Das Festival „Jazz im Warndt" findet in diesem Jahr bereits zum dritten Mal statt. Am 20. und 21. März gibt es in der Rosseltalhalle Jazz von Künstlern aus der Region.
Keine Angst vor Jazz – so könnte das Motto des Festivals „Jazz im Warndt" lauten. Denn das erklärte Ziel von Organisator Thorsten Gand ist, den Musikstil von seiner legeren Seite zu zeigen. „Unsere Konzerte sind auch für Jazz-Einsteiger geeignet. Es sind entspannte Abende zum Wohlfühlen", erklärt der Musiker und Pädagoge. Der Schwerpunkt seines Lehramtsstudiums für Musik, Geschichte und Politik war Jazz- und Popularmusik und damit die Basis für seinen Weg als Künstler und Konzertmanager. Mit dem Günder-Müller-Gand Trio ist er seit 2015 in der Großregion unterwegs. 2018 gründete Thorsten Gand zusammen mit Musiker-Kollege Sven Prokaska „Jazz im Warndt". Die Förderung regionaler Jazzmusik war von Anfang an das erklärte Ziel. „Es gibt im Saarland ja schon einige Festivals, die international ausgerichtet sind. Wir stehen nicht in Konkurrenz dazu, sondern setzen bewusst auf Künstler mit Bezug auf die Großregion", erklärt Gand. Die Rosseltalhalle sei der ideale Ort dafür, sowohl in Bezug auf die Größe als auch die Infrastruktur und die Lage.
Es ist ein Konzept mit Erfolg: Zwei ausverkaufte Abende mit insgesamt 300 Gästen standen sowohl im ersten als auch im zweiten Jahr in der Bilanz. Thorsten Gand freute sich besonders auf die vielen Großrosselner, die zu den Konzerten gekommen waren, ebenso über französische Jazz-Fans aus den Nachbargemeinden jenseits der Grenze. 2020 ist er erstmals alleiniger Veranstalter von „Jazz im Warndt". Sein Kollege hat sich aus zeitlichen Gründen zurückgezogen, ohne Streit, weiterhin gebe es gemeinsame Projekte. „Das bedeutet zwar mehr Arbeit für mich, aber auch mehr Freiheit", sagt der Organisator, dem ein kleines engagiertes Team zur Seite steht.
Bei der Auswahl der Künstler spielten nicht nur Regionalität und Qualität eine Rolle, sondern auch die Zugänglichkeit ihrer Musik: kein Mainstream, aber trotzdem Jazz, der auch für Einsteiger geeignet ist. „Es sind Konzerte auf hohem Niveau, die trotzdem nicht anstrengend sind", betont Gand. Die angemessene Bezahlung der Künstler sowie eine professionelle Tontechnik seien dabei selbstverständlich. Das Ambiente ist ebenso ein wichtiger Faktor: „Bei uns herrscht eine legere Clubatmosphäre mit Tischen und Stehtischen, in der sich die Gäste wohlfühlen." Dafür sollen auch feines Fingerfood und eine schöne Weinauswahl sorgen. Zudem verbreiten Werke des Malers Gaetano Franzese und eine Festivalretrospektive von Fotografin Isolde Stein kunstsinnig-inspirierendes Flair.
Im Mittelpunkt steht aber die Musik. Eröffnet wird „Jazz Warndt 2020" von David Andres (Kontrabass) und Lydia Schiller (Stimme) als Duo „Deep Talk", was frei mit „Dialog mit Tiefgang" übersetzt werden kann. Die Ankündigung verspricht „einen Sog, dem man sich als Zuhörer nur schwer entziehen kann". Die außergewöhnliche Instrumenten-Kombination schaffe einen freien Raum, der zwischen der Tiefe des Kontrabasses und der hohen Stimme entsteht. Als „inspirierende Kommunikationsebene" soll er die Musiker und das Publikum verbinden. David Andres ist mit internationalen Jazz-Preisen dekoriert und wurde in Saarbrücken geboren. Er lebt ebenso wie die im Allgäu geborenen Sängerin Lydia Schiller in Köln.
