem sie zunächst für Gretchen Carlson gearbeitet hat, wechselt sie zur Sendung „The O’Reilly Factor". Doch schon am ersten Tag dort gerät sie mit ihrem neuen Chef aneinander. Frustriert geht sie mit ihrer Kollegin Jess Carr aus und betrinkt sich – und erwacht am nächsten Morgen in deren Bett. Nicht nur, dass Jess lesbisch ist: In ihrer Küche hängt auch noch ein Wahlplakat von Hillary Clinton. Was in aller Welt macht eine lesbische Demokratin bei Fox, fragt sich Kayla.
„Bombshell – Das Ende des Schweigens" zeigt die Arbeitswelt bei einem Fernsehsender vermutlich sehr realistisch. Die lockere, oft mit Flüchen angereicherte Sprache in der Redaktion, die hektische Atmosphäre und der Druck, Quote zu machen – all das dürfte sich bei vielen Sendern finden.
Der Film zeigt aber auch, wie schwer es in solch einer Atmosphäre ist, sich gegen sexuelle Belästigung zu wehren. Wie die Frauen das Gefühl haben, entweder mitspielen oder auf ihre Karriere verzichten zu müssen – und so eine Mauer des Schweigens entsteht. Wenig verwunderlich ist es da, dass die erste, die Vorwürfe erhebt, Gretchen Carlson ist, nachdem sie bei Fox entlassen worden ist. Mithilfe ihrer Anwälte versucht sie, Roger Ailes zu verklagen. Ihr ist klar, dass sie nicht die einzige ist, die belästigt worden ist. Und sie hofft, dass eine Reihe weiterer Frauen ebenfalls von ihren Erfahrungen berichten werden. Doch erst einmal steht sie ziemlich allein da.
„Bombshell – Das Ende des Schweigens" hat eine Reihe von Auszeichnungen erhalten. Bei den Oscars 2020 ist Charlize Theron für die Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin nominiert, Margot Robbie als beste Nebendarstellerin. Zudem ist der Film für den Oscar für das beste Make-up und die besten Frisuren nominiert.