Das Corona-Virus in der Turbo-Globalisierung – die Welt ist heute noch enger zusammengewachsen als zu Zeiten der Vogelgrippe oder des SARS-Virus. Welche Auswirkungen hat der Ausbruch in China auf die globale Ökonomie?
Im Dong Xuan Center, Berlins größtem Asiamarkt, stocken die Geschäfte. Die sechs Hallen sind verwaist, nur wenige Kunden lassen sich blicken. Zur Berlinale reisen Regisseure und Schauspieler aus China nicht an. Die größte Mobilfunkmesse der Welt in Barcelona fällt aus, weil viele Großkonzerne abgesagt haben. Drei Beispiele, die zeigen, wie weit die Auswirkungen des Corona-Virus reichen. Immer noch breitet er sich in China rasant aus, immer noch ist kein Scheitelpunkt in Sicht, von einem Ende ganz zu schweigen.
Im Januar bereits ist der Automarkt in China eingebrochen – die Autohändler verkauften ein Fünftel weniger Fahrzeuge als sonst. Weil die Situation völlig ungewiss ist und keiner weiß, wie lange und wie stark sich die Epidemie noch ausbreitet, schwanken auch die Börsenkurse sehr. Analysten sprechen von „gedrückter Stimmung", auch wenn der Dax erst kürzlich einen neuen Rekordstand erreicht hat.
Automarkt in China eingebrochen
Die neue Seuche trifft auf eine Welt, die sich seit dem SARS-Ausbruch 2003 im Turbogang weiter globalisiert hat. Die Zahl der Flugpassagiere hat sich weltweit von 1,7 auf 4,3 Milliarden mehr als verdoppelt. Wurden 2003 Waren im Wert von rund sieben Billionen Dollar um die Welt geschickt, so waren es 2018 über 19 Billionen Dollar. Dabei wuchs Chinas Anteil am Welthandel von sechs auf 13 Prozent.
China ist heute der wichtigste Handelspartner der USA, der EU und der meisten seiner asiatischen Nachbarn. Es exportiert Waren, Dienstleistungen und Kapital in alle Welt und trägt rund ein Drittel zum globalen Wirtschaftswachstum bei. Für die deutschen Autobauer ist die Volksrepublik der zweitwichtigste Markt, jede vierte BMW-Limousine wird dort verkauft, VW erwirtschaftet in China mehr als ein Drittel des Jahresgewinns.
Jetzt haben weltweit Fluglinien Flüge von und nach China gestrichen, die Lufthansa hat alle Flugverbindungen nach Peking abgesagt. Das bevölkerungsreichste Land mit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt könnte immer mehr Staaten mit hinein in die Krise ziehen, wenn die Ausbreitung des Corona-Virus nicht bald gestoppt wird. Anfang dieser Woche schockierten neue Berichte von einem drastischen Anstieg der Zahl der Infizierten auf über 70.000 und mehr als 1.700 Toten die Welt. Von einer Entwarnung kann daher noch lange nicht die Rede sein.