Verlässliche Partnerschaft mit der Gemeinde
„Blue Rondo", der zweite Act des Abends, prägt seit vielen Jahren die regionale Musiklandschaft. Das Quartett besteht aus hochkarätigen Musikern, die bereits weit über die saarländischen Landesgrenzen hinaus für Furore sorgten: Violinist Wolfgang Mertes, Konzertmeister des Saarländischen Staatsorchesters, Schlagzeuger Oliver Strauch, Professor für Jazz an der Hochschule für Musik Saar, sowie Hemmi Donié am Klavier und Stefan Engelmann am Bass. Ihre Musik beeindruckt nicht nur durch herausragende Virtuosität, sondern zeigt auch, dass Jazz keine genretypischen Grenzen kennt und hervorragend mit Klassik konveniert. Wolfgang Mertes spricht in diesem Zusammenhang von „der Suche nach der Interpretation in einem langen Zeitraum" sowie der spontanen Gestaltung, emotionalen Ausbrüchen und dem Entdecken der inneren Melodien. Das klingt vielversprechend!
Jazz für Beatles-Fans gibt es am zweiten Festivalabend vom Duo „Degen Andelfinger": Der saarländische Saxofonist Sebastian Degen lässt mit seinem Duettpartner Thomas Andelfinger, einem der gefragtesten Gitarristen aus der Südpfalz, bekannte und weniger bekannte Beatles-Klassiker in neuem musikalischen Gewand erklingen. Bei „Discovering Beatles" vermischen sich gängige Melodien mit spontaner Improvisation, ein musikalischer Dialog, der immer wieder Neues und Überraschendes entstehen lässt. Für die Musik von Degen Andelfinger gilt: In allem steckt ein wenig eigenes, ein wenig Tradition und ein wenig Blues.
Das Spiel im Moment ist auch eine Stärke des Stefan Münzer Trios. Begleitet von dem Bassisten Jan Oestreich (Bass) und Christian Fischer (Schlagzeug) präsentiert der in Saarbrücken lebende Pianist seine gefühlvollen Arrangements, die eine emotionale Innenwelt von großer Intensität offenbaren. Zuhörer erleben dabei die perfekte Balance von kompositorische Festlegung und improvisatorische Freiheit – Jazz, der keine vorbestimmten Erwartungen erfüllt, sondern aus der Empfindung des Jetzt entsteht.
Thorsten Gand freut sich auf „zwei schöne Abende, an denen sich Künstler und Gäste wohlfühlen". Er strahlt Optimismus aus, nennt das Festival lachend „sein Baby". Neben seinem Vollzeitjob als Didaktikleiter der Gemeinschaftsschule Bellevue in Saarbrücken ist die Musik das zweite Standbein in seinem Leben. „Jazz im Warndt" sei für ihn eine Herzenssache, die noch viel Potenzial birgt. Mehr Bewerbungen von Künstlern aus Frankreich und Luxemburg wünsche er sich für die Zukunft. Auch eine Ausweitung des Festivals, zum Beispiel mit einem Jazz-Frühstück, sei denkbar. Aber er wolle nichts übereilen, sondern den Dingen Zeit zur Entwicklung lassen.
Besonders wichtig ist für Gand die Unterstützung der Sponsoren sowie die verlässliche Partnerschaft mit der Gemeinde Großrosseln, die als Mitveranstalter die Rosseltalhalle sowie die benötigte Infrastruktur und das Personal kostenlos zur Verfügung stellt. Bürgermeister Dominik Jochum wacht als Schirmherr über das Festival. „Jazz im Warndt" ist für ihn eine „kulturell wertvolle Veranstaltung, die fachlich und handwerklich von den Künstlern hervorragend präsentiert und umgesetzt wird". Sie habe die noch einzige musikalische Lücke in der Großrosseler Kulturlandschaft geschlossen. Zuvor hatte es schon Musicals, Pop, Rock, Blasmusik, Mundart und auch Klassikkonzerte in der Gemeinde gegeben. „Einzig Jazz hatte uns noch gefehlt. Wir freuen uns sehr über diese Bereicherung", sagt Jochum. Er schätze vor allem die Eleganz des Festivals: „Man spürt bis ins kleinste Detail die Liebe und Leidenschaft, die Thorsten Gand und sein Team für diese Musik eint."